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Die Saga vom Eisvolk 10 - Wintersturm

Die Saga vom Eisvolk 10 - Wintersturm

Titel: Die Saga vom Eisvolk 10 - Wintersturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margin Sandemo
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sich eigentlich? Die dicke, schwammige Frau hatte den lüsternen Blick ihres Mannes nicht gesehen, sie war fernerhin entzückt, dass sie mit »Euer Gnaden« angeredet wurde.
    »Kannst du servieren?« fragte sie Villemo.
    »Ja, ein bisschen«, sagte sie kleinlaut. »Ich kann es lernen.«
    Die Frau warf ihrem Mann einen fragenden Blick zu. Er nickte mit ausdrucklosem Gesicht und wandte sich zu Eldar »Wir brauchen noch einen Stallknecht, du kannst in der Knechtstube schlafen, draußen auf dem Hofplatz. Deine Schwester wohnt hier im Haus.«
    Eldar wollte protestieren, erkannte aber, dass er im Moment nichts tun konnte. Er nahm seine »Schwester« und ging mit ihr in die Küche, wo sie noch ein Abendessen bekamen. Sie waren kurze Zeit alleine, und er flüsterte ihr zu: »Sorge dafür, dass du niemals mit dem Bauern alleine bist, sonst bist du verloren.« Sie sah in seine brennenden Augen, sie sah auch Verzweiflung. Oh, Gott, was soll das werden? Vielleicht brauchte sie ihn hier, wer weiß?
    Villemo war noch nicht lange im großen Haus, als sie eine unheilvolle Ahnung ergriff, dass sich in und um den Hof etwas Verrücktes abspielte. Im Haus war das Gutsherrenpaar, die alte verschüchterte Frau und sie. Dann noch der Vertraute des Bauern. Draußen arbeiteten vier Knechte, außer Eldar. Die vier machten einen unheimlichen Eindruck auf Villemo, das waren verschlossene und grausame Kerle, fand sie. Sie sprachen weder mit ihr noch mit Eldar, außer sie gaben ihm Anweisungen. Sie hatte die vier noch nicht bei der Arbeit gesehen. Trotzdem waren der Hof, die Gebäude und - soweit sie sehen konnte - auch die Felder in einem guten und sauberen Zustand. Die große Küche war bis ins kleinste Detail sauber und aufgeräumt. Sie durfte ohne Erlaubnis nicht in die Küche. Ihr Arbeitsbereich war das Wohn-, Eß- und Schlafzimmer der Gutsherrschaften. Auch deren Kleider musste sie in Ordnung halten. Villemo konnte von allem nicht viel, und nun wurde sie dafür bestraft, dass sie sich zu Hause immer vor der Hausarbeit gedrückt hatte. Sie fühlte sich entsetzlich hilflos gegenüber den Aufgaben, die sie hier erfüllen musste, sie hatte auch nicht die Anlagen für eine gute Hausfrau. Sie wusste nicht, wie man ein Bett richtig machte oder Staub wischte - sie sah ihn manchmal nicht - oder Socken stopfte. Das Schlimmste war, dass sie Anweisungen erhielt, Befehle sozusagen. Ihre Vorfahren - Alexander und viele andere aus ihrer Verwandtschaft - hatten Befehle gegeben, ja, auch sie gab zu Hause Befehle an die Bediensteten und Knechte. Alles in ihr sträubte sich dagegen, Befehle auszuführen. Nicht, dass sie selber Befehle geben wollte, nein. Oder dass sie nicht dafür war, eine untergeordnete Rolle zu bekleiden. Ich bin sauer auf mich selbst und schäme mich dafür, dachte sie. Das Gutsvolk war ihr unsympathisch, besonders er mit seinen stechenden Augen und seinem zerfressenen Schnurbart. Villemo musste den Kleiderschrank reinigen. Die großnasige Frau setzte sich auf einen Stuhl, in der Hand einen spitzen Stock, mit dem sie Villemo am ganzen Körper stieß und stach, wenn sie einen Fleck oder Staubkrümel übersehen hatte. Eine neue Masche von ihr war, dass sie Villemo mit dem Stock dirigierte, nach hier und nach da, ohne ein Wort und wenn, dann mit einem Grinsen um ihr schlappes Maul. Da musste Villemo all ihre Liebe zu Eldar aufbringen, um die Pein und die Erniedrigungen aushalten zu können. Sie wünscht sich, dass Eldar stolz auf sie war, seine Anwesenheit war das einzige, was sie alles ertragen ließ.
    Das Zweibrunnenvolk hatte öfter Gäste, sie war erst einige Tage hier, da kam die erste Gesellschaft. Es waren Nachbarn, auch Dänen. Beide fette Gastgeber waren stolz, dass sie Villemo vorführen konnten. Villemo war froh, dass sie bei den Gästen einen guten Eindruck hinterließ. Die Alte hatte sie im Servieren gut angelernt. Sie hatte auch andere Kleider bekommen und eine Bluse mit einem großen weißen weiten Kragen. Die Gäste waren von einem anderen Schlag, bei der Verabschiedung drückte die Frau Villemo ein umhäkeltes Taschentuch in die Hand, keiner hatte es bemerkt.
    Eldar hatte vereinbart, dass er jeden Tag nach der Arbeit eine Weile mit Villemo sprechen konnte, sie trafen sich immer auf dem Hofplatz am Brunnen und saßen auf einer Bank, alle konnten sie sehen, aber keiner konnte sie hören.
    Nach einer Woche sagte Villemo zu ihm: »Ich hörte in der Nacht etwas Unheimliches.«
    »Was hast du gehört? Ich habe geschlafen wie ein

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