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Die Saga von Thale 02 - Die Macht des Elfenfeuers

Titel: Die Saga von Thale 02 - Die Macht des Elfenfeuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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öffnete, verstummten die Stimmen draußen auf dem Flur, doch als die Menschen den Abner erblickten, erhob sich wieder ein vielstimmiger Chor. Jeder der vor der Tür Versammelten schien seine Nachricht als Erster überbringen zu wollen und versuchte die anderen zu übertönen, indem er noch lauter rief.
    »Ruhe! « Der Abner hob beschwörend die Arme und obwohl seine Stimme in dem allgemeinen Lärm kaum zu hören war, kehrte sofort Ruhe ein. »Die Sitzung hat noch nicht begonnen«, wandte er sich an die Wachen. »Wir wollen uns daher anhören, was diese Menschen bewogen hat, zu so früher Stunde hier zu erscheinen. « Er machte eine auffordernde Geste in den Gang hinein und sagte: »Kommt alle herein. Bevor wir mit den Beratungen beginnen, könnt ihr eure Anliegen vortragen aber bitte einzeln und leise.« Er gab die Tür frei und kehrte an seinen Platz zurück. Hinter ihm schoben und drängten sich etwa zwei Dutzend Männer und vier Frauen in den Raum. Ihren Gesichtern war deutlich anzusehen, wie eilig sie es hatten, dem Abner zu berichten, und wie schwer ihnen das Warten fiel.
    Sayen ließ den Blick über die Menge schweifen und stellte erstaunt fest, dass er die meisten von ihnen kannte. Alle besaßen eine ausgeprägte Sehergabe. Nicht jeder war darin ausgebildet, seine Gabe zum Wohl des Volkes von Thale einzusetzen, doch Sayen kannte alle beim Namen. Gemeinsam war auch die Furcht in ihren Augen. Sayen seufzte. Offensichtlich war er nicht der Einzige gewesen, der in der vergangenen Nacht von einer Vision heimgesucht worden war. Der Meisterseher wandte sich an den Abner, der zu seiner Rechten Platz genommen hatte, und flüsterte ihm etwas hinter vorgehaltener Hand zu. Der Abner runzelte die Stirn, nickte und erhob sich erneut. »Kann es sein«, wandte er sich an die Besucher, während er die Männer und Frauen eingehend musterte »dass jeder von euch in den frühen Morgenstunden von einem schrecklichen Traum heimgesucht wurde?«
    »Nimrod brannte! « , erklärte ein hagerer Seher kopfnickend und ein anderer sagte mit lauter Stimme: »Das Tor war völlig zerstört und in den Straßen . . . «
    »Schwarze Krieger, es waren schwarze Krieger!«, wurde er von einer Frau übertönt, der die Tränen in den Augen standen. »Feuer, überall war Feuer!«, rief ein anderer, und eine Frau schrie voller Panik: »Wir werden alle sterben!« Plötzlich riefen wieder alle durcheinander und machten ihrem Entsetzen Luft, indem sie mit heftigen Gebärden von dem Gesehenen berichteten. Seufzend hob der Abner die Arme und mahnte zur Besonnenheit, doch diesmal ließen sich die Leute nicht so leicht beruhigen. Erst als er heftig mit der Faust auf den Tisch schlug, verstummten sie. »Es mag euch vielleicht wundern, aber was ihr gesehen habt, ist mir bereits bekannt«, erklärte der Abner so gelassen wie möglich in das Schweigen hinein. Er wusste, dass er seine Worte genau wählen musste, denn es galt, eine Panik unter den Bewohnern der Festungsstadt zu verhindern. Es durfte nicht geschehen, dass die Seher durch die Straßen liefen und den Menschen von ihren Visionen berichteten. »Auch der Meisterseher « er deutete auf Sayen » hat heute Morgen eine Vision empfangen. Aus euren Worten entnehme ich, dass es dieselben Bilder sind, die ihr gesehen habt. Ich verstehe, dass ihr beunruhigt seid, doch ich möchte euch warnen, voreilige Schlüsse aus der Botschaft zu ziehen. Ich sage es ganz deutlich: Es gibt bisher keine überhaupt keine Anzeichen dafür, dass Nimrod bedroht wird. Weder aus Numark noch aus Daran oder dem Grasland haben wir Kunde erhalten, die auf eine Gefahr schließen lässt.« Der Abner machte eine kurze Pause, um zu sehen, wie seine Worte auf die erregten Menschen wirkten. Da er von Natur aus ein wahrheitsliebender Mensch war, wunderte er sich insgeheim darüber, wie leicht ihm die Lüge über die Lippen gekommen war. Dass er glaubhaft gesprochen hatte, daran bestand kein Zweifel, denn der gewünschte Erfolg war deutlich auf den Gesichtern der Menschen abzulesen. Wenngleich auch nicht alle beruhigt zu sein schienen. »Wenn es keine Vision war, die uns warnen sollte, was war es dann?«, wagte der hagere Seher einzuwenden und maß den Abner mit einem misstrauischen Blick.
    »Nun, darüber wollten wir soeben beraten«, erklärte der Abner gelassen. »Es gibt berechtigte Zweifel an dem nahe liegenden Schluss, den diese Vision in sich trägt. Ebenso gut könnte es auch eine von finsteren Mächten gezielt gesteuerte Eingebung sein,

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