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Die Saga vom Eisvolk 06 - Das böse Erbe

Die Saga vom Eisvolk 06 - Das böse Erbe

Titel: Die Saga vom Eisvolk 06 - Das böse Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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waren jetzt beide vierundvierzig. Als Gabriella noch ein junges Mädchen war, hatte sie sich immer gefragt, warum der gutaussehende Tarald nur eine so häßliche und farblose Frau wie Yrja geheiratet hatte, wo er doch die schönste Prinzessin hätte haben können, bei seinem Aussehen. Aber im Laufe der Jahre hatte sich ihr Urteil geändert. Yrja war die Stärkere, Gefestigtere und Zuverlässigere der beiden - und natürlich war sie schön, mit diesen gütigen Augen! Außerdem hatte Gabriella inzwischen die schreckliche Geschichte von Sunniva gehört, Taralds erster Frau, die er wegen ihrer Schönheit genommen hatte - während Yrja stumm liebte und litt.
    Gabriella erwachte aus ihren Gedanken und wandte sich den anderen in der Halle zu.
    Lieber Himmel, das war Kaleb?. Dieser hochgewachsene, muskulöse Bursche mit den eiskalten Augen?
    Gabriellas Verletzbarkeit ließ sie alle Stacheln aufrichten. Unmerklich zuckte sie zurück. Mußte er sie so feindselig ansehen?
    Sie war sich ihrer widerstreitenden Gefühle selbst nicht bewußt. Freundliche Zuwendung wollte sie nicht haben, aber unwillkommen wollte sie auch nicht sein… Gabriella zu sein war nicht leicht in diesen Tagen der abgrundtiefen Demütigung.
    Kalebs Kälte ließ sie rasch den Blick senken.
    »Komm und begrüße unsere kleinen Schützlinge«, sagte Liv eifrig. »Die Jungen sind gestern erst angekommen, und… «
    »Aber liebste Mutter«, lächelte Tarald. »Sollten wir Gabriella nicht erst einmal Gelegenheit geben, abzulegen und eine Kleinigkeit zu essen?«
    »Ach was, das Essen kann warten. Zieh den Mantel aus und komm, Gabriella!«
    Mattias und Kaleb begleiteten sie, wobei Mattias ihr enthusiastisch die ganze Sache erklärte. Gabriella versuchte, einen interessierten Eindruck zu machen, aber sie war nicht sehr begeistert, das Haus voller fremder Kinder zu finden, wo sie doch so dringend der Ruhe bedurfte. Die beiden kleinen Jungen waren bereits ganz in Kolgrims und Mattias' alte Spielsachen vertieft und fanden kaum die Zeit, guten Tag zu sagen. Gabriella fand, daß sie armselig und dumm aussahen. Es lohnte wohl nicht, viel Kraft auf sie zu verschwenden. Fluchen taten sie auch, und zwar ganz entsetzlich. Sie konnte Großmutter nicht verstehen.
    Das kleine Mädchen begegnete Gabriellas freudlosem Blick mit Verwunderung und Furcht. Sie versuchte in ihrem Bett vor der Dame zu knicksen. Das ging ziemlich daneben.
    »Warum liegt sie im Bett?« fragte Gabriella kurz angebunden.
    »Sie hat nicht genug zu essen bekommen«, erwiderte Liv. »Aber mir scheint, sie sieht heute schon ein wenig besser aus. Nicht war, Jungs?« »Ja, absolut.« Ich begreife das alles nicht, dachte Gabriella und hatte die kleine Eli schon wieder vergessen. Gleichgültig ging sie zur Tür. Ach, Simon, wie konntest du nur?
    Aber natürlich konnte er! Es war doch vollkommen einleuchtend, daß er eine üppige, lebenslustige Frau der unmöglichen Gabriella vorzog. Was hatte sie sich eigentlich eingebildet? Das irgend jemand sie haben wollte? Nicht einmal das Paladinsche Vermögen hatte Simon so sehr reizen können, daß er sie als Zugabe in Kauf nahm. Papas guter Wille… Er hatte ihnen ein Haus gekauft, hatte ihr eine fürstliche Mitgift gegeben. Und all das hatte Simon verschmäht. Weil er den Gedanken an ein Leben mit Gabriella nicht ertrug!
    Mattias, der Liv ins Speisezimmer gefolgt war, rief ihr munter über die Schulter zu:
    »Wie du siehst, Gabriella, gibt es hier reichlich zu tun für dich.«
    »Das bezweifle ich«, sagte Kaleb hinter ihr. Sie drehte sich abrupt zu ihm um.
    Er sagte kühl: »Wir haben hier keine Verwendung für junge Damen, die ihren Liebeskummer pflegen, damit er nur ja recht lange anhält.«
    Gabriella stiegen die Tränen in die Augen. »Ihr wollt Euch dieser Kinder annehmen? Wo Ihr überhaupt kein Verständnis für andere habt?«
    Kaleb warf ihr einen verächtlichen Blick zu und machte sich nicht einmal die Mühe, zu antworten.
    »Ich möchte einfach nur sterben«, sagte sie.
    »Ja, ich finde, das solltet Ihr ruhig tun. Im Moment seid Ihr jedenfalls niemandem von Nutzen.«
    »Das ist es ja gerade«, jammerte sie. »Ich bin überall unerwünscht.«
    »Ach ja? Und was glaubt Ihr, warum Eure Frau Großmutter Euch eingeladen hat?«
    »Das hat sie gar nicht, meine Eltern wollten mich nur loswerden.«
    »Das wundert mich nicht. Dabei hatte ich Euch als ein süßes kleines Mädchen mit einem großen Herzen für andere in Erinnerung.« Damit verließ er sie. Gabriellas Stimme

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