Die Saga von Thale 02 - Die Macht des Elfenfeuers
Stamm des Rammbocks näherte, der noch immer im Tor steckte. Im letzten Augenblick versuchten sich die Cha-Gurrline in Sicherheit zu bringen vergeblich. Nur einen Wimpernschlag später explodierte über dem Rammbock eine riesige Stichflamme, die alles im Umkreis von fünfzig Längen mit glutheißen Zungen verschlang.
Dutzende Cha-Gurrline kamen sofort in dem Feuer um, während andere noch versuchten, durch eine hastige Flucht dem Feuertod zu entgehen. Wie riesige lebende Fackeln liefen sie schreiend in die Ebene hinaus, bis sie zusammenbrachen.
Jetzt waren es die Verteidiger, die in Jubelrufe ausbrachen. Obwohl der Rammbock inzwischen lichterloh brannte, konnten die Flammen dem Tor nichts anhaben, da es durch Druidenmagie vor dem Feuer geschützt war.
Als die Cha-Gurrline auf den Mauern erkannten, dass das Tor standhielt, erwachten sie aus ihrer Erstarrung und hieben wutentbrannt auf die Verteidiger ein, die sich ihrerseits verbissen und mit neu erwachter Zuversicht zur Wehr setzten.
Der flackernde Schein des Feuers erhellte die Nacht und tauchte das Kampfgeschehen in ein bizarres Licht. Tote und Verwundete blockierten die schmalen Wehrgänge hinter den Zinnen und der Boden war schlüpfrig vom Blut der Gefallenen. Es roch nach Blut, Schweiß und brennendem Öl. Der beißende Qualm des Feuers kroch über die Zinnen und nahm den Kämpfenden die Sicht, doch die Gefechte gingen mit unverminderter Härte weiter.
Erst als der Himmel im Osten das erste zarte Grau zeigte, spürte Sheehan eine gewisse Veränderung. Zwar kämpften die schwarzen Krieger noch immer unerbittlich und grausam, doch sie wirkten plötzlich so fahrig, als ob sie unter gewaltigem Zeitdruck stünden. Es war, als unterliege ihr Angriff einem genauen Zeitplan, der durch den missglückten Einsatz des Rammbocks erheblich gestört worden war.
Plötzlich hatte er wieder Zeit, zwischen den Zweikämpfen Atem zu schöpfen, denn von den Cha-Gurrlinen, die am Fuß der Festungsmauern standen, schickte sich keiner mehr an, die Zinnen zu erklimmen. Sie beschränkten sich darauf, die Verteidiger mit gut gezielten Pfeilschüssen zu attackieren.
Als Nimrods Krieger dies erkannten, schöpften sie neuen Mut. Geschickt nutzten sie die entstehenden Lücken, um sich neu zu formieren, und drangen fortan in kleinen Gruppen auf die schwarzen Krieger ein. Schritt für Schritt zwangen sie den Feind zurück und der Erfolg verlieh ihnen neue Kräfte.
Als sich der dünne hellgraue Steifen über den Valdorbergen rosarot färbte und vom nahen Sonnenaufgang kündete, wendete sich das Blatt endgültig. Die Pfeilschüsse aus der Ebene wurden spärlicher und die schwarzen Krieger zogen sich hinter die Hügel zurück. Die Cha-Gurrline auf den Mauern wurden von einer seltsamen Unruhe erfasst, die ihre Aufmerksamkeit schwächte und sie verwundbar machte. Einige versuchten sogar, an den Kletterseilen zurück in die Ebene zu gelangen, doch meist kappte der gezielte Schwerthieb eines Verteidigers das Seil. Wer nicht im Kampf getötet wurde, starb durch den Sturz in die Tiefe.
Zu Tode erschöpft starrten die Verteidiger den zurückweichenden Feinden nach und beobachteten, wie sie hinter den Hügeln jenseits der Ebene verschwanden. Das Klirren von Stahl und das Geschrei der Verwundeten verloren sich allmählich und eine bedrückende Stille senkte sich über Nimrod, die nur vom Stöhnen der Verletzten unterbrochen wurde.
Es war vorbei.
Zumindest an diesem Morgen gehörte der Sieg eindeutig den Verteidigern.
Als die Sonne sich wenig später über die Valdorberge erhob und die Festungsstadt in goldenes Licht tauchte, wurde das schreckliche Ausmaß des Kampfes deutlich. Überall fanden sich Tote und Verwundete; in der Ebene und vor den Mauern, auf den Zinnen und den Treppen. Selbst auf den Straßen Nimrods hatten die schwarzen Krieger gewütet. Und dort, wo der schwelende Rammbock noch immer im hölzernen Tor steckte, türmten sich die verkohlten Leiber der Cha-Gurrline mannshoch.
Enron stand über dem Torbogen auf den Zinnen und sein Blick schweifte über die Ebene. Er war todmüde und erschöpft, doch sein Gesicht zeigte dieselbe grimmige Entschlossenheit wie schon am Vorabend.
Sheehan lehnte sein Schwert an die Mauerbrüstung und trat zu ihm. In einer freundschaftlichen Geste legte er dem Hauptmann der Stadtwache die Hand auf die Schulter, lächelte und sagte: »Es tut gut, dich bei Gesundheit zu sehen, Enron.«
Der Hauptmann erwiderte das Lächeln nicht. Er seufzte nur und
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