Die Saga von Thale 02 - Die Macht des Elfenfeuers
Schluck, wobei ihm der Gerstensaft aus den Mundwinkeln lief und auf den zerschlissenen Umhang tropfte.
»Gold?« Skynom bückte sich und kramte in seinem Bündel. »Nun, darüber braucht Ihr Euch keine Gedanken zu machen. Gold bedeutet meinem Meister nichts.« Er zog einen schweren Lederbeutel hervor und warf ihn auf den Tisch. »Solltet Ihr erfolgreich sein, gehört Euch dies.« Während er sprach, beobachtete Skynom aus den Augenwinkeln die Reaktion des Mannes. Dieser hatte den Krug mit dem Gerstensaft beim Anblick des Beutels krachend auf den Tisch gestellt und starrte gierig auf das prall gefüllte Säckchen.
Der Magier lächelte zufrieden. »Wenn Ihr Erfolg habt, seid Ihr ein wohlhabender Mann.«
»Was braucht Ihr?« Für eine solche Belohnung schien Zatoc zu allem bereit zu sein.
»Etwas, das besser bewacht wird als der Rat der Fünf«, erklärte Skynom und ließ den Beutel wieder in sein Bündel gleiten. »Etwas, das ich nicht ohne Eure Hilfe bekommen kann, das Ihr aber nicht ohne die Mithilfe meiner Magie entwenden könnt.« Er lehnte sich zurück und musterte Zatoc über den Tisch hinweg. »Habe ich Euer Wort, dass Ihr mir helfen und mit niemanden über den Auftrag sprechen werdet?«
»Mit niemandem!«
»Dann gebt mir Eure Hand.« Zögernd reichte Zatoc Skynom die Rechte über den Tisch hinweg. Doch anstatt einzuschlagen, ergriff sie der Magier, drehte sie um und drückte sie mit der Handfläche nach oben auf die Tischplatte. »Was, zum ...?« Noch bevor Zatoc wusste, wie ihm geschah, fuhr Skynom mit dem Zeigefinger quer über das Handgelenk. Seine Lippen bewegten sich, während er lautlos einen Zauberspruch rezitierte und die Haut unter dem Finger rot wurde.
»Verdammt!«, presste Zatoc zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Offenbar litt er große Schmerzen, denn er wand sich und versuchte Skynom die Hand zu entreißen. Doch die blieb wie angenagelt auf dem Tisch liegen und schien ihm nicht mehr zu gehorchen. Nun fuhr Skynom die rote Linie in aller Ruhe ein zweites Mal mit dem Finger entlang. Die Haut begann zu dampfen und der Geruch verbrannten Fleisches erfüllte die Luft. Der rote Strich wurde tiefblau und Blut sickerte hervor.
Zatoc schrie auf, doch da gab Skynom die Hand schon wieder frei und Zatoc presste sie mit schmerzverzerrtem Gesicht an den Körper. »Bei den Toren!«, fluchte er wütend. »Was habt Ihr getan?«
»Ich habe unser Abkommen besiegelt«, erklärte Skynom mit großer Gelassenheit.
»Verdammt, davon habt Ihr nichts gesagt!« Zatoc schäumte vor Wut. »Behaltet Euer Gold! Mit jemandem wie Euch mache ich keine Geschäfte.« Er wollte aufstehen, doch Skynom hielt ihn zurück. »Ihr habt mich nicht verstanden, Zatoc«, sagte er gefährlich ruhig. »Unser Abkommen ist endgültig besiegelt. Ihr könnt nicht mehr zurück.«
»Und was... «, Zatoc stützte sich mit der unverletzten Hand auf den Tisch und beugte sich zu Skynom hinüber. Seine Augen funkelten zornig, »... sollte mich davon abhalten, einfach zu gehen?«
»Das!« Eine winzige Handbewegung Skynoms genügte und der blaue Strich an Zatocs Handgelenk klaffte auf. Augenblicklich schoss das Blut in pulsierendem Strom daraus hervor und spritzte über den Tisch. Entsetzt starrte Zatoc auf die Wunde. »Hört auf damit! Sofort!« Todesangst schwang in seiner Stimme, die sich vor Panik überschlug. »Verdammt, was ist das?«
Skynom lächelte zufrieden und warf einen kurzen Blick in die Runde. Wie erwartet beachtete niemand die kleine Auseinandersetzung. Die wenigen, die bei den Schreien den Kopf hoben, blickten nur neugierig herüber, ohne sich einzumischen, und wandten sich sofort wieder ihren eigenen Angelegenheiten zu.
Skynom machte wieder ein Zeichen, worauf sich die Wunde augenblicklich schloss. »Das, mein lieber Zatoc, wird geschehen, falls du versagst oder unser kleines Abkommen verrätst«, erklärte er mit eisigem Lächeln. »Und sei gewiss: Keine Heilerin in Thale kann diese Wunde schließen. Überleg also gut, was du tust, und denk immer daran: Ein Fingerzeig von mir genügt und du bist tot.«
Zatoc, der immer noch nicht glauben konnte, wie ihm geschah, starrte mit offenen Mund zuerst die Wunde und dann Skynom an. Die Narbe in seinem Gesicht zuckte. »Und was ist, wenn ich Erfolg habe?«, fragte er mit bebender Stimme.
»Dann, mein Lieber, gehört das Gold dir und der lächerliche blaue Strich verschwindet.« Zatoc wusste, dass er verloren hatte. »Dann sagt mir, was ich tun soll, verdammt!«
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