Die Saga von Thale 01 - Elfenfeuer
sein.
»Wir sollten abwarten, was meine Männer berichten«, sagte Tarek beschwichtigend und warf einen Blick auf die hagere Gestalt des Mediums, das hinter dem Tisch in der Ecke des Raumes zusammengesunken war und mit halb geöffneten Augen ins Leere starrte. »Wenn ich Euer Medium richtig verstanden habe, sind die Verräter zu Fuß auf der Flucht. Selbst wenn sie sofort aufgebrochen sind, können sie noch nicht weit gekommen sein. Ich bin sicher, dass die Krieger sie finden.«
Langsam schritt er zu dem Pentagramm, das noch immer auf dem steinernen Fußboden zu sehen war, und betrachtete es schweigend. »Was ist mit dem Quarlin«, fragte er schließlich. »Habt Ihr schon Informationen darüber, ob er erfolgreich war?«
Wieder schüttelte Asco-Bahrran den Kopf. »Leider steht es nicht in meiner Macht, die Elfe zum Betreten der Zwischenweit zu zwingen«, erklärte er. »In den frühen Morgenstunden ist es mir jedoch gelungen, die Frequenz, auf der sich die Elfen mithilfe ihrer Gedanken verständigen können, nachhaltig zu stören. In einem Umkreis von drei Tagesritten vermag nun niemand mehr eine Botschaft zu senden oder zu empfangen.« Der Meistermagier machte ein zufriedenes Gesicht. »Ich hoffe, dass dieser Umstand die Nebelelfe zwingt sich bald in die Zwischenwelt zu begeben.«
In diesem Moment wurde die Tür geöffnet und ein junger Krieger trat ein. Er hob kurz seine Hand zum Gruß und wandte sich dann gleich an Tarek. »Herr, eine der Patrouillen ist soeben zurückgekehrt«, sagte er und seinen Worten war die Erregung deutlich anzuhören. »Der Anführer der Gruppe erwartet Euch bereits in Euren Gemächern.« Er zögerte, als wolle er noch etwas hinzufügen, schien aber nicht recht zu wissen, ob es ihm erlaubt war. Schließlich holte er tief Luft und sagte hastig: »Die Krieger berichten, dass sie in der vergangenen Nacht von einem unheimlichen Wesen angegriffen wurden. Einen Krieger soll es getötet haben.« Dann salutierte er und verließ eilig den Raum.
Tarek runzelte die Stirn und sah den Meistermagier missbilligend an. »Ihr sagtet doch, dass keines Eurer seltsamen Geschöpfe für meine Männer eine Gefahr darstellt«, bemerkte er grimmig. »Wie erklärt ihr Euch diesen Vorfall?«
Asco-Bahrran schien selbst überrascht.
»Das kann keines meiner Geschöpfe, wie Ihr es nennt, gewesen sein«, beeilte er sich zu erklären. »Ihr habt mein Wort, dass sich außer dem Quarlin zurzeit kein fremdes Wesen in Thale befindet.«
»Nun«, sagte Tarek und ging zur Tür. »Das mag vielleicht sein, aber woher wollt Ihr wissen, dass sich der Quarlin noch immer in der Zwischenwelt aufhält? Mir scheint, die Kreaturen, deren Hilfe Ihr Euch so gern bedient, gehen nur allzu oft ihre eigenen Wege.« Tarek warf dem Meistermagier noch einen scharfen Blick zu, dann drehte er sich um und ließ die Tür geräuschvoll hinter sich ins Schloss fallen.
Asco-Bahrran lächelte gelassen. Die wütenden Worte des obersten Kriegsherrn prallten wirkungslos an ihm ab. Ohne Hast ging er zu einer kleinen Tür, hinter der sich einer der vielen Arbeitsräume der Magier befand, und öffnete sie leise.
»Wie weit seid Ihr?«, fragte er.
Der Magier Akim blickte überrascht von einem dicken Buch auf, in dessen vergilbten Seiten er gerade las. »Macht Euch keine Sorgen«, antwortete er zuversichtlich. »Ich bin fast fertig. Der Regen wird bald einsetzen.«
Die Sonne hatte ihre Himmelsbahn hinter dem wolkenverhangenen Himmel gerade begonnen, als Naemy schreiend aus einem unruhigen Schlaf hochschreckte. Sie zitterte und ihr Herz klopfte wie wild. Die Bilder des Alptraumes, aus dem sie erwachte, standen ihr noch deutlich vor Augen und waren sich nur schwer abzuschütteln. Ihr Schrei ließ Rojana, die an ihrem Lager gewacht hatte, erschrocken aufspringen. Voller Sorge blickten ihre dunklen Augen auf die verletzte Nebelelfe, während sie mit der Hand sanft über Naemys Arm strich. »Beruhigt Euch«, sagte sie leise. »Es war nur ein schlimmer Traum.« Sie wandte sich um und verschwand. Gleich darauf kehrte sie wieder zurück. In der Hand hielt sie einen hölzernen, mit frischem Wasser gefüllten Becher, den sie Naemy reichte.
»Danke, Rojana«, sagte Naemy mit heiserer Stimme. Jetzt erst spürte sie, wie durstig sie war. Als sie getrunken hatte, hielt sie Rojana den Becher hin, um ihn erneut füllen zu lassen. Rojana lächelte. »Es ist gut, zu sehen, dass es Euch wieder besser geht«, sagte sie freundlich und verschwand. Diesmal dauerte
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