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Die Saga vom Eisvolk 07 - Das Spukschloß

Die Saga vom Eisvolk 07 - Das Spukschloß

Titel: Die Saga vom Eisvolk 07 - Das Spukschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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Gesichtszüge männlicher und autoritärer. Aber warum sah er so traurig, so unglücklich aus?
    Aber wie elegant er war! Jessica, die früher eine fast freundschaftliche Schwärmerei für ihn empfunden hatte, dachte jetzt mit lästig hämmerndem Herzen daran, daß er ein Mann war, ein erwachsener, anziehender Mann. Während diese unheimliche, schleichende Krankheit sie mager und ungelenk gemacht hatte.
    Sie war so verwirrt, daß sie gar nicht auf den Weg achtete. Hoffentlich bringt mich eine Eskorte wieder zurück, dachte sie. Alleine finde ich den Weg hinaus nie. Wenn sie erwartet hatte, zum König geführt zu werden, wurde sie enttäuscht. Oder vielleicht erleichtert. Aber es war offensichtlich eine sehr hohe Person, die da hinter einem schweren Schreibtisch saß und sie ansah. Sie machte einen tiefen Knicks.
    »Ihr seid Jessica Cross, die Kinderpflegerin eines von Corfitz Ulfeldts Kindern?« »Ja«.
    Es war seiner Stimme anzuhören, daß Ulfeldt hier nicht sehr hoch im Kurs stand. Er fragte, ob sie sich in einer bestimmten Nacht im Haus des Paares befunden habe.
    »Nachdem ich gehört habe, daß mir diese Frage gestellt werden wird, habe ich genau über die Antwort nachgedacht, Euer Gnaden. Ja, ich kann mit Sicherheit sagen, daß ich dort war.«
    Er lehnte sich vor. »Es wird behauptet, daß sich in jener Nacht im gleichen Korridor eine fremde Person befunden habe. Habt Ihr etwas gehört oder gesehen, das diese Behauptung bestätigen kann?«
    Jessica antwortete so ruhig und fest wie nur möglich: »Nun, das kleine Mädchen, Eleonora Sofia, war sehr unruhig, so daß ich mit ihr reden mußte. Aber trotzdem glaube ich sagen zu können, daß, wenn jemand auf dem Korridor gewesen wäre, ich es gehört hätte. Um zu den Schlafzimmern des Ehepaares Ulfeldt zu gelangen, muß man an dem Zimmer vorbei, in dem ich war.« »Und von den Schlafzimmern? Habt Ihr von dort etwas gehört?«
    »Von dort könnte man nur einen lauten Schrei oder ein Gewehrschuß hören. Die Wände sind sehr dick.« »Ihr kennt die Gerüchte?« »Ja.«
    »Habt ihr irgendwann einmal etwas bemerkt, das darauf hindeuten könnte, daß sie wahr sind?«
    »Absolut nicht! Die Ulfeldts führen eine ungewöhnlich glückliche Ehe, das wissen alle.«
    »Daß sie treu und ergeben ist, das wissen wir.« »Wenn ich meine geringe Meinung äußern darf, so glaube ich, daß der Reichsmarschall von der Zuneigung seiner Ehefrau sehr abhängig ist, Euer Gnaden.«
    Der hohe Mann murmelte vor sich hin: »Fragt sich nur, ob er es wert ist.«
    Dann fragte er laut: »Habt Ihr in dem Haus, in dem Ihr arbeitet, etwas von einer Verschwörung gegen Seine Majestät den König gesehen oder gehört?«
    Jessica machte sich gerade, und ihre Augen blickten so kühl, wie es bei einem so rücksichtsvollen Wesen nur möglich war. »Euer Gnaden, ich bitte Euch, diese Frage zurückzuziehen. Sie macht mich sehr traurig. Ich möchte nicht hier sitzen, und meine Herrschaft verleumden. Außerdem würde ich in einem Haus, in dem man sich gegen Seine Majestät zusammenrottet, nicht bleiben!« Der Mann betrachtete sie hinter seinen Stirnlocken. »Gut«, sagte er dann. »Danke, Ihr könnt gehen. Und nichts von dem hier zu dem Ehepaar Ulfeldt! Verstanden?« »Verstanden.«
    Jessica atmete auf. Erst jetzt merkte sie, wie entsetzlich schlapp sie war.
    Sie hatte gehofft, auf ihrem Rückweg Tancred zu sehen, aber er war verschwunden. Die Wachablösung war vorüber, und er war wohl zu seinem Regiment zurückgekehrt.
    Aber jetzt wußte er, wo sie war. Jetzt war er an der Reihe, die Initiative zu ergreifen.
    Sie sah allerdings ein, daß es da ein großes Problem gab. Sie arbeitete im Hause des Reichsmarschalls, er gehörte zur Leibgarde des Königs. Und gerade jetzt war die Lage zwischen den beiden hohen Herren gespannter denn je. Sie verstand sehr gut, daß der König es nicht gerade gnädig auffassen würde, wenn einer seiner Offiziere in Ulfeldts Haus verkehrte.
    Doch bereits am gleichen Abend erhielt sie einen Brief, den ein junger Bote gebracht hatte. Jessica warf einen raschen Blick auf die Unterschrift, in der sie flüchtig den Namen Tancred erkannte. Das war für sie genug. Sie überließ die Arbeit den anderen Mädchen und stürzte auf ihr Zimmer.
    Sie hatte allerdings Pech. Erst kam Leonora Christina und fragte nach Eleonora Sofias Handschuhen. Danach kam eines der Mädchen und wollte sich eine Schreibfeder leihen. Und dann gab es Abendbrot.
    Da war es Jessica dann aber egal, ob sie zu spät käme

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