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Die Saga von Thale 02 - Die Macht des Elfenfeuers

Titel: Die Saga von Thale 02 - Die Macht des Elfenfeuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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hatte Teil an Ereignissen, die sie niemals gesehen, von denen sie nur gehört hatte. Die Bilder der Schlacht um Nimrod erschienen ihr und wieder sah sie ihren berühmten Vorfahren Kjelt mit der geschulterten Sturmleiter auf die Festungsmauern zustürmen. Eine Frau, die an seiner Seite ritt, sprang vom Pferd, ergriff das Ende der Leiter und folgte ihm zur Mauer. Sie war wie eine Kriegerin gekleidet und hatte das dichte braune Haar im Nacken zu einem Zopf geflochten. Kiany sah sie nur von hinten, erkannte sie aber sofort. Rojana! Kjelts Gefährtin und Mutter ihres einzigen gemeinsamen Nachkommen. Gebannt beobachtete Kiany, wie die beiden die Sturmleiter an die Mauer stellten und Kjelt mit dem Aufstieg begann. Plötzlich, als hätte sie den Blick gespürt, drehte sich Rojana um und sah Kiany in die Augen. Mit einem Schlag waren die Bilder der Schlacht verschwunden es gab nur noch Rojana und Kiany.
    »Tochter!« Das Wort streifte Kianys Gedanken voller Liebe und sie fühlte sich sofort zu der fremden Frau hingezogen. Sie wollte etwas sagen, besaß aber keine Stimme, um der Frau zu antworten.
    »Hab keine Angst, Kiany«, fuhr Rojana fort. »Die Gabe des Sehens ist sowohl ein Geschenk als auch ein Fluch. Oft ist sie eine Last, aber wenn du ihr vertraust, kann sie dir unschätzbare Dienste erweisen. Lerne weder zu fürchten noch zu verleugnen, was sie dir zeigt. Nimm es an.«
    Dann war Rojana fort und Kiany fand sich in einer kalten düsteren Höhle wieder. Die Wände bestanden aus nacktem Fels und von der Decke hingen bedrohlich spitze Felszapfen herunter. Wasser sickerte aus den
    Wänden, lief die Felsen herab und machte den unebenen, mit losem Geröll übersäten Boden schlüpfrig. Ein schrecklicher Ort! Alles in Kiany schrie danach, die Höhle wieder zu verlassen. Doch wohin sie auch blickte, sie fand nur Gestein.
    Ein krächzender Laut, der sich wie das Rascheln trockener Blätter anhörte, hallte durch den Raum und ein weit entferntes Echo ahmte ihn höhnisch nach. Kiany fuhr herum und erstarrte. Unmittelbar hinter ihr stand ein Magier in einem rubinroten Umhang. Das Gesicht war unter der weiten Kapuze verborgen, aber sie wusste sofort, wer vor ihr stand. Wusste, was sie sähe, wenn er die Kapuze zurückgeschlagen würde die schreckliche Fratze aus ihren Visionen! Kiany öffnete den Mund zu einem Schrei, doch wieder drang ihr kein Laut über die Lippen.
    Der Magier hatte die Hände erhoben und murmelte unablässig Worte in einer Sprache, die Kiany nicht kannte. Etwas geschah. Ein grüner Fleck fraß sich kreisförmig durch das Gestein der Höhlendecke. Aus den Ritzen der Öffnung, die er in den Fels schnitt, fluteten dünne Streifen grünen Lichts in die Höhle. Ein bösartiges, kratzendes Geräusch war von der dahinter liegenden Seite zu hören, während sich die Höhle langsam mit einer eisigen Kälte füllte, die nicht natürlich war.
    Starr vor Entsetzen bemerkte Kiany im Schein des grünen Lichts, dass etwas zwischen den Händen des Magiers schwebte. Es war ein kleiner orangefarbener Stein, der ihr seltsam vertraut vorkam, obwohl sie ihn noch niemals gesehen hatte. Der Stein zuckte unter der mächtigen Magie hin und her, schien aber nicht das zu leisten, was der Rotgewandete erwartete, denn der grüne Lichtpunkt an der Decke verharrte nun schon eine geraume Weile an ein und derselben Stelle, als würde er von etwas aufgehalten. Der Magier fluchte und verstärkte seine Energie vergebens. Schließlich gab er den Versuch auf. Das grüne Licht erlosch und der Zustrom der Kälte erstarb. »Du!« Der Arm des Magiers schnellte vor. Sein skelettartiger Zeigefinger deutete auf Kiany und die Augen in den Tiefen der Kapuze leuchteten in einem zwingenden Rot, dessen Macht Kiany sich nicht zu widersetzen vermochte. Willenlos trieb sie auf den Magier zu, wie eine Puppe an Fäden gezogen, während sich gleichzeitig alles in ihr dagegen sträubte, dem Befehl zu gehorchen. Ein Schrei, so zart und zerbrechlich, wie eine kostbare Blume, entschlüpfte ihr und ... »... Vormarsch ... verzögert... «
    »... können in dem Schlamm nicht weitermarschieren.«
    »... besser den nächsten Abend abwarten ... «
    »... schwache Göttin kann uns nicht aufhalten. Sie ist keine Kriegerin. Sie ... «
    Wirre Gesprächsfetzen streiften Kianys Bewusstsein und vertrieben sie aus der Welt der Träume.
    »Meister!«
    Heller Fackelschein drang durch ihre Augenlider, als sie wieder zu Bewusstsein kam, und sie versuchte den Kopf abzuwenden. Die Bewegung

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