Die Saga von Thale 02 - Die Macht des Elfenfeuers
Feuerdämon beizustehen, und konnte sich auch nicht erklären, warum sie nach dem Sieg einfach davongeflogen waren.
Das einzig Greifbare, was er von seinem Flug über das Ylmazur-Gebirge besaß, waren ein spärlicher Rest des Pulvers aus Riesenalp-krallen und die unklaren Worte einer uralten Legende. Wenn er jetzt daran zurückdachte, konnte er es immer noch nicht fassen, dass Denkivahr ihm kurz vor der Abreise nicht die erbetenen Riesenalpkrallen, sondern einen großen Beutel mit fertigem Krallenpulver überreicht hatte. Schon damals hatte er den Eindruck gehabt, dass die Riesenalpe auf seinen Besuch besser vorbereitet waren, als sie zugeben wollten. Doch auf seine drängenden Fragen hatte er nur ausweichende Antworten erhalten.
»Sie kommen! « Mit grimmiger Miene deutete Enron auf die Hügel am Rande der Ebene, auf deren Kuppen sich soeben die ersten dunklen Schatten der Cha-Gurrlinen-Krieger zeigten. Immer mehr gesellten sich zu ihnen, bis sich eine lange düstere Linie gebildet hatte. Die Rüstungen und Waffen der Krieger blitzen im Mondlicht, während sie auf das Zeichen zum Angriff warteten. Nichts regte sich. Selbst der Wind hatte sich völlig gelegt, während sich Angreifer und Verteidiger in der lastenden Stille reglos gegenüberstanden.
Ein dunkles Hornsignal brach schließlich den Bann. Wie eine gewaltige, alles vernichtende schwarze Woge tosten die Cha-Gurrlinen-Krieger brüllend auf die Festungsstadt zu. Anders als bei früheren Angriffen gab es diesmal keine erkennbare Ordnung. Die Krieger schienen zu wissen, wie schlecht es um die Verteidiger stand, und stürmten auf die Mauern ein, als reiche allein die Wucht des Angriffes aus, um den letzten Widerstand zu brechen. Schon flogen wieder unzählige Greifhaken über die Mauerkrone und ehe sich die Verteidiger versahen, waren sie in verzweifelte, meist aussichtslose Zweikämpfe verwickelt.
Als die schwarze Flut der Krieger über die Ebene brandete, erhob sich die Gütige Göttin und schritt hinaus in die Gärten des Lebens. Bis zuletzt hatte sie gehofft, dass der Tod Asco-Bahrrans den Kampfgeist der Cha-Gurrline brechen würde, doch entweder wussten die Krieger nicht, dass der Meistermagier nicht mehr lebte, oder die Hoffnung auf einen schnellen Sieg über die verhassten Menschen beflügelte ihre Kampfbereitschaft dermaßen, dass sie den Feldzug auch ohne Anführer zu beenden trachteten.
Auf der Stirn der Göttin bildete sich eine steile Falte. Welche Gründe der Angriff auch haben mochte, sie wollte nicht länger mit ansehen, wie Unschuldige ihr Leben verloren. Mit schnellen Schritten eilte sie über die zartgrünen Wiesen zu einem efeubewachsenen Brunnen, der sich inmitten eines kleinen Haselhains in einem abgelegenen Teil des Gartens befand. Nur selten suchte die Göttin den Brunnen des Wiedersehens auf und meist war es ein freudiger Anlass, der sie dorthin führte, doch diesmal war es anders.
Entschlossen trat sie vor den Brunnen, formte die Hände zu einer Schale und hob sie über den Brunnenschacht. »Edine a sina ne elesia«, sagte sie leise und aus ihren Händen floss silbernes Wasser in den Brunnen. Als es die Wasseroberfläche tief unten in dem Brunnenschacht berührte, erklang ein liebliches Summen aus der Tiefe. Das Summen schwoll an, stieg den Schacht hinauf und floss über die Brunnenränder. Liebkosend strich es durch die Zweige des Haselhains und verbreitete sich rasch in den Gärten des Lebens. Gleichzeitig sank das Wasser in dem Brunnen. Immer weiter zog es sich zurück und gab die silbern funkelnden Brunnenwände frei, bis der Schacht nur noch ein schimmernder Tunnel war, dessen Ausgang sich irgendwo in der Unendlichkeit verlor. Das Summen verstummte, doch durch die Gärten raunte bereits eine andere Melodie. Ein melodisches Klingen erfüllte die Luft. Zart und leise, kam es von allen Seiten des Gartens auf den Brunnen zu, wobei es langsam immer lauter wurde. Schon tanzten die ersten funkelnden Lichter, winzigen Leuchtkäfern gleich, über dem Brunnen und ihre Zahl wuchs. Bald waren es so viele, dass der ganze Haselhain in ihrem goldenen Licht erstrahlte und noch immer strömten weitere Lichter durch die Gärten auf den Brunnen zu.
Die Göttin wartete geduldig, bis sich auch der letzte Funke zu den anderen gesellt hatte, dann hob sie erneut die Hände und sang mit heller, wohlklingender Stimme das uralte Lied, das den Funken das Tor in die alte Heimat öffnete. Die winzigen Leuchtpunkte drängten sich über dem Brunnen so dicht
Weitere Kostenlose Bücher