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Die Saga von Thale 01 - Elfenfeuer

Titel: Die Saga von Thale 01 - Elfenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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ein. Ein leichter Luftzug strich durch ihr offenes Haar und ließ es um ihren Kopf tanzen. Der Wind neckte auch den Stab und bog ihn mal in die eine, dann in die andere Richtung. Doch noch ließ Sunnivah ihn nicht los. Ihre Hände umschlossen das polierte Holz, während sie darauf wartete, dass der richtige Moment kam. Als sie schon glaubte, dass ihre Kräfte nicht mehr ausreichten, um den Stab noch länger zu halten, änderte das Klingen in der Luft plötzlich seinen Ton und wurde zu einem sanften verlockenden Summen. Die Töne erinnerten Sunnivah an einen Gesang, den die Priesterinnen von In-Gwana-Thse zu Ehren der Gütigen Göttin in der Nacht der Lichter stets gesungen hatten, und weckten in ihr ein tiefes Gefühl von Geborgenheit.
    Auch der laue Wind veränderte sich und wurde ganz unvermittelt zu einem starken Sog, der an dem Stab der Weisheit zerrte. Der Stab begann zu glühen und sich unter Sunnivahs festem Griff zu winden, als wolle er sich befreien. Dann näherte sich aus dem Hintergrund der vielen tausend Sterne kometengleich und doch erstaunlich langsam eine lodernde, goldene Wolke. Sie schien ganz aus brennendem Sternenstaub zu bestehen und zog ihren feurigen Schweif viele hundert Längen durch die Nacht, während sie sich fast geräuschlos auf Sunnivah herabsenkte. Die brennenden Funken liebkosten Sunnivahs Haut mit ihren winzigen Flammen, während das Summen ihren Geist einhüllte. Ein nie gekanntes Glücksgefühl durchströmte sie und die milde Wärme des Feuers gab ihr neue Kraft. Sie fühlte sich ausgeruht und stark und die Schmerzen des vergangenen Sonnenlaufes waren vergessen. Sunnivah hob den Kopf und sah, dass sich die vermeintliche Wolke wie eine endlose feurige Schlange zu den Sternen hinaufwand, um sich irgendwo in der Unendlichkeit des Himmels zu verlieren.
    Das Elfenfeuer! Obwohl Sunnivah das seltene Naturschauspiel nur aus den alten Erzählungen der Priesterinnen kannte, wusste sie sofort, dass sie sich nicht täuschte. Nur alle hundert Sommer konnte man das überwältigende Lichterspiel über den Gipfeln des Ylmazur-Gebirges beobachten. Es hieß, die Seelen der verstorbenen Elfen würden in diesem Licht für kurze Zeit in ihre alte Heimat zurückkehren, um die Trauer in den Herzen der Zurückgebliebenen zu lindern. – Und diesmal gab es etwas, das sie auf ihrer Reise in die Unendlichkeit mitnehmen würden.
    Es war so weit. Sunnivahs Hände gaben den Stab der Weisheit frei. Wie ein orangefarbener Stern fuhr er durch die Straße aus funkelndem Staub und verschwand, gefolgt von Millionen glühender Funken, in der Dunkelheit.
    Das Summen verstummte. Die Wärme war fort. Der Sog des Windes brach zusammen und mit ihm lösten sich auch die letzten Spuren des Elfenfeuers auf, als wäre es niemals da gewesen.
    Plötzlich erhob sich aus den Tiefen des Raumes die körperlose Stimme der Gütigen Göttin: »Schwertpriesterin, ich danke dir.« Die Botschaft klang sanft und frei von jeder Störung in Sunnivahs Gedanken. »Ich wusste, du würdest mich nicht enttäuschen. Doch deine Aufgabe ist noch nicht beendet. Die Rebellen vor den Toren Nimrods befinden sich in arger Bedrängnis und brauchen deine Hilfe noch heute Nacht.«
    Bevor Sunnivah etwas erwidern konnte, schwebte plötzlich eine orange Feuerkugel vor ihr in der Luft. Regungslos verharrte sie eine Armeslänge neben dem Felsen, als warte sie nur darauf, dass Sunnivah sie an sich nahm.
    »Hier gebe ich dir eine mächtige Waffe von großer Zerstörungskraft«, hörte Sunnivah die Göttin sagen. »Trage sie für mich nach Nimrod und hilf den Rebellen. Doch wisse, du kannst sie nur ein einziges Mal benutzen. Darum handle klug, meine Tochter, dann werdet ihr siegen.«
    »Aber Nimrod ist weit, ich werde es niemals rechtzeitig erreichen!«, rief Sunnivah den Monden entgegen, doch die Göttin ging nicht darauf ein und sprach bereits weiter. »Und es gibt noch etwas, das du vollbringen musst, Schwertpriesterin. Im Thronsaal von Nimrod befindet sich das einzige Tor in An-Rukhbars Dimension. Du musst den finsteren Herrscher dazu bringen, das Tor selbst zu öffnen. Nur so wird es dir gelingen, ihn für alle Zeit zu verbannen!«
    »Aber wie…?«
    »Du bist nicht allein, meine Tochter«, erwiderte die Göttin leise. »Gemeinsam werdet ihr es schaffen.« Die Stimme der Göttin wurde immer schwächer und Sunnivah wusste, dass sie ihr nicht mehr antworten würde.
    Die Waffe! Vorsichtig löste Sunnivah ihre Finger von dem Felsen und berührte die Kugel. Sie

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