Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Saga von Thale 02 - Die Macht des Elfenfeuers

Titel: Die Saga von Thale 02 - Die Macht des Elfenfeuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
Vom Netzwerk:
L i c h t . . . sie rufen mich«, hörte sie Zahir wie von weit her sagen. Seine Stimme schwankte und wurde immer undeutlicher. »Sie ... sie kreisen im Sonnenschein . .. rufen mich . .. mir nicht böse sein.« Zahir war kaum noch zu verstehen. Sein Herz hämmerte wie wild und sein hechelnder Atem kündete vom nahen Ende. »Naemy? « , rief er noch einmal. »Ich . . . mit ihnen fliegen.« Ein letztes Mal füllten sich die verletzten Lungen des Vogels mit Luft, dann erschlaffte er und eine drückende Stille senkte sich über das Grasland.
    Zahir war tot.
    »Nein! « Naemy schlang die Arme um Zahirs Nacken und presste das Gesicht tief in das noch warme Gefieder. Kummer und Verzweiflung bahnten sich einen Weg aus ihrer Seele und zum ersten Mal seit Sharis Tod weinte sie, bis sie keine Tränen mehr hatte.
    Die Schatten der Nacht hatten den letzten Silberstreifen am Horizont längst verdrängt und kühle Nebel in das Grasland getragen, als Naemy sich erhob. Ihr Herz war noch immer voller Trauer und die Gewissheit, dass sie von nun an mit der Schuld an Zahirs Tod leben musste, lastete schwer auf ihr. Doch sich der Verzweiflung und Selbstanklage hinzugeben, war nicht ihre Art. Sie war eine Elfenkriegerin und musste handeln. Eine Weile schwankte sie zwischen dem Wunsch, nach Kiany zu suchen, und ihrer Pflicht, den Rat in Nimrod über die Ereignisse im Grasland zu unterrichten. Schließlich entschied sie sich für Nimrod, auch wenn sie sich dabei wie eine Verräterin vorkam. Der Versuch, zu Fuß an des Heer der Cha-Gurrline heranzukommen, war von vornherein zum Scheitern verurteilt und würde höchstens dazu führen, dass sie selbst gefangen genommen wurde.
    Nein! Es war ihre Pflicht, nach Nimrod zu reisen, um dem Rat von dem Heer und sie schluckte schwer der Priesterinnenmutter von Kianys Schicksal zu berichten. Selbst wenn sie dafür die gefährliche Reise durch die Zwischenwelt wagen musste.
    Traurig ließ Naemy den Blick über den dunklen Schatten des Riesenalps schweifen. Der Gedanke, ihren treuen Freund den Aasfressern der Steppe zu überlassen, war ihr unerträglich. Entschlossen griff sie nach ihrem Schwert und machte sich auf den Weg zu einer nahe gelegenen, verfallenen Hütte, die den Graslandjägern als Schutz vor den rauen Winden zu dienen schien. Das trockene, morsche Holz war genau das Richtige, um Zahirs Körper würdig zu bestatten. Und Elfenmagie würde dafür sorgen, dass für Aasfresser nichts mehr von ihm übrig bliebe.
    Kiany träumte. Einen wunderschönen, glücklichen Traum.
    Sie war wieder zu Hause im Grasland und ritt mit Tonkin über die weite Steppe. Das offene Haar wehte in der leichten Frühlingsbrise, die ihr Gesicht streifte, und Tonkins rhythmischer Zweischlag verband sich mit dem Takt ihres Herzens zu einer herrlich harmonischen Melodie.
    Unzählige Menschen säumten ihren Weg. Sie winkten und lachten ihr zu, als sie vorbeiritt, und Kiany hörte ihre begeisterten Rufe.
    Es erschien ihr kein bisschen seltsam, alle diese Menschen in der einsamen Landschaft anzutreffen, denn die meisten waren ihr vertraut. Ihre Eltern waren die Ersten, die sie freudig begrüßten. Dann kamen Banor und Atumi, die alte Heilerin ihres Heimatdorfes, und zahllose Bekannte und Freundinnen, die ihr sehr viel bedeuteten. Manou war auch da. Strahlend vor Glück stand sie an der Seite der Priesterinnenmutter und daneben Tabor! Kianys Herz begann vor Freude wie wild zu klopfen. Die grauen Augen des jungen Elfen strahlten sie an. Wie bei ihrer ersten Begegnung wurde sein schulterlanges Haar im Nacken mit einem dünnen Band zusammengehalten und er trug die helle lederne Jagdkleidung der Nebelelfen. Lachend hob er die Hand und winkte ihr zu. Sein Anblick zauberte tausend Schmetterlinge in Kianys Bauch und sie spürte eine wohlige Wärme in sich aufsteigen, die ihr die Wangen rötete. Tabor!
    Kiany versuchte Tonkin zu zügeln, doch das Steppenpony galoppierte plötzlich los und der Nebelelf entschwand ihren Blicken. Nein! Kianys lautloser Aufschrei verhallte ungehört. Die Gesichter der Menschen flogen vorbei, ohne dass sie die Eindrücke festhalten konnte. Immer schneller stürmte das Tier dahin. Weder Kianys Rufe noch ihr Zerren an den Zügeln brachte es zur Besinnung. Ein Wust von Bildern, der explosionsartig aus ihrer Erinnerung hervorbrach, überrollte sie wie eine Lawine und riss sie mit sich fort.
    Als unbeteiligte Zuschauerin beobachtete sie, wie die Geschichte ihrer Vorfahren in kurzen Zeitblitzen Gestalt annahm. Sie

Weitere Kostenlose Bücher