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Die Saga von Thale 01 - Elfenfeuer

Titel: Die Saga von Thale 01 - Elfenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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Stelle suchen und ein Feuer entzünden, an dem wir unsere Sachen trocknen können. Es wird bald ganz dunkel sein.«
    Sunnivah nickte und wollte aufstehen, als die Ereignisse des Abends plötzlich mit grausamer Gewissheit auf sie einstürzten. Fayola war tot! Bei dem Gedanken an ihre treue Freundin krampfte sich ihr Herz zusammen und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Blindlings folgte sie Vhait durch das Dickicht, machte aber keine Anstalten, ihm bei seiner Suche nach einem Lagerplatz zu helfen. Ihre Gedanken kreisten allein um Fayola und dennoch fand sie keine Antwort auf die Frage: Warum?
     
     
    Erst als To und Yu schon hoch am Himmel standen, fanden Sunnivah und Vhait einen Platz, der ihnen sicher genug erschien, um ein Feuer zu entzünden. Sofort machten sie sich daran, trockenes Holz zu suchen, doch es war nicht leicht, in der Dunkelheit zwischen den Bäumen geeignetes Material zu finden. Schließlich entdeckte Vhait einen alten, toten Baum, dessen trockene Äste so morsch waren, dass sie sich mit den Händen abbrechen ließen, und wenig später sprangen die ersten kleinen Flammen des Feuers knisternd in die Höhe.
    »Warum Fayola?« Sunnivah hatte sich dicht am Feuer niedergelassen und ihren geflochtenen Zopf gelöst, damit ihre Haare besser trocknen konnten. Nun starrte sie traurig in die Flammen und schüttelte immer wieder verständnislos den Kopf.
    »Es ist das Los eines jeden Kriegers zu sterben«, erwiderte Vhait leise. Auch er saß dicht am Feuer, um seine nasse, klamme Kleidung zu trocknen und die nächtliche Kälte aus seinen Gliedern zu vertreiben. Die kurze Frage waren Sunnivahs erste Worte, seit sie aufgebrochen waren, und machten deutlich, wie sehr sie unter dem Tod ihrer Freundin litt. Vhait hatte es bisher vermieden, sie darauf anzusprechen. Er fühlte sich hilflos, weil er wusste, dass kein Wort ihren Schmerz lindern würde. Er selbst trauerte nur wenig. In den vielen Jahren als Krieger hatte er gelernt den Tod eines Kameraden klaglos hinzunehmen – selbst wenn es sich bei dem Gefallenen um einen Freund handelte.
    Vhait hob den Blick und sah seine Gefährtin über das Feuer hinweg an. Das dichte rote Haar verdeckte ihr Gesicht und leuchtete im Schein des Feuers, als stünde es selbst in Flammen.
    Wie schön sie war!
    Der Gedanke kam völlig überraschend und Vhait schämte sich noch im selben Moment für seine unpassenden Gefühle. Um sich abzulenken, warf er einen dicken Ast in die Flammen und beobachtete, wie er zu brennen begann. Er wünschte sehr, Sunnivah trösten zu können, fürchtete aber die falschen Worte zu wählen, da er ihren Kummer nicht teilte.
    »Ich bin sicher, Fayola wusste, dass es eines Tages so kommen würde«, begann er vorsichtig. »Früher oder später trifft es jeden Krieger. Nur wenigen ist es vergönnt, ein hohes Alter zu erreichen. Man muss lernen mit der Gewissheit zu leben, dass der nächste Tag auch der letzte sein könnte.«
    »Wenn ich ihr doch nie begegnet wäre«, schluchzte Sunnivah. »Dann würde sie jetzt noch leben und…«
    »Lass das, Sunnivah!« Vhaits Stimme klang plötzlich scharf. »Fayola wird auch nicht wieder lebendig, wenn du dich mit sinnlosen Selbstvorwürfen quälst.«
    Energisch stand er auf und kam um das Feuer herum auf sie zu. »Fayola ist dir gefolgt, weil sie an dich glaubte. Sie hat ihr Leben gegeben, damit du dein Ziel erreichen kannst. Jetzt ist es an dir, ihrem Tod einen Sinn zu geben, indem du deine Aufgabe erfüllst.«
    »Aber wie kann ich das?« Sunnivah hob den Kopf und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Die Pferde sind fort und der Stab verloren. Ohne ihn ist meine Mission gescheitert!«
    »Die Pferde sind sicher nicht weit fortgelaufen«, erklärte Vhait zuversichtlich. »Sobald es hell genug ist, werden wir nach ihnen suchen.« Er wandte seinen Blick zum Himmel und deutete auf die beiden Monde. »Bis zur Nacht der Lichter bleiben uns noch zwei Sonnenläufe. Mit etwas Glück können wir es schaffen.« Zuversichtlich legte er seine Hände auf Sunnivahs Schultern und blickte ihr fest in die Augen. »Wir finden sie, du wirst sehen«, sagte er so nachdrücklich, als könne allein sein fester Wille die Pferde zurückbringen. Sunnivah erwiderte seinen Blick, sagte aber nichts.
    »Wir sollten jetzt beide versuchen etwas zu schlafen«, sagte Vhait und löste seine Hände von ihren Schultern. »Der morgige Tag wird hart.«
    Schlafen! Das war nun wirklich das Letzte, zu dem sich Sunnivah jetzt in der Lage fühlte.

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