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Die Saga vom Eisvolk 07 - Das Spukschloß

Die Saga vom Eisvolk 07 - Das Spukschloß

Titel: Die Saga vom Eisvolk 07 - Das Spukschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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und sich Ärger einhandelte. Sie setzte sich hin, um den Brief zu lesen.
    Lächelnd bemerkte sie, daß ihre Hände, in denen sie das Papier hielt, zitterten. Sie versuchte, es auf den Tisch zu legen, aber es war so aufgerollt gewesen, daß es sich gleich wieder zusammenzog. Nachdem sie auf jede der vier Ecken etwas Schweres gelegt hatte, konnte sie endlich lesen.
    Liebe Jessica,
stand da. Oh, der Anfang war gut!
Ich habe schon lange versucht, Dich zu finden! Seit unserer Trennung sind jetzt zwei Jahre vergangen, und es ist so vieles ungesagt geblieben nach den erschütternden Tagen da oben auf Askinge.
    Jessica, würdest Du jetzt endlich meine kompromißlose Bitte um Vergebung meines Benehmens dir gegenüber annehmen? Ich habe Dir vorgeworfen, daß Du mir gegenüber nicht mit offenen Karten gespielt hast, daß Du mir nicht deinen richtigen Namen genannt hast - dabei habe ich so ungefähr dasselbe gemacht, ohne darüber nachzudenken. Verzeih mir, wenn Du kannst! Es hat gutgetan, Dir das zu schreiben.
    Ich wünsche Dir das Allerbeste.

Dein Freund Tancred.

Das war alles.

Keine Bitte um eine Begegnung.
    Es war aber ein freundlicher Brief. Und es war ein Lebenszeichen von ihm! Er hatte sie nicht vergessen, im Gegenteil.
    Aber wenn sich sein Inneres jetzt beruhigt hatte, war er vielleicht fertig mit ihr?
    Jessica beschloß ernsthaft, ihn zu vergessen.
    Ein sehr optimistischer Beschluß, wie sie selbst wohl begriff.
    Die Ulfeldts wußten noch immer nicht, was Jürgen Walter dem König über sie erzählt hatte.
    Im Februar jedoch blieb Jessica eines Tages auf ihrem Weg durch die Räume ins Kinderzimmer stehen. Die Haushälterin begleitete eine Dame zu Leonora Christina. Eine sehr elegante Dame…
    Das Zimmermädchen kam vorbei und machte große Augen.
    »Nein, jetzt hat sie ihre Scham wohl völlig abgelegt«, sagte sie, nachdem die Dame in Leonora Christinas Zimmer verschwunden war. »Was macht Dina Vinshofvers hier?«
    Das Haus kochte vor Erregung. Es kam schnell heraus, worum es sich drehte. Leonora Christina wurde ziemlich laut, nachdem die Dame davon gesegelt war. »Corfitz!« rief sie. »Corfitz!«
    Jessica war auch nicht besser als die anderen und blieb in der oberen Halle stehen und lauschte. Überall sah sie halb versteckt unbewegliche Diener stehen.
    Der Reichsmarschall eilte zu seiner Frau, und Leonora Christina schrie:
    »Weißt du, was Dina mir erzählt hat? Sie war eben hier und hat mir berichtet, daß jemand den Schlüssel zu unserer Hintertür - zu irgend einer, ich weiß nicht zu welcher - hat und uns ermorden will!«
    Corfitz Ulfeldt brachte sie erst einmal zum Schweigen, und dann entwickelte sich eine hitzige aber doch auch gedämpfte Diskussion.
    Etwas später kam der Seelsorger der Familie und berichtete das gleiche. Auch er hatte Besuch von Dina gehabt.
    Leonora Christina rief die bewußte Dame wieder zu sich, und Dina wiederholte ihre Behauptung. Dieses Mal sagte sie auch, daß Jürgen Walter am Komplott beteiligt sei. Corfitz Ulfeldt verlor die Maske völlig. Er wurde hysterisch, schrie und erteilte nach links und rechts Befehle. Seine Leute mußten jede Nacht im Garten Wache halten und alle Tore bewachen. Die Kinder durften das Haus nicht verlassen, und Jessica hatte mehr als genug damit zu tun, Eleonora Sofia zu beruhigen, die von all den Aufregungen völlig nervös wurde. Ulfeldt selber schloß sich in sein Zimmer ein, zusammen mit einem Freund - und zwölf geladenen Gewehren. So ging es eine lange Zeit, und im Haus verlor man bald die Nerven. Jessica war traurig, denn jetzt gab es keine Möglichkeit, Tancred zu sehen. Sie hatte sich überlegt, daß sie ihn vielleicht zufällig bei Cecilie Paladin treffen könnte. Jetzt konnte sie das Haus nicht verlassen. Der Reichsmarschall hatte alle in Verdacht.
    Aber sie hätte wohl sowieso nicht ausgehen können. Ihr Gesundheitszustand war jetzt so schlecht, daß es im Haus schon allen aufgefallen war. Die Kopfschmerzen verschwanden nur am Nachmittag für ein paar Stunden, um des Nachts wieder mit voller Kraft zurückzukommen. Die Schmerzen hatten sich verbreitet, die Schultern fühlten sich an wie harte Knoten, die sich das ganze Rückrat hinunterzogen. Sie konnte sich fast nicht bewegen. Auch war sie schon einige Male ohnmächtig geworden, und die Magenschmerzen waren kaum auszuhalten. Der Ausschlag hatte sich auch ausgebreitet. Sie wirkte wie ein einziger stummer Angstschrei. Wenn sie sich nur jemandem anvertrauen könnte! Aber sie wollte nicht als

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