Die Saga von Thale 01 - Elfenfeuer
fertig«, erklärte der Meistermagier. »Sobald der Angriff beginnt, wird die Magie dir und deinen Kriegern zur Verfügung stehen.«
»Und das Land?«
Der Meistermagier seufzte. »Warum so misstrauisch? Fürchtest du, ich hätte unsere Abmachung vergessen? Wenn ihr die Rebellen besiegt, wird das ganze Land östlich der Valdor-Berge den Gha-Gurrlinen gehören. Darauf hast du mein Wort.« Der Cha-Gurrlin knurrte etwas Unverständliches und Asco-Bahrran beeilte sich den Raum zu verlassen. In den vielen Sommern, die er nun schon mit den Cha-Gurrlinen verkehrte, hatte er nur allzu oft erfahren, wie unberechenbar diese Halbwesen waren. Sein großer Vorteil war es, dass sie An-Rukhbar fürchteten. Sonst wären sie mit Sicherheit längst in Thale eingefallen. Denn das Land, das An-Rukhbar ihnen zugewiesen hatte, war so lebensfeindlich, dass selbst die anspruchslosen Cha-Gurrline dort nur mit heimlicher Unterstützung des Meistermagiers überleben konnten. Nur so war es Asco-Bahrran gelungen, den Anführer der Halbwesen für seine Pläne zu gewinnen. Die verlockende Aussicht, ein blühendes, gesundes Land als Lohn für ihre Dienste zu erhalten, machte sie für ihn zu verlässlichen Verbündeten.
Bevor Asco-Bahrran seine eigenen Räume aufsuchte, beschloss er, noch einmal nachzusehen, ob sein Medium eine Nachricht des Quarlin oder ein Gespräch der Verräter empfangen hatte. Obwohl er wusste, dass sich die Verräter inzwischen am Fuße des Himmelsturms befinden mussten, hatte er am späten Abend die Störungen in der Sphäre aufgehoben. Das Gelände um den höchsten Berg Thales war riesig und er hoffte darauf, dass die Verräter ihm ihren genauen Aufenthaltsort verraten würden, wenn sie sich mithilfe der Gedankensprache verständigten. Mit etwas Glück konnte er seine Magie dann zielgerichtet einsetzen und brauchte nicht erst lange zu suchen.
Der hagere alte Mann, den Asco-Bahrran als Medium nutzte, lag apathisch auf dem schmutzigen Lager der kleinen Kammer, in der er nun schon seit vielen Sommern vor sich hin vegetierte. Selbst als der Meistermagier die Hand auf seine Stirn legte und den Geist des Mediums nach einer Botschaft durchsuchte, regte er sich nicht. Für einen langen Augenblick herrschte tiefes Schweigen. Schließlich nahm Asco-Bahrran die Hand fort und fluchte leise. Der Geist des Mediums war leer. Keine Nachricht des Quarlins. Kein Hinweis auf den Verbleib der Nebelelfe oder das Schicksal der Krieger. Nichts! Nicht zum ersten Mal kam dem Meistermagier der unangenehme Gedanke, dass der Quarlin ihn hintergangen hatte. Vermutlich waren die Krieger längst tot und der Quarlin irgendwohin verschwunden, ohne seine Aufgabe erfüllt zu haben.
Ärgerlich schloss Asco-Bahrran die morsche Tür hinter sich und eilte missmutig durch den langen dunklen Gang. Wie hatte ihm bloß ein solch fataler Fehler unterlaufen können? Nicht im Traum hätte er daran gedacht, dass die Nebelelfe um die Bedeutung des Pulvers wusste und versuchen würde es zu stehlen. Aber jetzt war es zu spät, noch etwas dagegen zu unternehmen. Die Dinge waren schon viel zu weit vorangeschritten. Und plötzlich lächelte der Meistermagier. Worüber machte er sich eigentlich Sorgen? Sein Ziel lag zum Greifen nahe vor ihm. Wenn er den Stab erst zurückgebracht hatte, würde ihn selbst die Elfe nicht mehr aufhalten können. Bald würde er der alleinige Herrscher von Thale sein.
Rojana hob die Hand über die Augen und ließ ihren Blick über die grüne Ebene schweifen. Vor wenigen Augenblicken hatte sich die goldene Scheibe der Sonne hinter dem fernen Ylmazur-Gebirge zur Ruhe begeben, doch es war noch immer hell genug, um zu sehen, dass die weite Ebene menschenleer war. Die dunkle, vom Regen der vergangenen Sonnenläufe noch feuchte Erde dampfte in der kühlen Abendluft und ließ über dem sonnengewärmten Land einen samtigen Dunst entstehen. Hier und da verdichtete er sich zu feinen Wolken, die dicht über dem Boden schwebten und die Umrisse der Festungsmauern von Nimrod verschwimmen ließen. Gespannte Erwartung hing fast greifbar in der Luft, und während Rojana die hohen Mauern von Nimrod betrachtete, fühlte sie plötzlich mit tödlicher Sicherheit, dass man sie erwartete.
Es war so, wie Kjelt es am Morgen vorausgesagt hatte. Nimrods Krieger hatten sich hinter die hohen und unbezwingbaren Mauern der Festungsstadt zurückgezogen und harrten dort des Angriffs der Rebellen.
Das Licht schwand nun immer schneller. Die kleinen Feldgraulinge beendeten ihr
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