Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Saga vom Eisvolk 08 - Die Henkerstochter

Die Saga vom Eisvolk 08 - Die Henkerstochter

Titel: Die Saga vom Eisvolk 08 - Die Henkerstochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
Vom Netzwerk:
die leicht erregbare Eli. »Ach, es ist alles so schrecklich! Das ist nicht wahr!« »Nein, das ist es wirklich nicht«, sagte Gabriella und legte den Arm um ihre Schulter. »Wir werden die Sache mit dem Vogt überschlafen. Er ist unser eigentliches Problem.«
    »Ja«, sagte Hilde. »Entschuldigt, daß ich mich einmische, aber…«
    »Du gehörst zur Familie«, sagte Andreas. »Oder wirst es bald tun. Was wolltest du sagen?«
    Sie errötete bei seiner Andeutung. Jetzt zog er doch wohl voreilige Schlüsse.
    »Ich wollte nur fragen: Wie paßt der Werwolf zu der ganzen Sache?«
    »Richtig, wie paßt der ins Bild?« sagte Andreas. »Großmutter Liv hat vollkommen recht«, warf Gabriella ein. »Es ist zu viel auf einmal. Der Werwolf paßt nicht dazu. Angenommen, Onkel Tarald wäre der Mann - also nur mal angenommen…, dann hätte er diese Frauen eine nach der anderen mit Pferd und Wagen aus Christiania geholt, sich in einen Hexenmeister verwandelt, sich die Frauen als Hexen Untertan gemacht und sich anschließend in einen Werwolf verwandelt und sie in Stücke gerissen.«
    »Und ihr Geld genommen«, sagte Kaleb lakonisch. »Das Geld spielt eine wesentliche Rolle. Auch die Angehörigen der anderen Frau behaupteten, daß sie eine Menge Reichstaler bei sich hatte, als sie verschwand - um ihren heimlichen Verehrer zu treffen. Wir haben auch an die Verwandten der beiden übrigen Frauen geschrieben.« »Onkel Tarald hat doch selbst Geld genug«, sagte Gabriella. »Er braucht doch keine heiratslustigen Frauen auszurauben!«
    Andreas war nachdenklich geworden. »Es gibt ein paar Sachen, denen wir vielleicht zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt haben. Die Hexenjagd in der Nachbargemeinde. Erinnert ihr euch, wie der Vogt erwähnte, daß er eine Hexe festgenommen hat, einen Tag bevor wir die Frauen fanden?«
    »Ja«, sagte Kaleb. »Aber ich verstehe nicht ganz, was das mit unseren vier Toten zu tun haben soll.«
    Ein kleiner Junge erschien in der Tür, mit rotem, schweißnassem Gesicht und fieberglänzenden Augen. »Mein Kopf tut so weh«, jammerte er.
    »Komm nur her, Jonas«, sagte Gabriella und streckte die Hand nach ihm aus.
    Und damit war die Hexe in der Nachbargemeinde vergessen. Andreas hatte einen wichtigen Punkt angesprochen, und wenn er seinen Gedanken zu Ende gedacht hätte, dann wären ihnen viele aufregende Ereignisse erspart geblieben - aber wer hätte das ahnen können?
    »Aber lieber Junge«, sagte Gabriella zu Jonas. »Du siehst ja wirklich elend aus!«
    »Ich muß heim«, sagte Andreas. »Soll ich einen Abstecher nach Grästensholm machen und Mattias bitten, sich den Jungen anzusehen?«
    »Ach ja, würdest du das tun? Es ist brutal, ihn mitten in der Nacht aus dem Bett zu holen, aber es ist so beruhigend, einen Arzt in der Familie zu haben. Und dann darf man wohl auch auf ihn zurückgreifen.« »Herr Andreas«, sagte Hilde atemlos. »Ihr sagt doch nichts über… über die Verdächtigungen gegen ihn und seinen Vater? Noch nicht.«
    Andreas betrachtete ihr errötendes Gesicht. »Nein, das tue ich nicht. Ich sage ihm, daß wir morgen Bescheid bekommen. Ich werde versuchen, mir heute Nacht eine Lösung zu überlegen.«
    »Ich danke Euch! Legt Euch nur schlafen, wenn Ihr möchtet«, sagte sie zu ihrer Herrschaft gewandt. »Ich will gerne bei Jonas wachen und den Doktor hereinlassen.« Da mußten sie alle lächeln.
    »Wie lieb von dir, Hilde.«
    Dann brach Andreas auf, und Hilde wickelte Jonas in ein Fell und bettete ihn aufs Sofa. Die Familie sagte gute Nacht und zog sich zurück.
    Hilde blieb sitzen und betrachtete das fieberheiße Kindergesicht. Jonas, der kleine Rebell, der ausgerüstet mit einem Messer nach Elistrand gekommen war, bereit, sich gegen alle Feinde zu wehren… Wie alt mochte er sein? Sechs, acht Jahre? »Es tut so weh in meinem Kopf, Hilde!«
    »Ich werde dir einen kalten Umschlag machen. Und der Doktor hat bestimmt etwas, das deine Schmerzen lindert. Tut es dir noch an einer anderen Stelle weh?« »Nein. Mir geht es nur von den Haaren bis zu den Füßen schlecht.« »Ich weiß.«
    Und wenn Mattias nicht zu Hause war? Wenn sie die ganze Nacht aufbleiben mußte? Es war kein Vollmond. Noch nicht.
    Wie kam sie bloß auf diesen entsetzlichen Gedanken? Hilde erschrak über sich selbst.
    Endlich waren Huftritte draußen zu hören. Sie ging sofort zur Tür, um ihm zu öffnen.
    Mattias trug wie üblich eine Elchlederweste über einem weißen, weitärmeligen Hemd, das am Hals offenstand. Es verlieh ihm ein

Weitere Kostenlose Bücher