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Die Saga vom Eisvolk 06 - Das böse Erbe

Die Saga vom Eisvolk 06 - Das böse Erbe

Titel: Die Saga vom Eisvolk 06 - Das böse Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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gib mir meinen Geldbeutel zurück.«
    »Du Miststück, willst du etwa behaupten, ich hätte dich bestohlen, oder was?«
    »Ja, das will ich. Los, her mit dem Geldbeutel!« »Ich habe dich nicht…«
    Mattias nahm ihr seine Börse mit Gewalt ab. »Hier hast du einen Schilling, damit du heute nicht mehr auf die Straße gehen mußt.«
    Sie schleuderte die Münze mit einer kräftigen Bewegung fort, so daß sie die ganze Treppe hinab sprang. »Ich brauch dein Scheißgeld nicht, du verdammter Heiliger!« »Wie du willst«, sagte Mattias sanft und ging die Treppe hinab.
    Er war noch nicht unten, da war sie schon wie Pfeil an ihm vorbeigeschossen und hatte die Münze aufgesammelt. Mattias nickte ihr einen freundlichen Abschiedsgruß zu. Sie streckte ihm die Zunge heraus.
    »Beeil dich«, zischte Kaleb, der eine Hand auf Fredas Mund gepreßt hielt, als Mattias den Schlitten erreichte. »Wir erregen Aufsehen, und ich kann ihr nicht viel länger den Mund zuhalten.«
    Rasch verließen sie den Ort. Alle drei versuchten die kleine zehnjährige Freda zu beruhigen, die glaubte, ihr letztes Stündlein habe geschlagen.
    »Freda, du mußt uns jetzt zuhören«, sagte Gabriella. »Wir wollen dir helfen. Du sollst nicht mehr in zugigen Treppenhäusern schlafen, nicht mehr hungern oder… unappetitliche Sachen mit ansehen müssen. Jetzt setz dich auf und schau dich um! Wir fahren heim nach Grästensholm. Du kennst doch sicher das Gut Grästensholm, du bist doch aus der Gemeinde.«
    »Blöde Kuh!« rief Freda. Sie hatte viel gelernt bei ihrer Schwester.
    Als sie den Gutshof erreichten, hatte die Kleine mehr oder weniger resigniert. Oder vielleicht hatte sie auch einfach keine Kraft mehr.
    Die anderen legten ihre beschmutzten Mäntel ab. Sie befreiten Freda von ihren Lumpen und steckten sie kurzerhand in den Badezuber, den Liv vorbereitet hatte. Zu viert hielten und badeten sie das Kind, dessen markerschütterndes Gebrüll bis hinunter nach Lindenallee zu hören war. Nach kurzer Zeit waren sie alle naß bis auf die Haut, und der Fußboden war ein einziger See. Nach dem sie die saubergeschrubbte Freda- die ihrem friedvollen Namen so gar keine Ehre machte - im Zimmer der großäugigen, verschreckten Eli zu Bett gebracht hatten, sagte Gabriella resolut:
    »Ich schlafe heute nacht bei den Mädchen. Sie sind einander fremd, Eli fürchtet sich und Freda ist fest entschlossen auszureißen, glaube ich.«
    »Eine gute Idee«, sagte Kaleb. »Wir werden Euer Bett dort hineinstellen, Markgräfin.«
    Seine lobenden Worte taten ihrem nach Anerkennung dürstenden Herzen unglaublich wohl. Sie warf ihm einen raschen Blick zu, aber er hatte sie schon wieder vergessen und sich mehr praktischen Dingen zugewandt. Und außerdem wollte sie von einem so ungehobelten Mann auch gar kein Lob.
    Aber als Gabriella den Gang hinunterlief, um ihre Sachen für die Nacht zu holen, blickten die anderen drei sich an und lächelten. Die Kur begann anscheinend zu wirken! Für Gabriella wurde es eine unruhige Nacht. Freda war außer sich, sehnte sich nach der großen Schwester und wollte auf keinen Fall in dem feinen Bett liegen bleiben. Sie erschreckte die sensible Eli mit ihren Flüchen und ihrem unbändigen Trotz zu Tode. Schließlich mußte Gabriella Hilfe holen.
    Liv rief Mattias und Kaleb, die sich zu Freda setzten, während Gabriella Eli die Hand hielt.
    »Du muß jetzt Ruhe geben, Freda, Eli ist sehr schwach«, erklärte Mattias.
    »Diese Rotzgöre«, rief Freda. »Ich will nicht mit Kleinkindern zusammenwohnen.« »Du wirst es hier gut haben.«
    »Da scheiß ich drauf! Ich komm auch allein zurecht. Ich verdiene mehr Geld an einem Tag als du in einem ganzen Jahr!«
    »Und warum hast du dann in einem dreckigen Treppenhaus gewohnt?« »Weil ich das wollte.«
    »Hast du nicht gefroren? Ich mußte deine Füße verbinden, so verfroren waren sie.«
    »Ich kann deinen Scheißverband jederzeit abnehmen.«
    »Das kannst du, aber das wäre dumm von dir, meine ich. Du weißt, daß du hier beinahe alle Freiheiten hast. Und du darfst in die Schule gehen.«
    »Schule«, schnaubte Freda voll grenzenloser Verachtung. »Die ist doch nur was für Dummköpfe.«
    »Ganz im Gegenteil, die ist für alle, die klug genug sind, etwas lernen zu wollen«, sagte Kaleb ein wenig belehrend. »Und die, die etwas im Kopf haben, lernen natürlich am meisten. Aber du lernst ja sowieso nichts, da ist es wohl am besten, du läßt es von vornherein bleiben.« »Was weißt du schon davon, was ich lerne? Ich

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