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Die Saga vom Eisvolk 08 - Die Henkerstochter

Die Saga vom Eisvolk 08 - Die Henkerstochter

Titel: Die Saga vom Eisvolk 08 - Die Henkerstochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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lief so schnell sie konnte nach Grästensholm.
    Schon in der großen Eingangshalle hörte sie aufgebrachte Stimmen aus dem Salon. Mattias, der die Eingangstür hatte schlagen hören, kam heraus und empfing sie. Nie zuvor hatte sie ihn so aufgewühlt gesehen! Seine sanften Augen waren dunkel vor Verzweiflung. »Hilde, sie beschuldigen meinen Vater! Das ist nicht wahr, er ist kein Schurke!«
    »Ich weiß, mein Freund. Niemand von uns glaubt das. Sie beschuldigen auch dich, nicht wahr?«
    »Ja, aber das ist unwichtig, ich weiß ja, daß ich unschuldig bin, und ich kann mich verteidigen. Aber Vater ist so hilflos, er kann sich gegen diesen entsetzlichen Vogt nicht wehren!« »Nein, das verstehe ich.«
    Er berührte sie, als wolle er bei ihr Zuflucht suchen. »Du hast es gestern schon gewußt, nicht wahr?« »Ja«, nickte sie. »Warum hast du nichts gesagt?«
    »Herr Kaleb brauchte Zeit, um sich eine Verteidigung für euch zu überlegen.«
    »Ja, er tut sein Bestes. Aber der Vogt ist so stur. Danke übrigens für den Brief!«
    Sie senkte verlegen den Kopf. »Ach, dieser schreckliche Brief!«
    »Das war der schönste Brief, den ich jemals bekommen habe. Weil er so aufrichtig war. Ich lag die halbe Nacht wach und war so glücklich. Hatte so große Pläne für heute, war so voller Erwartung. Und dann das hier!« Seine Stimme war heiser vor Bitterkeit.
    »Hilde… Hast du den Brief geschrieben, um… mich zu trösten?«
    »Nein. Aber ich muß gestehen, wenn ich nichts von der Anklage gegen dich und deinen Vater gewußt hätte, dann hätte ich ihn nie geschrieben. Ich wollte, daß du weißt, was genau ich für dich empfinde. Oder besser: wie ungenau.«
    »Ich kann deine Verwirrung verstehen, Hilde. Du bist unsicher. Aber ich bin es nicht. Wir… « »Mattias!« rief Are. »Wo bleibst du?« »Komm«, sagte Mattias sanft zu ihr.
    Er nahm sie bei der Hand, als sie hinein gingen, und sie war sich nicht ganz sicher, ob er ihr Halt geben wollte oder ob er Halt bei ihr suchte. Vermutlich beides. Sie gehörten zusammen. Das machte stark.
    Jesper war ebenfalls im Salon, bleich und zitternd vor Schreck, als hätte sich die ganze Welt gegen ihn verschworen. Hilde wollte ihn nicht ansehen. Sie hatte ihn immer noch mit heruntergelassenen Hosen vor Augen.
    Und der Bruder von Augustine Fredrikstochter war da, und natürlich die ganze große Eisvolk-Familie. Der Vogt war in seinem Element.
    »So, da haben wir auch des Henkersknechts Töchterlein«, sagte er boshaft. »Dann ist die Versammlung ja vollzählig. Na, das war ja eine ziemlich dicke Suppe. Aber schließlich ist die Wahrheit doch ans Tageslicht gekommen.« »Zum hundertsten Mal, Herr Vogt«, sagte Liv müde. »Weder mein Sohn noch mein Enkel haben irgend etwas mit diesen abscheulichen Morden zu tun.«
    Zum ersten Mal sah Hilde die lebensstarke Baronin erschöpft. Sie saß zusammengesunken in ihrem Sessel, die Mundwinkel in bitterem Kummer verzogen. Offenbar war dies ein Schlag zu viel gegen ihre geliebte Familie. »Ach ja?« höhnte der Vogt. »Und warum hat dann einer der beiden dieses Frauenzimmer in Christiania aufgesucht?«
    Yrja war rot und verheult. »Soll mein armer Mann denn nie Ruhe finden? Sein Leben war gesäumt von Tragödien. Diese letzte hier ist so ungeheuerlich, es ist nicht zu fassen! Ich werde ja wohl wissen, daß Tarald diese Morde nicht begangen hat!«
    »Und Euer Sohn?« fiel der Vogt ihr ins Wort. »Er wandert im Schlaf herum, sagt das Gesinde. Aber vielleicht ist er gar kein Schlafwandler? Vielleicht ist das ein ganz ausgeklügelter Plan, um seine abscheulichen Untaten begehen zu können?«
    »Wenn Ihr Mattias von Meiden kennen würdet, dann würdet Ihr solche ehrabschneidenden Bemerkungen niemals äußern«, sagte Brand. »Er ist wohl der edelste Mensch, den der Herrgott je erschaffen hat!« »Schon gut«, murmelte Mattias verlegen.
    »Mag sein«, sagte der Vogt und setzte eine pastorale Miene auf. »Aber der Mensch ist geschaffen aus Gut und Böse. Was nicht zutage tritt, sammelt sich im Verborgenen. Vielleicht wandert sein verborgenes Ich auf eigene Faust hinaus… « »Ach du heiliger Strohsack«, murmelte Kaleb. »Und…«sagte der Vogt und hob einen Zeigefinger. »Ich bin auf eine weitere Spur gestoßen! Als ich vor kurzem auf Lindenallee war, kam ich an einem Kleiderspind vorbei. Und was habe ich dort gesehen?« Er machte eine wirkungsvolle Kunstpause. »Na, was?« sagte Brand trocken.
    »Nun - einen Wolfspelz! Einen mächtigen Wolfspelz mit Kapuze und

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