Die Saga von Thale 02 - Die Macht des Elfenfeuers
Körper trafen, entschlossen, Asco-Bahrran nicht noch einmal Genugtuung zu verschaffen, indem sie schrie. Tapfer versuchte sie, den Schmerz zu verdrängen, doch die Energie der Blitze nahm beständig zu und sie wusste, dass sie nicht mehr lange standhalten würde. Sie hörte Asco-Bahrran lachen und fühlte, wie ihre Kräfte schwanden. Der Schmerz hatte die Grenze des Erträglichen längst überschritten und Lya-Numi spürte, wie ihre Lippen unter der enormen Anstrengung aufplatzten und bluteten. Plötzlich sah sie vor sich etwas glitzern. Nur eine Armeslänge von ihr entfernt ragte etwas Funkelndes unter den Trümmern zerschmetterter Tropfsteingebilde hervor. Etwas Metallenes. Das konnte nur . . .
»Dies ist dein Ende!«, hörte sie Asco-Bahrran triumphierend ausrufen, wandte den Kopf und sah, wie der Magier die Arme hob, um sie mit einem letzten gewaltigen Blitz zu vernichten. »Niemand stellt sich mir in den Weg!«, rief er und die Elfenpriesterin fühlte, wie sich die Magie um ihn zusammenballte. »Die Macht ist mein! « , brüllte er. Wahnsinn schwang in seiner Stimme mit.
Lya-Numi wusste, dass ihr nur noch wenige Augenblick blieben. Die Verzweiflung verlieh ihr ungeahnte Kräfte. Ihre Hand schob sich vor und griff nach dem glitzernden Metall der Asaak!
»Und jetzt. . . « Asco-Bahrran ergötzte sich an den Todesängsten der Elfe und kostete jeden Augenblick aus. Lya-Numis Hand schloss sich um den Griff des Elfendolches. » . . . stirb! « Ein greller Blitz schoss aus Asco-Bahrrans Händen, doch Lya-Numi war schneller. Mit einer jähen Bewegung schleuderte sie dem Magier den Asaak entgegen und rollte zur Seite. Der tödliche Blitz verfehlte sie um Haaresbreite und schlug in den Boden ein, wo er ein dampfendes Loch hinterließ. Am Rande der Bewusstlosigkeit erwartete Lya-Numi den Einschlag eines weiteren Blitzes, wohl wissend, dass sie weder die Kraft noch den Raum für ein erneutes Ausweichmanöver hatte. Aber der Blitz blieb aus. Als das Echo des letzten Einschlags verhallte, breitete sich eine lastende Stille in der Höhle aus.
Lya-Numi wandte den Kopf und blickte zu Asco-Bahrran auf. Der Magier stand noch immer vor ihr, hoch aufgerichtet und bedrohlich. Doch das rote Leuchten unter der weiten Kapuze hatte an Kraft verloren und flackerte. Seine Hände umklammerten den Asaak, der sich in Brusthöhe durch sein Gewand gebohrt hatte, und Lya-Numi entdeckte helle Rauchwölkchen an der Stelle, wo der Dolch in den Körper eingedrungen war. Kein Laut drang aus den Nebeln unter der weiten Kapuze, doch die Elfenpriesterin fühlte die höllischen Qualen des Magiers.
Unaufhaltsam entzog ihm der Asaak die Magie, die ihn all die Sommer über am Leben gehalten hatte, und machte ihn zu dem, was er längst hätte sein müssen: zu Staub!
Lya-Numi sah, wie die Hände zerfielen und als trockenes Pulver zu Boden rieselten, dann erschlafften auch die Ärmel des roten Umhangs. Das Licht der magischen Kugel flackerte. Die rot glühenden Augen erloschen und im verblassenden Schein der Leuchtkugel sah Lya-Numi, wie das rote Gewand zu Boden glitt.
Asco-Bahrran war tot.
Es war kurz nach Sonnenuntergang, als Tabor und Sheehan gemeinsam auf der Mauerbrüstung standen. Während Tabor nach anfänglichem Zögern den Nachmittag damit verbracht hatte, dem Abner und dem Rat Bericht zu erstatten, hatte Sheehan die Zeit genutzt, um gemeinsam mit Enron die Verteidigung gegen den zu erwartenden Angriff zu planen.
Bei Sonnenuntergang war alles bereit.
Bereit? Sheehan warf einen prüfenden Blick auf die Reihen der Verteidiger und seufzte. Sie waren inzwischen nur noch so wenige, dass es auf den Zinnen keine geschlossene Reihe mehr gab. Wo er auch hinsah, klafften große Lücken und es war nur eine Frage der Zeit, bis sich die Angreifer diese Schwäche zunutze machen würden. Wie lange mochten sie dem Ansturm diesmal wohl standhalten ? Sheehan seufzte erneut, schob die bitteren Gedanken beiseite und wandte sich an Tabor.
»Eine Unterstützung durch die Riesenalpe wäre für uns von unschätzbarem Wert gewesen « , sagte er und deutete auf die ausgedünnten Reihen.
»Sie verfolgen ihre eigenen Ziele«, erwiderte Tabor, dem der unterschwellige Vorwurf, die Riesenalpe nicht aufgehalten zu haben, nicht entging. Der Abner hatte sich am Nachmittag ähnlich geäußert, doch auch ihm hatte Tabor nur erklären können, dass er nichts über die Beweggründe der Riesenalpe wusste. Er hatte keine Ahnung, was die Vögel dazu bewog, ihm im Kampf gegen den
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