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Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame

Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame

Titel: Die Saga vom Eisvolk 09 - Der Einsame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margit Sandemo
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die Hitze in deinem Körper erst entzünden. Aber ich glaube, dort gibt es gar nichts.«
    »Oh doch, Mikael«, schluchzte sie. »Du bist mir so wichtig. Verstehst du das nicht?«
    »Nein. Woher um alles in der Welt sollte ich das wohl wissen?«
    »Dann fang noch mal von vorne an. Ich werde keinen Widerstand leisten.«
    Resigniert setzte er sich auf. »Kannst du dich nicht anders ausdrücken, Anette? Ich glaube, ich habe keine Lust mehr.«
    Sie versteckte ihr Gesicht im Kissen. »Oh Mikael, es ist eine so entsetzliche Niederlage für mich!« Er drehte sich zu ihr um, »Für dich!«
    »Ja. Ich dachte, es würde alles ganz anders sein. Bitte, gehe jetzt nicht. Versuch es noch einmal!«
    Und Mikael versuchte es noch einmal. Zärtlich, vorsichtig näherte er sich ihr, ließ ihr all die Zeit, die sie brauchte. Als er sie endlich nahm, und ihre Hände sich um seinen Kopf legten, da wußte er, daß sie eine große Hürde genommen hatten, und daß ab jetzt alles leichter gehen würde.
    Aber als er seinen Kopf anhob, sah er, daß sie die Augen gequält geschlossen hielt. Sie verzog die Mundwinkel, als ob sie um sich des lieben Friedens willen opfere. Er hatte das Gefühl, als müsse er diesen innigen Liebesakt in bodenloser Einsamkeit vollenden.
    Anette wollte, daß er bis zum nächsten Morgen bei ihr bliebe. Er stand auf und zog sorgsam die Vorhänge vors Fenster. Im Bett starrte er dann mit brennenden, wachen Augen in die Dunkelheit und horchte so lange auf ihre gleichmäßigen, zufriedenen Atemzüge, bis der Morgen graute. Da schlief auch er ein.
    Am nächsten Abend kam Anettes guter Freund Henri zu Besuch. Ein Festmahl wurde aufgefahren, und Mikael sah mit Verwunderung, wie seine Frau aufblühte, lebhaft und witzig wurde. Sie lachte viel, und ihr Gesicht bekam Farbe. Henri war sympathisch, und wegen der beiden anderen wurde Schwedisch gesprochen. Aber oft gingen sie über ins Französische, und da konnten weder Mikael noch Dominic folgen.
    Mikael nahm seinen Sohn auf den Schoß und drückte ihn eng an sich. Anette mochte es nicht, daß der Junge bei ihm saß, und auch jetzt wurde ihr Lächeln unsicher und verwirrt. Aber über Henris Erzählungen vergaß sie es bald.
    Im Laufe des Tages hatte sie verzweifelt versucht, so zu tun, als sei die gemeinsam verbrachte Nacht etwas ganz normales. Es war ihr nicht gelungen. Aber sie hatten beschlossen, daß Dominic jetzt wieder sein altes Zimmer beziehen sollte.
    Ihre hektische Freude über Henris Besuch verwirrte Mikael. Verstellte sie sich? Mikael glaubte es nicht. Scheinbar war das die wirkliche Anette.
    Nie hätte er gedacht, daß er eine so schlagfertige und lustige Ehefrau hatte!
    Sicher, es waren keine tiefsinnigen Gespräche, aber was spielte das für eine Rolle? Mikael hätte viel für jemanden gegeben, mit dem er so ungezwungen reden konnte. Bedrückt und unschlüssig machte er gemeinsam mit dem Jungen und Troll einen Abendspaziergang. Eine Weile schwiegen sie.
    »Kannst du morgen sehr früh aufbruchsbereit sein, Dominic? »Na klar.«
    »Wir reisen ganz früh. Bevor Mutter aufwacht. Um Kleider und Essen brauchst du dich nicht zu kümmern, das mache ich. Du mußt nur aufstehen, wenn ich dich wecke, und dich still anziehen.«
    »Warum sollen wir es Mutter nicht erzählen?« »Ach, sie und ich haben darüber heute gesprochen. Sie selbst will nicht nach Norwegen reisen, ein Ketzerland wie sie sagt. Sie findet es schlimm genug, daß sie in diesem barbarischen Schweden leben muß«, lächelte Mikael. Er wurde wieder ernst. »Und sie sagt weder ja noch nein dazu, ob du mit darfst. Ganz dagegen ist sie ja nicht. Sie hat nur Angst um dich, weißt du, und möchte noch warten. Aber das können wir nicht.«
    »Nein, wir können absolut nicht länger warten.« »Nein, du sagst es. Weißt du warum?« »Nein. Ich weiß nur, daß es eilt.«
    Mikael nickte. »Weißt du, Dominic, da gibt es etwas… ganz Ungewöhnliches bei den Menschen, die man das Eisvolk nennt. Darum vertraue ich darauf, was du sagst. Ich habe nämlich selbst merkwürdige Dinge erlebt.« »Was für merkwürdige Dinge, Vater?«
    »Darüber wollen wir reden, wenn wir mit unseren Verwandten gesprochen haben. Ich weiß ja auch nur so wenig. Darum müssen wir reisen. Damit wir mehr erfahren.« »Können wir Troll mitnehmen?«
    »Nein, wir müssen reiten, und seine Pfötchen würden auf der langen Reise vom Laufen ganz wund werden.« Der Kleine drückte ihm die Hand. »Ich werde fertig sein. Würdet Ihr auch meinen besten Anzug

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