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Die Saga vom Eisvolk 08 - Die Henkerstochter

Die Saga vom Eisvolk 08 - Die Henkerstochter

Titel: Die Saga vom Eisvolk 08 - Die Henkerstochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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Er mußte ja die Sache mit dem Werwolf weiterspinnen, mußte das Mystische um die Morde aufrecht erhalten. Er war oben in der Waldkate und versetzte Hilde in Angst und Schrecken, als sie mit der Leiche des Vaters allein in der Scheune war - denn er wußte, daß bald noch einer kommen würde: der Totengräber.«
    »Also hat er mit Absicht ein Fellstück hinterlassen?« sagte Hilde.
    »Zweifellos!« nickte Kaleb. »Aber wir waren ihm zu eifrig bei der Sache, als wir versuchten, das Rätsel auf eigene Faust zu lösen. Um also das Gespensterhafte an dem Fall zu unterstreichen, ließ er nachts bei Vollmond seinen Hund um Elistrand herumstreifen, der später in derselben Nacht die Hebamme zu Tode erschreckte.«
    »Danach war es eine ganze Zeitlang ruhig«, sagte Mattias. »Die ganze Aufregung war schon fast eingeschlafen. Aber dann tauchte dieser Verwandte der einen Frau auf.« »Ja, und er konnte Tarald und Mattias wegen des Namens von Meiden beschuldigen«, ergänzte Kaleb. »Und um sie zu retten, kam Hilde auf die unselige Idee, den Werwolf anzulocken. Sie behauptete ja den Verbrecher zu kennen. Und wir haben uns auf diese elende Sache eingelassen. Das wäre beinahe schiefgegangen.«
    »Wartet mal«, sagte Mattias und überlegte. »Er hat also seine eigenen Leute und Andreas betäubt, und schon vorher hatte er vermutlich den Hund und das selbstgemachte Werwolfkostüm irgendwo im Wald versteckt…«
    »Ja«, sagte Hilde. »Ich habe nämlich einen Hund bellen gehört, als ich von Elistrand losging. Und er muß es auch gewesen sein, der in die Kate eingebrochen ist. Um nach dem Beweis zu suchen… «
    »Und als die Männer schliefen, hat er sich umgezogen und den Hund auf Hilde gehetzt. Es muß ihn große Mühe gekostet haben, den beiden zu folgen, denn du liebe Zeit, Hilde war ja so tief in den Wald hinein gelaufen!«
    »Das kann ich dir sagen!«, nickte Kaleb. »Und dann mußte er ganz schnell zurück. Den Hund schickte er natürlich nach Hause, als er seine Aufgabe erfüllt hatte, und dann mußte er das Werwolfkostüm wieder im Wald verstecken und sich unter seine Männer mischen und schlafen.« »Der Hund!« rief Hilde. »Was ist mit dem?« fragte Kaleb.
    »Er wird ihn ganz schnell töten. Er ist ja ein Beweis.« »Ich weiß. Deswegen werden Andreas und ich noch heute zum Bezirkskommandeur reiten. Es ist ein guter Hund, der ein besseres Schicksal verdient hat - und außerdem brauchen wir ihn als einen der Beweise.« »Wartet mal!« sagte Andreas. »Was kommt uns denn da entgegen?«
    Sie hielten ihre Pferde an. Sie hatten beinahe die Hügelkuppe erreicht, aber zwischen den Bäumen konnten sie ein Stück des Weges vor ihnen einsehen. Da kamen drei Reiter.
    Sehr bald würden sie mit dem Vogt und seinen beiden Begleitern zusammentreffen. Mattias ließ Hilde rasch vom Pferd gleiten.
    »Lauf durch den Wald«, sagte er zu ihr. »Lauf heim zum Vater und nach Lindenallee und sag ihnen, sie sollen Leute schicken! Dies hier könnte unangenehm werden.« »Oh nein, ihr dürft nicht!«
    »Wir können es nicht vermeiden, dem Vogt zu begegnen - wir können die Pferde nicht verstecken. Und er darf nicht auf seinem Hof ankommen und den Hund umbringen. Der Haushälterin könnte es auch schlecht ergehen, wenn er herausbekommt, daß sie geplaudert hat. Jetzt beeil dich!«
    »Möge Gott mit euch sein!« flüsterte sie, dann lief sie hinauf in den Wald.
    Sie hatte jetzt keine Angst vor Werwölfen. Sie fürchtete sich auch kein bißchen mehr im Wald. Ihr einziger Gedanke war, schnell nach Hause zu kommen und Hilfe zu holen.
    Als sie ein kleines Stück geschafft hatte, hörte sie Pferdegetrappel und murmelnde Stimmen. Sie hockte sich leise hin. Das mußten der Vogt und seine Männer sein. Als sie vorbei waren, lief sie weiter. Jetzt konnte sie den Weg nehmen. Dort kam sie leichter vorwärts. Hilde rannte, wie sie nie in ihrem Leben gerannt war - jedenfalls nicht, ohne verfolgt zu werden. Hin und wieder blieb sie stehen, verschnaufte kurz und lief um so schneller weiter.
    Auf dem höchsten Punkt der Hügelkuppe hatte sie einen Überblick über den Weg, der hinter ihr lag. Sie konnte sie sehen! Durch das Laubwerk konnte sie keine Einzelheiten erkennen, aber… O Gott, die Situation schien angespannt, beinahe bedrohlich zu sein! Hilde hastete weiter.
    Bald darauf hatte sie Aussicht auf das Kirchspiel Grästensholm. Kirchen, Gehöfte - alles schien so unsagbar weit entfernt. Das entmutigte sie irgendwie, sie merkte, wie erschöpft sie war, sie

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