Die Saga von Thale 02 - Die Macht des Elfenfeuers
gesinnt«, warf Sheehan ein. »Du weißt, wie leichtgläubig und ängstlich Menschen sind. Eine einzige frei erfundene Geschichte genügt, um bei ihnen einen tiefen Hass auf die Nebelelfen wachzurufen.«
»Das glaubst du doch nicht wirklich!« Naemy sah den jungen Krieger entgeistert an.
»Nun, ich gebe zu, bisher haben sie uns in Ruhe gelassen«, räumte Sheehan ein. »Trotzdem weiß ich nicht, wie sie heute zu uns stehen.«
»Wie auch immer, es ist unsere Pflicht, sie von Lya-Numis Entdeckung zu unterrichten.« Obwohl sie sich mächtig zusammenriss, gelang es Naemy nicht, den gereizten Unterton aus der Stimme zu verdrängen.
»Ich glaube nicht, dass wir den Menschen gegenüber irgendwelche Pflichten haben«, mischte sich Kyle-Nat in das Gespräch ein. »Natürlich ist es möglich « er lächelte Naemy zu -, » dass der heutige Rat der Fünf unseren Bedenken aufgeschlossener gegenübersteht. Vielleicht haben die Menschen sogar schon selbst etwas unternommen, um gegen eine mögliche Bedrohung gewappnet zu sein. Andererseits sind auch Sheehans Bedenken nicht von der Hand zu weisen. Nach all den Sommern müssen wir in der Tat damit rechnen, dass uns die Menschen feindselig gesinnt sind. Was immer wir unternehmen, will gut überlegt sein.«
»Abwarten!«, schlug Sheehan vor. »Vielleicht wiederholt sich der Vorfall ja nicht und die ganze
Aufregung ist umsonst gewesen.«
»Nein, wir dürfen nicht warten! Jeder Sonnenlauf, der ungenutzt verstreicht, bedeutet einen Vorteil für die finsteren Mächte.« Naemy erhob sich und trat vor den Prinzregenten. »Gib mir die Erlaubnis, nach Nimrod zu reisen «, bat sie. »Ich finde heraus, wie die Menschen zu uns stehen und wie es um den Rat der Fünf bestellt ist. Wenn sie bereit sind, mich anzuhören, werde ich ihnen von Lya-Numis Entdeckung berichten.«
Der Prinzregent neigte nachdenklich den Kopf. »Du weißt, ich habe meine Zweifel, ob es dir gelingen wird, die Menschen zu mehr Vorsicht zu bewegen«, erklärte er schließlich. »Mehr Sorge bereitet mir allerdings die Vorstellung, dass ich mir einmal vorwerfen könnte, nicht gehandelt zu haben, obwohl Anlass zur Besorgnis bestand.« Er seufzte und machte eine kleine Pause, ein Zeichen dafür, wie schwer ihm die Entscheidung fiel. »Deshalb und weil ich mit dir darin übereinstimme, dass das Schweigen zwischen den Rassen beendet werden sollte, erteile ich dir die Erlaubnis, nach Nimrod zu reisen und vor dem hohen Rat der Fünf zu sprechen. Betrachte dich als Botschafterin Caira-Dans und überbring dem Rat meine Grüße. Selbst wenn sich unsere Befürchtungen nicht bewahrheiten die Gütige Göttin gebe, dass es so sei -, halte ich es für richtig, den Kontakt zu den Menschen wieder aufzunehmen.«
»Danke!« Naemy strahlte. »Ich werde dich nicht enttäuschen. Sobald ich alle Vorbereitungen getroffen habe, mache ich mich mit Zahir auf den Weg.«
»Du reist noch immer nicht durch die Zwischenwelt?«, erkundigte sich Kyle-Nat.
»Nicht über so lange Strecken «, erwiderte Naemy. »Wer einmal von einem Quarlin angefallen wurde, ist vorsichtig.«
»Quarline sind nicht unbesiegbar«, mischte sich Sheehan in das Gespräch ein. »Abgesehen davon, dass sie längst ausgestorben sind.« Er schmunzelte. »Selbst wenn du Recht haben solltest und der Quarlin von damals noch lebt, ist er heute längst ein greises, zahnloses Raubtier.«
»Ein Quarlin von achthundert Sommern hat vor vielen hundert Sommern den Bruder meines Vaters getötet«, gab Lya-Numi zu bedenken. »Zwanzig mutige Elfenkrieger brachen damals auf, um ihn aufzuspüren und zu erlegen. Nur fünfzehn kehrten zurück.« Sie verstummte und blickte aus dem Fenster, als beobachte sie noch einmal die Ankunft der Elfenkrieger.
»Aber der Quarlin, der Naemy damals anfiel, ist schon seit über zweihundertfünfzig Sommern
verschwunden«, warf Sheehan ein. »Man hat ihn überall vergeblich gesucht. Wenn ihr mich fragt, ist er längst tot.«
»So wie Asco-Bahrran, der Meistermagier des finsteren Herrschers?«, fragte Naemy.
»Nun, ich denke, nach einer so langen Zeit... «
»Ich sehe«, lenkte der Prinzregent ein, »die Meinungen darüber, ob es noch eine Bedrohung durch die finsteren Mächte gibt oder nicht, gehen auch unter uns Nebelelfen weit auseinander.« Er trat vor die Elfenpriesterin und verneigte sich. »Ich danke dir für deine Wachsamkeit, Lya-Numi«, sagte er. »Wenn Naemy aus Nimrod zurückkehrt, werden wir uns erneut beraten.«
Der Sommer war schon weit
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