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Die Saga von Thale 02 - Die Macht des Elfenfeuers

Titel: Die Saga von Thale 02 - Die Macht des Elfenfeuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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Gestalt zu erkennen. »Komm mit!« Schon rannte Manou begeistert auf das niedrige Tor des Gartens zu.
    »Wohin willst du?«, rief Kiany ihr nach.
    »Auf die Mauer der Inneren Festung! Wenn mich nicht alles täuscht, will er da irgendwo landen.«
    »Warte!« Kiany eilte ihrer Freundin hinterher. In diesem Augenblick nahm sie sogar in Kauf, dass sie Ärger bekommen könnten, weil sie ihre Arbeit vernachlässigten. So schnell es ihr Novizinnengewand zuließ, rannte sie durch die Gänge und Flure des Tempels, überquerte den geräumigen Vorplatz und erreichte schließlich eine hölzerne Treppe, die zu den Zinnen der inneren Festungsmauer hinaufführte. Dort wartete Manou bereits auf sie und die Mädchen stiegen gemeinsam die Treppe empor. Oben angekommen, mussten die beiden feststellen, dass sie längst nicht die Einzigen waren, die die Ankunft des großen Vogels beobachtet hatten. Dicht gedrängt standen Novizinnen, Priesterinnen und Angestellte des Palastes auf der Mauer und starrten gebannt auf den freien Platz vor der Inneren Festung, wo der große Vogel soeben gelandet war. Die Menschen sprachen erregt durcheinander und immer wieder hörte Kiany auf ihrem Weg durch die Menge das Wort »Riesenalp!«.
    Ein paar Schritte von der Treppe entfernt fanden Kiany und Manou eine freie Stelle an der Mauer, von wo sie einen guten Blick auf den Vorplatz hatten. »Das ist ja eine Frau!« Manou deutete auf den riesigen Vogel. Kiany musste ein wenig drängeln, um besser sehen zu können, doch dann konnte auch sie beobachten, wie sich eine schlanke, hoch gewachsene Frau mit langen, grau und bläulich schimmernden Haaren vom Nacken des Vogels erhob und über dessen ausgestreckten Flügel zur Erde hinabkletterte. Sie trug einen erdfarbenen kurzen Lederharnisch und hohe weiche Stiefel in der gleichen Farbe. Auf ihrem Rücken entdeckte Kiany einen geflochtenen Köcher mit langen Pfeilen. Den dazugehörigen Langbogen hielt die Frau zunächst noch in der Hand, legte ihn sich aber über die Schulter, als sie den Boden erreichte.
    »Das ist eine Nebelelfe!«, hörte Kiany den Mann neben sich ausrufen. Eine Nebelelfe? Wie die meisten Menschen in Thale hatte Kiany noch nie eine Angehörige des sagenhaften Volkes mit eigenen Augen gesehen. Nebelelfen lebten zurückgezogen in den Sümpfen von Numark und pflegten keine Freundschaft mit den Menschen. Aus den Überlieferungen ging allerdings hervor, dass es einmal anders gewesen war. So hatte die Auserwählte eine Nebelelfe als Gefährtin im Kampf gegen den finsteren Herrscher an ihrer Seite gehabt und auch in der Schlacht um Nimrod, die die Druiden viele Sommer zuvor gegen den finsteren Herrscher verloren hatten, hatten die Nebelelfen tapfer an der Seite der Menschen gekämpft.
    Eine echte Nebelelfe! Kiany reckte den Hals, um die anmutige Frau besser betrachten zu können. Ohne die neugierigen Menschen auf der Mauer eines Blickes zu würdigen, war diese neben dem Vogel stehen geblieben und wartete ganz offensichtlich auf etwas Bestimmtes.
    Wenige Augenblicke später hörte Kiany, wie das Tor der Inneren Festung geöffnet wurde, und sah, wie ein weißhaariger Mann in dunkelgrünem Gewand den Vorplatz betrat. Ein erstauntes Raunen lief durch die Menge und Kiany hörte, wie Manou neben ihr die Luft scharf durch die Zähne zog. »Der Abner!«, stieß sie überrascht hervor.
    Kiany erschauerte. Abner bedeutete so viel wie »Vater des Lichtes « und war die ehrwürdige Anrede für den obersten Druiden von Thale, der seines Zeichens auch der Vorsitzende des hohen Rates der Fünf war. Die unzähligen Verpflichtungen, die dieses Amt mit sich brachte, führten dazu, dass der Abner selten Gelegenheit fand, sich dem Volk zu zeigen meist nur zu hohen religiösen Festen wie der Sommerund Wintersonnenwende und den Feiern zur Tagundnachtgleiche, wenn er die zeremoniellen Bitten des Volkes an die Gütige Göttin vortrug und die Opfergaben segnete. Wenn der Abner hier höchstpersönlich erschien, um die Nebelelfe zu begrüßen, konnte das nur eins bedeuten: Es handelte sich um einen überaus wichtigen Besuch.
    »Warum ...?«, richtete Kiany leise eine Frage an ihre Freundin, doch Manous sanfter Stoß mit dem Ellenbogen brachte sie zum Verstummen. Unter den Zuschauern auf der Mauer war es plötzlich totenstill. Alles lauschte. Keiner der Anwesenden wollte den Augenblick verpassen, wenn der Abner das Wort an die Nebelelfe richtete. Kiany schluckte ihre Frage hinunter und spitzte die Ohren, doch außer dem

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