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Die Saga von Thale 01 - Elfenfeuer

Titel: Die Saga von Thale 01 - Elfenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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abendliches Lied und eine fast unwirkliche Ruhe kehrte ein, die nur gelegentlich durch gedämpfte Geräusche aus dem Heerlager unterbrochen wurde. Rojana fröstelte, doch es war nicht der Wind, der an diesem Abend kühl von den ewig schneebedeckten Gipfeln der Valdor-Berge hinabkam, der sie dazu veranlasste, ihren Mantel fester um die Schulten zu ziehen. Die Kälte kam aus ihrem Innern, wo ohne jede Vorwarnung die schrecklichen Bilder einer verlorenen Schlacht vor ihrem geistigen Auge auftauchten.
    Plötzlich sah Rojana nicht mehr die friedliche menschenleere Ebene. Das Land zu ihren Füßen war jetzt schlammig und aufgewühlt. Die Sonne stand hoch am Himmel und ihre silbernen Strahlen spiegelten sich in Hunderten von Dingen, die über die ganze Ebene verstreut lagen. Dingen, die einst den Rebellen gehörten. Zerbrochene Waffen und zersplitterte Schilde waren ebenso zu sehen wie die Teile lederner und stählerner Rüstungen. Und inmitten all dieser Trümmer lagen die Toten. Dicht an dicht waren sie über die ganze Ebene verteilt. Viele von ihnen waren so entsetzlich verstümmelt und entstellt, dass sie kaum mehr als Menschen zu erkennen waren. Tief in dem schlammigen Boden eingesunken, wirkten sie fast wie zerbrochene Puppen, die Kinder achtlos fortgeworfen hatten.
    »Rojana, Liebes, was ist mit dir?«
    Die vertraute Stimme ihres Gefährten vertrieb die grauenhafte Vision und holte Rojana in die Wirklichkeit zurück.
    Sanft legte er den Arm um ihre Schultern und drückte sie an sich.
    »Du sorgst dich, nicht wahr?«, fragte Kjelt leise.
    Rojana schluckte. Die schrecklichen Bilder dessen, was vielleicht schon bald Wirklichkeit sein würde, wichen nicht so rasch und machten es ihr unmöglich, zu sprechen. Rojana wusste, dass sie keine verlässliche Seherin war, obgleich sie hin und wieder von Visionen heimgesucht wurde. Aber ihre Gabe war nur schwach und es kam vor, dass sie sich täuschte. So zog sie es vor, zu schweigen, um ihren Gefährten nicht zu beunruhigen. Kjelt durfte nichts von ihren dunklen Vorahnungen erfahren. Er musste jetzt stark sein. Die Männer und Frauen in dem gewaltigen Heerlager hinter ihnen glaubten fest an ihren Anführer und nährten ihren Mut aus seiner Zuversicht. Sie waren aus den verschiedensten Teilen Thales hierher gekommen und hatten ihr Leben in seine Hände gelegt, um mit ihm zu kämpfen. Männer und Frauen, Alte und Junge, Bauern und Handwerker. Sie alle vereinte der eiserne Wille, die schreckliche Gewaltherrschaft An-Rukhbars zu beenden. Und dafür würden sie Kjelt überallhin folgen – selbst in den Tod.
    Rojana konnte nur hoffen, dass die Vision nichts weiter als ein Spiegelbild ihrer eigenen Sorgen und Ängste bleiben würde. »Es geht schon wieder«, sagte sie gefasst, ohne den Blick von der Ebene zu wenden. »Aber du hast Recht, ich mache mir Sorgen.« Plötzlich schlang sie ihre Arme um seinen Hals und schmiegte sich an ihn. »Welche Frau würde einen Sonnenlauf vor der Schlacht nicht um ihren Gefährten fürchten. Nimrod ist die gewaltigste Festung, die jemals von Menschenhand erbaut wurde. Und wir müssen damit rechnen, dass sie nicht nur von Menschen verteidigt wird.« Wieder ließ sie ein eisiger Schauer frösteln. »Viele unsere Freunde werden morgen den Tod finden, vielleicht auch du – davor fürchte ich mich.«
    Kjelt nahm ihr Gesicht zärtlich in seine Hände und sah sie an. Leidenschaft und ungestillter Hass loderten in seinen Augen und zeigten Rojana, wie sehr er auf diesen Moment der Entscheidung gewartet hatte. Morgen würde sich erfüllen, worauf er seit vielen Sommern wartete. »Wir werden Nimrod stürmen, Rojana«, erwiderte Kjelt voller Zuversicht. »Wir sind eine starke Armee. Der Glaube an die Gütige Göttin vereint uns und gibt uns Kraft. Wir werden siegen, du wirst sehen.« Ein langer leidenschaftlicher Kuss verlieh seinen Worten Nachdruck.
    Ohne dass sie es wollte, kam die Vision zurück. Rojana schloss die Augen und versuchte die bedrückenden Bilder abzuschütteln. Ihre Hände zitterten und glitten nervös über den stählernen Brustpanzer ihres Gefährten, den er an diesem Abend zum ersten Mal angelegt hatte. »Sei vorsichtig«, bat sie leise und schluckte die aufkommenden Tränen herunter. Sie wollte nicht, dass er sie weinen sah und vergrub ihren Kopf an seiner Schulter. Eng umschlungen gingen sie zurück ins Lager. Beide wussten, dass es ihre letzte gemeinsame Nacht sein konnte, doch keiner sprach es aus.
     
     
    Am Fuße des Himmelsturms graute

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