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Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame

Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame

Titel: Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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ganz im Stil des 15. Jahrhunderts, daß es eigentlich jede darstellen konnte.
    Über der Feuerstelle hing ein riesiges Schwert. Mikael fragte sich, ob er es wohl hochheben könnte.
    Und wieder stand die Dame in Schwarz auf der Galerie. Sie kam immer so leise herein, daß es ihn überraschte. Sie nickte mit einem wiedererkennenden Lächeln. »Würdest du mir einen Dienst erweisen, Mikael?« »Natürlich, Euer Gnaden. Mit Freude.«
    »Würdest du - wenn du alleine bist - in den Wagenschuppen gehen? Der liegt rechts auf dem Hofplatz neben dem Stall. Geh zur hintersten Ecke, da ist eine Tür. Brich sie mir zuliebe auf und hole dort drinnen etwas, das für das Gut von großem Wert ist!« Er war verwirrt. »Ja, aber …«
    »Ich kann es selber nicht tun, ich bin nicht kräftig genug. Und meine Verwandten haben mit der Sache nichts zu tun, die möchte ich nicht darum bitten. Aber du bist so jung und stark. Kannst du mir noch einen Gefallen tun?« »Ja, natürlich.«
    Sie hatte den Mund gerade zu einer Erklärung geöffnet, als Birgittes Schritte zu hören waren. Sofort legte die Dame den Finger an die Lippen und zog sich zurück. Mikael fühlte sich recht unbehaglich. Die Bewohner des Hauses standen ganz deutlich auf keinem guten Fuß miteinander, und er hatte keine Lust, in eine Familienintrige verwickelt zu werden.
    Wie sollte er eigentlich in ihren Stall hineinkommen - alleine? Was würden sie von ihm denken? Im besten Fall würden sie ihn vor die Tür setzen. Und das wollte er nicht. Er wollte Birgitte kennenlernen. Ihn fröstelte. Der Raum war wirklich kalt.
    »Mit wem hast du denn gesprochen?« wunderte sich das Mädchen. »Sind Vater und Mutter aufgestanden?« »Nein, ich…«
    »Oder stehst du hier und übst eine Rede ein?« lachte sie. »Komm, setz dich zu mir aufs Sofa!« Sie schlug einladend auf den Sitz.
    Mikael hatte nicht die Absicht, untreu zu sein. Er war viel zu naiv um einzusehen, daß seine Sehnsucht nach ihr ihn aber genau in diese Richtung brachte. Er wollte sie nur ansehen, mit ihr sprechen, ihre Nähe genießen - das, dachte er, ist alles.
    Birgitte war nicht ganz so reinen Herzens. Sie wußte wohl, was sie tat. Während der nächsten halben Stunde schürte sie das Feuer, das sie in ihm entzündet hatte, immer mehr, lehnte sich immer weiter zu ihm hinüber, so daß er ihren großzügigen Ausschnitt ordentlich sehen konnte, und ihre Stimme klang leise und voller unausgesprochener Versprechungen.
    Mikael war ganz verwirrt, wie nach einer wilden Fahrt durch einen Mahlstrom.
    Worüber sie sprachen? Ach, das war so gleichgültig, daß sich hinterher niemand daran erinnern konnte. Er jedenfalls nicht. Mikael hatte all ihre Fragen wieder völlig vergessen: Wieviel Mann in dem entsetzlichen Lager waren, in dem er hausen mußte, wie der Oberkommandierende hieß, und was sie machen sollten, wenn die Polen oder Russen kämen. Am Anfang hatte er sich steif nach den zwei Porträts erkundigt, denn er wußte nicht, wie er das Gespräch eröffnen sollte, aber Birgitte hatte ihm spielend leicht erklärt, daß es sich um den bei Tannenberg gefallen Ritter Wilfred und seine Ehefrau Magda handelte, die so tapfer das Gut verteidigt hatte und danach vor Trauer gestorben war. Danach hatte Birgitte das Gespräch übernommen, damit er nicht mehr in Verlegenheit kam. Aber er achtete sorgfältig darauf, die Dame in Schwarz nicht zu erwähnen. Instinktiv verstand er, daß sie keine Freunde waren, und er wollte auf Birgittes schöner Stirn keine Unmutsfalten sehen. Sie sollte glücklich mit ihm zusammen sein.
    Die Eltern waren nicht zu sehen. Anscheinend standen sie immer erst spät auf.
    Zum Schluß mußte er widerwillig aufbrechen. Aber sie bat ihn so lieb, doch am nächsten Tag wiederzukommen, daß ihm der Abschied dann doch nicht so schwer fiel. »Weißt du, Mikael, ich fühle mich hier so einsam. Es bedeutet mir so viel, mit einem Kavalier meines eigenen Standes sprechen zu können.«
    Er erzählte ihr nicht, daß er selbst nur halbadelig war. Es fiel ihm schwer, sich zu konzentrieren, wenn sie so dicht bei ihm stand und er ihren süßen, warmen Duft wahrnahm. Sein Beschützerinstinkt hatte sich voll entfaltet. »Gr-grüß den kleinen Welpen von mir«, stammelte er. »Das mache ich.«
    Berauscht vor lauter Glück ging er hinunter zum Tor. Die Dame in Schwarz wartete außer Sichtweite des Hauses auf ihn.
    »Komm heute abend, Mikael! Mein Gut braucht ein paar Reparaturen, und meine Verwandten halten die für unnötig. Kannst

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