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Die Saga vom Eisvolk 08 - Die Henkerstochter

Die Saga vom Eisvolk 08 - Die Henkerstochter

Titel: Die Saga vom Eisvolk 08 - Die Henkerstochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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nächsten Morgen herüberkommen, das hatten sie auf der Vogtei versprochen.
    Es war so leer geworden, nachdem die drei Männer fortgeritten waren, schien es Hilde. Sie vermißte sie schrecklich. Aber ihr war klar, daß es nicht mehr Andreas war, der ihr am meisten fehlte.
    Nicht, daß sie so ohne weiteres ihre Empfindungen für Andreas auf Mattias übertragen hätte. Das nicht, denn so leicht schlagen Stimmungen nicht um. Aber es war ein wunderbares Gefühl zu wissen, daß jemand sich um sie sorgte. Und Mattias von Meiden war wohl der beste Schutzengel, den sie sich denken konnte.
    Woher kam es nur, daß er ihr immer als eine Art Engel erschien! Sie wußte doch jetzt, daß er sehr menschlich war, mit ganz normalen Bedürfnissen und Sehnsüchten und Schwächen.
    Aber er war so wunderbar. Sie lächelte unbewußt, wie sie dort am Fenster stand und die drei über die Anhöhe entschwinden sah. Das letzte, was sie von ihnen wahrnahm, waren ihre Silhouetten am Horizont. Sie hatten angehalten, die Pferde tänzelten unruhig, die Männer sprachen kurz miteinander, dann hoben sie die Hände zum Gruß und trennten sich. Kaleb und Andreas ritten nach Osten Richtung Landstraße, während Mattias den Weg hinauf zum Walddorf einschlug.
    Die Adresse der Madame Svane hatten sie von Augustines Bruder erhalten. Spät am Nachmittag erreichten die beiden Männer ihr Haus in einer der vornehmeren Straßen Christianias und klopften an die Eingangstür.
    Madame öffnete selbst. Sie hatte einen ausladenden Busen wie die Galionsfigur eines Schiffes, und sie war gepudert und parfümiert. Gekleidet in verblichenen Samt, aber sehr respektabel. Alles in ihrem Haus zeugte von Diskretion, alles wirkte ehrbar und wohlhabend. Ihr Geschäft war offenbar sehr einträglich.
    »Was kann ich für die Herren tun?« sagte sie mit seidenglatter Stimme, verständnisvoll, so verständnisvoll. »Wir haben einige Fragen an Euch, Madame Svane«, sagte Kaleb, sie hatten vereinbart, daß er das Wort führen sollte. Er war der Ältere und außerdem gesetzeskundig. »Aber gewiß! Die Herren wünschen die Bekanntschaft einiger wohlangesehener Damen? Zum Zwecke der Ehe, natürlich.«
    »Nein, nein, vielen Dank für Eure Freundlichkeit, wir haben nur lobende Worte über Euer kleines Geschäft gehört, aber hier geht es um eine betrübliche Angelegenheit, mit deren Aufklärung wir befaßt sind. Wir arbeiten mit der Obrigkeit zusammen, und wie es aussieht, hat einer Eurer Klienten Euer Wohlwollen auf das gröblichste mißbraucht.«
    Madames Gesichtszüge waren vor Mißtrauen erstarrt. »Versteht uns nicht falsch«, sagte Andreas rasch. »Ihr habt unser vollstes Vertrauen. Aber Ihr selbst seid von einem Betrüger hintergangen worden.«
    Sie ließ sich hinter einem Schreibtisch nieder und bat sie, auf der anderen Seite Platz zu nehmen. Sie war sehr reserviert, hörte aber bereitwillig zu.
    Andreas begann. »Ich bin Andreas Lind vom Eisvolk, und dies ist mein Verwandter und Freund Kaleb. Er ist ein gesetzeskundiger Mann und steht in Diensten des Amtsgerichts. Vor einigen Monaten fanden wir auf meinem Grund und Boden vier Frauenleichen, die uns vollkommen unbekannt waren.« Die Dame wich erschrocken zurück.
    »Heute kam ein Mann zu uns«, übernahm Kaleb das Wort. »Er war auf der Suche nach seiner Schwester, die seit April verschwunden ist. Anhand seiner Beschreibung fanden wir heraus, daß sie eine der vier toten Frauen sein muß.« »Und was hat das mit mir zu tun?«
    Kaleb beugte sich vor. »Diese Frau ist bei Euch gewesen. Und sie erwähnte in einem Brief an ihren Bruder, daß sie ins Kirchspiel Grästensholm reisen wollte, wo wir wohnen, um dort einen Mann zu treffen, den sie durch Euch kennengelernt hatte.«
    »Aber was in aller Welt…«, sagte die Frau bestürzt. »Darf ich den Brief sehen? Habt Ihr ihn bei Euch?« »Ja, natürlich.« Andreas reichte ihr den Brief. Sie las ihn rasch durch.
    Als sie fertig war, sah sie tieferschüttert aus. »Ich muß schon sagen! Ein feiner Herr! Und dann alle vier« »Alle vier?« sagten die beiden wie aus einem Munde. »Was meint Ihr damit?«
    »Alle meine Klienten, Herren wie Damen, bekommen vier Namen genannt, unter denen sie wählen können. In diesem Fall wünschte der Herr sich eine ledige Dame oder Witwe reiferen Alters, kultiviert, aus bester Familie und mit einem gewissen Vermögen, da er selbst sehr wohlhabend war und nicht Gefahr laufen wollte, eine Kurtisane als Ehefrau heimzuholen.« »Wann kam er zu Euch?«
    Sie

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