Die Saga von Thale 02 - Die Macht des Elfenfeuers
«
Wieder raschelte etwas und jemand stöhnte leise. Lya-Numi lauschte. Vermutlich war es Kiany, die sich in der Dunkelheit regte, doch es konnte auch Asco-Bahrran sein und die Elfenpriesterin hielt es für sicherer, erst einmal still abzuwarten.
»Cheladeon!« Beim Klang der krächzenden Stimme, die sich aus den Schatten erhob, zuckte
Lya-Numi erschrocken zusammen. Asco-Bahrran lebte!
Schon flammte eine magische Leuchtkugel an der Stelle auf, wo der Zusammenprall mit Naemy
den Magier hingeschleudert hatte, und Lya-Numi sah, wie er sich schwerfällig erhob. Sofort duckte sie sich, presste sich dicht an den Boden und zog sich mit den Händen langsam in den Schatten eines großen Felsens zurück. Die wenigen Längen forderten ihrem erschöpften Körper viel Kraft ab und als sie den Schatten erreichte, blieb sie atemlos am Boden liegen. Ihr war schwindlig, die Glieder zitterten und vor ihren Augen tanzten bunte Sterne.
»Zeig dich, elende Elfe!«, hörte sie Asco-Bahrran rufen. »Ich weiß, dass du dich versteckst.« Er hustete und keuchte. Lya-Numi hörte schleppende Schritte und erkannte an den wandernden Schatten, dass sich auch die Leuchtkugel bewegte. »Ich fühle deine Aura!« Die Stimme des Magiers gewann an Stärke. »Du bist schwach und verletzt. Diesmal entkommst du mir nicht und, bei den Toren, dann wirst du für alles bezahlen.« Die Geräusche verrieten Lya-Numi, dass sich der Magier langsam näherte. Offensichtlich wusste er nicht nur, wie es um sie stand, sondern auch ganz genau, wo sie sich versteckte. Ihr Herz hämmerte wie wild. »Flieh! « , raunte ihr eine leise Stimme zu. »Du musst fliehen! «
Aber an Flucht war nicht zu denken. Das Pentagramm, mit dem sie wieder in ihre Hütte hätte gelangen können, befand sich unerreichbar an einer anderen Stelle der Höhle. Mit dem gebrochenen Bein konnte sie sich unmöglich fortbewegen. In ihrer Verzweiflung hob sie die Hand und vollführte jene magische Geste, die sie für die Augen anderer unsichtbar machte, doch nichts geschah. Sie war zu schwach, um den Elfenzauber zu wirken!
»Du entkommst mir nicht!« Asco-Bahrran war jetzt ganz nahe. Sein Zorn und Hass richteten sich allein gegen sie, die seinen Versuch vereitelt hatte, das Tor zu öffnen. Der Schatten des Felsens schmolz zusammen, als sich die Leuchtkugel ihrem Versteck näherte, und sie presste sich verzweifelt an den harten Stein. Sie wusste, dass sie Asco-Bahrran nichts entgegenzusetzen hatte. Es grenzte schon an ein Wunder, dass sie überhaupt noch lebte. Mit jeder Bewegung sickerte weiteres Blut aus ihrem verletzten Bein und sie fühlte sich so schwach, dass sie sich selbst im Sitzen kaum aufrecht halten konnte.
Plötzlich war die Kugel ganz nahe und sie blinzelte verwirrt in das grelle Licht.
»Es ist vorbei, Elfe! « Ein Schatten schob sich vor die Kugel und sie erkannte die Gestalt Asco-Bahrrans. Wie ein Dämon ragte er vor ihr auf und die rot glühenden Augen ruhten mit tödlicher Gelassenheit auf ihr.
»Du hast es gewagt, dich mir in den Weg zu stellen, du Nichtswürdige ! « , fauchte er. »Du hast das Tor geschlossen und dafür wirst du bezahlen.«
Ein roter Blitz traf Lya-Numis Bein. Der Schmerz raubte ihr fast das Bewusstsein und sie schrie gepeinigt auf.
»Diesmal hast du zwar einen Sieg errungen, doch sosehr ihr euch auch wehrt und windet, die Schlacht werdet ihr verlieren. Die Festungsstadt steht kurz vor dem Fall. Bald werden meine Krieger zum letzten Sturm ansetzen und Nimrod wird im eigenen Blut ertrinken.« Er lachte teuflisch und ein weiterer Blitz traf Lya-Numis Bein. »Als Eroberer Thaies wird es ein Leichtes für mich sein, ein Tor zu öffnen und dem wahren Herrscher des Landes die Rückkehr zu ermöglichen.«
»Die Gütige Göttin ist die wahre Herrscherin von Thale«, presste Lya-Numi hervor.
»So! Ist sie das?«, höhnte Asco-Bahrran. »Wo war sie denn, als ich dein Volk vernichtete? Wo, als ich das Grasland überrannte? Was tut sie, um Nimrod zu schützen ? « Sein Lachen dröhnte durch die Höhle. »Deine Göttin ist schwach. Einer Macht wie der meinen hat sie nichts entgegenzusetzen. Thale ist mein! « Plötzlich wurde seine Stimme ganz leise. »Aber das braucht dich nicht zu kümmern, Elfe, denn du wirst das alles nicht mehr erleben.«
Wieder zuckten Blitze aus seinen Fingern und schlugen in Lya-Numis Körper ein. Die Elfenpriesterin sank zur Seite und wand sich stöhnend am Boden. Mit zusammengebissenen Zähnen ertrug sie die Blitzeinschläge, die ihren
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