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Die Saga vom Eisvolk 07 - Das Spukschloß

Die Saga vom Eisvolk 07 - Das Spukschloß

Titel: Die Saga vom Eisvolk 07 - Das Spukschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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Grüßt die Kleine von mir und alles Gute!«
    Sie lief so schnell wie nur möglich davon, das Reisekästchen hinter sich herziehend.
    »Haltet sie auf!« schrie Leonora Christina. Vom Schiff hörte man den Schrei eines Kindes: »Jessica!« Der Schrei gellte Jessica in den Ohren. »Oh Gott, warum muß alles im Leben so schrecklich weh tun?« jammerte sie, als Tancred ihr entgegen kam und ihr das Reisekästchen abnahm. Gemeinsam liefen sie zum Pferd. »Hier ist er! Haltet sie!« schrie die Königstochter. »Nein, nehmt sie fest!«
    Aber alle Männer waren bereits an Bord und kamen nicht länger als bis zum Laufsteg, bevor die beiden auf dem Pferd saßen und davon stürmten. Noch lange hörten sie das erregte Rufen auf dem Schiff.
    »Schnell! Alle an Bord! Lichtet den Anker!« schrie Ulfeldt bestimmt. Das war das Letzte, was sie hörten.
    Endlich hielt Tancred das Pferd an, und Jessica versuchte, nach all den Erschütterungen ihr Gleichgewicht wiederzufinden.
    »Das wäre geschafft.« Er atmete erleichtert auf. »Danke lieber Gott, daß ich noch rechtzeitig da war! Wenn ich mir vorstelle, daß du jetzt draußen auf dem Meer sein könntest, wird mir ganz schwach.«
    »Mir auch«, sagte Jessica am ganzen Körper zitternd. »Du hast meinen hingekritzelten Brief erhalten?« »Ja, Gott sei gedankt!«
    Sie ritten eine Weile schweigend weiter. Seine Arme hielten sie so sicher, als wäre dieser Platz schon immer für sie bestimmt gewesen. Sie dagegen hatte genug damit zu tun, sich um das Reisekästchen zu kümmern. Entweder schnitten sich die Kanten in ihre Brust oder in ihren Oberschenkel, sie konnte es halten wie sie wollte, es war immer im Weg.
    »Jessica, ich habe gehört, was du vorhin gesagt hast. Daß du mich heiraten willst. Willst du das wirklich?« Sie sagte eine ganze Zeit gar nichts. Dann antwortete sie hilflos: »Aber mein Lieber, liegt die Entscheidung denn bei mir? Ich habe es in einem sehr unbedachten Augenblick gesagt, aber soviel ich weiß, hast du nie gefragt.«
    Auch er zögerte mit seiner Antwort. »Nein, das habe ich nicht. Aber du weißt, daß ich gerne möchte - wenn ich nur könnte.«
    »So. Welche Pläne hast du eigentlich mit mir?« fragte sie fast verlegen. »Was, meinst du, soll ich jetzt tun? Zurück nach Askinge gehen und dich einfach vergessen? Ich möchte dir ja sehr gern helfen und an deiner Seite stehen, aber du gibst mir keine Gelegenheit dazu.« »Meine Liebe, wie sollte ich denn auch?«
    Obwohl sie Angst vor der Antwort hatte, fragte sie: »Handelt es sich um eine Frau? Bist du in einer heiklen Lage, aus der du nicht heraus kommst? Hast du ein Kind, das du nicht anerkennen kannst? Das ist das Einzige, wovor ich mich fürchte.«
    »Du lieber Himmel, nein!« rief er erschreckt. »Was denkst du eigentlich von mir? Du bist die einzige Frau in meinem Leben, das weißt du ganz genau.« »Wie sollte ich das wohl wissen?« Er stöhnte. »Ich liebe dich doch, Jessica!«
    Wärme stieg in ihr auf, aber dieses Mal wollte sie nicht einfach aufgeben. »Aber du hast kein Vertrauen zu mir. Wohin reiten wir jetzt in dieser Dunkelheit eigentlich?« »Nach Gabrielshus. Wir werden es allerdings heute abend nicht erreichen. Außerdem sollte ich eigentlich um zehn in der Kaserne sein, aber ich werde eben die Strafe hinnehmen müssen. Du bist jetzt wichtiger.«
    »Da bleibt also… nur wieder ein Wirtshaus?«
    Er drückte sie fest an sich. »Ja, so ist es, aber keine Angst! Es wird nichts Unanständiges passieren.« »Das weiß ich«, antwortete sie resigniert.
    Draußen auf dem Schiff, das mit gutem Wind durch den Öresund segelte, stand Stella Holzenstern, weiß vor Wut. Sie verließ jetzt das Land in Richtung Niederlande - und Jessica blieb in Dänemark. Stella hatte noch versucht, an Land zu kommen, als sie begriff, was vor sich ging. Aber die Landungsbrücke wurde eingezogen, und die Männer hielten sie zurück. Sie hatte geheult vor lauter Enttäuschung. Was sollte sie in den Niederlanden?
    Spät am Abend erreichten sie ein kleines Wirtshaus. Tancred hatte sie gefragt, ob sie ein eigenes Zimmer haben wolle, und sie hatte etwas hämisch geantwortet: »Du hast mir doch versprochen, daß nichts Unanständiges geschehen würde, nicht wahr? Wie es aussieht, werden wir auch in Zukunft nur wenige Stunden zusammen sein, und die möchte ich dann auch gemeinsam mit dir verbringen.«
    Tancred bestellte mit lauter Stimme »ein Zimmer für meine Frau und mich«, und Jessicas Herz schwoll vor lauter Glück und Wehmut.

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