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Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame

Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame

Titel: Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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du mir helfen?«
    »Ja, natürlich, Euer Gnaden. Aber ich kann nicht vor zehn Uhr kommen. Dann habe ich frei.«
    Sie nickte. »Das ist gut. Dann haben meine Verwandten sich zurückgezogen.«
    »Soll ich zum Stall kommen? Zum Wagenschuppen?« »Wenn es geht. Aber ich bin nicht ganz sicher, sie wohnen ziemlich dicht beim Stall. Ich möchte etwas anderes. Ich erwarte dich und zeige es dir.«
    »Ich komme«, versprach er fröstelnd in der winterlichen Kälte.
    Igitt, das gefiel ihm gar nicht! Aber er war zur Ritterlichkeit erzogen. Der Wille einer Dame war für ihn Gesetz. Und daß diese Frau eine wirkliche Dame war, daran bestand überhaupt kein Zweifel. Eigentlich war sie viel mehr Dame als Birgitte und ihre Mutter.
    Aber das bedeutete nichts. Birgitte war wunderbar, so wie sie war.
    Ach, guter Mikael! Er hatte nur reine Gedanken bei seiner Bewunderung für das Mädchen. Aber seine Ergebenheit war wohl doch nicht nur so ausschließlich geistig. Ohne über seine Gründe nachzudenken, hatte er sich nämlich vor seinem Besuch bei ihr von oben bis unten abgeschrubbt. Mikael hatte sein ganzes Leben lang fast wie ein Mönch gelebt. Die Gefühle, die Birgitte in ihm erweckt hatte, waren doch wohl körperlicher und handgreiflicher, als er einsehen wollte. Er streute sich Sand in die Augen - und das wollte er auch.
    »Nun?« fragte Birgittes Vater. »Konntest du etwas aus ihm herausbekommen?«
    Sie kicherte verächtlich. »Alles was ich wollte. Einen gutgläubigeren Typen habe ich noch nie getroffen.« Sie berichtete, was sie erfahren hatte. »Aber ich habe noch nicht herausgekriegt, welche weiteren Pläne der Schwedenkönig mit Polen und was er mit Livland vorhat. Das erfahre ich sicher morgen. Dann kommt mein kleiner Offizier wieder, und er müßte eigentlich eine Menge wissen, denn, soviel ich verstanden habe, steht seine Familie dem König ziemlich nahe.«
    »Verlier« nur nicht den Kopf«, warnte ihre Mutter nüchtern. Birgittes bekam träumenden Augen und lächelte. »Er ist süß. Aber nichts für dauernd. Er hat übrigens nach dem Hundewelpen gefragt. Wo ist der eigentlich?« »Ja, wo ist der abgeblieben?« fragte der Vater. Die Mutter zog ungeduldig die Augenbrauen zusammen. »Ich habe dem Diener gesagt, er soll ihn totschlagen.«
    »Aber Mutter!« rief Birgitte aus. »Was soll ich denn jetzt Mikael erzählen?«
    Der Vater eilte zum Klingelzug und rief den Diener herbei, der auch sogleich erschien.
    »Wie ist das, Mann, hast du den Hundewelpen totgeschlagen?«
    Der Diener räusperte sich. »Ich werde es sofort machen, sowie ich ihn gefunden habe. Der ist einfach weggelaufen.«
    »Nein, nein«, sagte die Mutter schnell. »Nicht totschlagen! Finde ihn und gib ihm ordentlich zu fressen, bade ihn und kümmere dich um seine Wunden! Es ist wichtig. Morgen kommt der schwedische Soldat, um ihn sich anzusehen.« »Jawohl, Euer Wohlgeboren.« »Hast du im Dorf etwas von den Russen gehört?« »Heute kam hier ein Hausierer vorbei. Der hat gehört, daß der Zar seine Truppen östlich vom Peipus-See zusammenzieht. Ein großes Heer.«
    Die drei Steierhorns lächelten böse. Mit Neuigkeiten über das Vorgehen der Schweden hatten sie von den Männern des Zaren nichts zu befürchten.
    Indigofarben und verträumt senkte sich der Abend langsam über das geplagte Livland. Hoch oben am Himmel schrien Kraniche auf ihrem Weg nach Norden. Die Dame in Schwarz erwartete Mikael am Tor. Wie immer war sie in einen Umhang aus schwarzem, feinem Stoff gehüllt, den sie wegen der Kälte dicht um den Körper geschlungen hatte. Frostrauch lag in der Luft. Das dunkelblonde Haar war nicht bedeckt, sondern zu einer zeitlosen Frisur gekämmt. Obwohl sie nur einfach gekleidet war, wirkte sie würdiger als eine Königin. »Komm mit mir, Mikael! Mein geliebtes Gut wird vom Unglück bedroht.«
    Aus einem anderen Mund hätten sich die Worte gestelzt angehört.
    Sie gingen zusammen auf das große Tor zu. Sie trat zur Seite, damit er es für sie öffnen konnte, wies auf eine Pechfackel und ein Feuerzeug. Ohne ein Wort ging sie ihm voran, blieb aber vor jeder Tür stehen und ließ ihn öffnen, daran gewöhnt, ritterlich behandelt zu werden. Er konnte sehen, daß sie in dem bitterkalten Haus auf dem Weg in den Keller waren.
    »Wie es wohl dem kleinen Welpen geht?« überlegte er laut.
    Sie wandte sich fragend nach ihm um. »O, dem! Ja, sie haben ihn am Ende doch gefunden. Das arme Tier!« Ich weiß, daß sie ihn wieder haben, schließlich hab ich ihn gefunden,

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