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Die Saga von Thale 02 - Die Macht des Elfenfeuers

Titel: Die Saga von Thale 02 - Die Macht des Elfenfeuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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vorangeschritten. Die Tage wurden kürzer, aber das Wetter war nach wie vor sonnig und sehr warm. Das Korn stand golden auf den Feldern und die Bauern rund um Nimrod hatten bereits mit der Ernte begonnen. Es war die Zeit, da Bäume und Sträucher die ersten Farben des Herbstes tragen sollten, doch diesmal schien sich das sommerliche Dunkelgrün der Blätter hartnäckig zu weigern, den rotgoldenen Herbsttönen zu weichen. Selbst das Weinlaub der zwei Dutzend Rebstöcke, die an einem sonnigen Platz im Garten der Priesterinnen standen, schützte die dicken, saftigen Trauben noch immer mit einer grünen Decke.
    »So was!« Manou schob ein großes Weinblatt beiseite und schüttelte verwundert den Kopf. »Sonst sind die Blätter immer herrlich bunt, wenn wir die Trauben ernten! Aber sieh nur... « Sie deutete auf eine große Traube fast ausgereifter Früchte. »Noch ein wenig Sonne und wir können mit der Lese beginnen. Nur die Blätter wollen wohl verleugnen, dass der Herbst Einzug hält, und bis zum ersten Schnee grün bleiben.«
    »Bis dahin ist noch lange Zeit.« Kiany lachte. Fünfzehn Sonnenläufe nach ihrem beängstigenden Erlebnis auf dem Turm hatten die Erinnerungen an das unheimliche Gesicht langsam den Schrecken verloren. Inzwischen glaubte sie selbst, dass alles nur ein unheimlicher Albtraum gewesen war, und fühlte sich wieder so unbeschwert wie früher.
    Wie sie es der Priesterinnenmutter versprochen hatte, war sie nicht mehr auf den Turm gestiegen.
    Die Furcht vor der schrecklichen Vision, die sie dort oben heimgesucht hatte, war größer als die bedrückende Enge der Festungsstadt, die ihr des Nachts noch immer ein wenig zu schaffen machte.
    Doch hier draußen im Garten fühlte sie sich wohl. Jäten, bewässern, säen, pflanzen, ernten ... das alles machte ihr viel Freude -am liebsten natürlich zusammen mit Manou.
    »Vielleicht hat die Gütige Göttin den Herbstanfang in diesem Jahr verschlafen«, scherzte Manou.
    »Und wenn schon. Dann wecken wir sie spätestens zum Fest der Tagundnachtgleiche«, erklärte Kiany.
    Das Fest der Tagundnachtgleiche sollte in drei Sonnenläufen stattfinden. Es war neben den Sonnenwendfeiern eines der wichtigsten religiösen Feiern in Thale. Im Frühjahr diente es der Segnung der Saat, im Herbst dankte man der Gütigen Göttin mit reichhaltigen Opfergaben für die Ernte und bat um einen milden Winter.
    »Na, hoffentlich!« Manou setzte sich in den Schatten eines Apfelbaumes und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Also, ich hätte nichts dagegen, wenn es endlich ein wenig kühler würde. Nach dem langen heißen Sommer habe ich das Gefühl, mein ganzes Leben lang zu schwitzen.« Kiany setzte sich neben ihre Freundin und blickte zum wolkenlosen Himmel hinauf. »Sag das bloß nicht so laut! Die Bauern brauchen noch einige Sonnenläufe lang solch ein Wetter, um die Ernte trocken einzubringen. Aber dann ... He! Was ist denn das?« Mit einem Satz war Kiany auf den Beinen. Während sie die Augen zum Schutz gegen die Sonne mit der Hand beschattete, deutete sie mit der anderen zum Himmel hinauf, wo über den niedrigeren, schneelosen Gipfeln der Valdor-Berge die Silhouette eines riesigen Vogels zu erkennen war.
    Majestätisch kreiste er über den Hängen und ließ sich von den warmen Winden tragen, während er langsam auf Nimrod zuglitt. Seine Spannweite musste mindestens sechs Längen betragen und übertraf an Größe alles, was Kiany bisher gesehen hatte. »Unglaublich!« Manou war ebenfalls aufgestanden und beobachtet den Vogel. »Das ist doch ... aber das kann nicht sein, die gibt es doch seit ewigen Zeiten nicht mehr... «
    »Wen?«, fragte Kiany, ohne den Blick von dem riesenhaften Vogel zu lösen, der sich langsam der Festungsstadt näherte.
    »Riesenalpe!« Manou blinzelte. Der große Vogel schwebte nun direkt vor der Sonne und das grelle Licht ließ nichts mehr erkennen. Als er sich wenig später wieder nach Westen wandte, war er ein ganzes Stück weiter an Nimrod herangekommen. »Kiany, siehst du das auch?« Manous Stimme klang noch aufgeregter als zuvor. »Im Moment sehe ich gar nichts!« Kiany und hielt sich die Hände vor die Augen. »Nur helle Kreise!«
    »Da sitzt jemand auf dem Vogel!« Manous Stimme überschlug sich fast vor Begeisterung.
    »Wirklich ? « Kiany nahm die Hände von den Augen und blickte nach Norden, wo der große Vogel nun in geringer Höhe seine Kreise zog. »Tatsächlich! Da sitzt jemand!« Hinter dem Kopf des gewaltigen Vogels war deutlich eine

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