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Die Saga von Thale 02 - Die Macht des Elfenfeuers

Titel: Die Saga von Thale 02 - Die Macht des Elfenfeuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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knirschenden Geräusch, das die Sandalen des Abners auf dem Sand des Vorplatzes erzeugten, gab es nicht viel zu hören. Gemessenen Schrittes näherte sich der ehrwürdige Druide der Nebelelfe, die ihn ihrerseits erhobenen Hauptes erwartete.
    »Deine Botschaft eilte dir voraus. Ich grüße dich, Naemy von Caira-Dan!« Der Abner sprach mit lauter, kräftiger Stimme, wohl wissend, dass die Menschen auf den Zinnen und die rund um den Vorplatz versammelten Einwohner von Nimrod neugierig zuhörten. Naemy! Beim Klang des Namens zuckte Kiany zusammen. Der Name war ihr nur allzu bekannt. Aber war die Nebelelfe dort unten wirklich jene Naemy, die der Auserwählten Sunnivah vor über zweihundert Sommern im Kampf gegen den finsteren Herrscher zur Seite gestanden hatte? Der Gedanke jagte Kiany einen wohligen Schauer über den Rücken, der sich sogleich wiederholte, als die Nebelelfe mit klarer Stimme zu sprechen begann.
    »Und ich grüße dich, Abner Vater des Lichtes!« In der traditionellen Weise der Nebelelfen legte Naemy die Hand auf das Herz und deutete mit leichtem Kopfnicken eine Verbeugung an. Dabei übersah sie wie zufällig die zum Gruß ausgestreckte Hand des Druiden. Ihr Verhalten kam einer Kränkung gleich, doch der oberste Druide ging darüber hinweg. Nach kurzem Zögern ahmte er die Begrüßung der Nebelelfe ein wenig unbeholfen nach und sagte: »Es ist lange her, dass ein Angehöriger deines Volkes bei uns in Nimrod zu Gast war.«
    »Fast zwei Menschenleben«, antwortete Naemy ernst. »Noch länger ist es her, dass ein Abgesandter Nimrods den Weg nach Caira-Dan fand.«
    Der Abner nickte und sagte betont freundlich: »In Zeiten des Friedens gibt es Wichtigeres, als sich mit düsteren Gedanken zu tragen, für die es keine Begründung gibt.«
    »Mein Volk möchte sich jenen, die sich unserer Stimme verschlossen haben, nicht aufnötigen«, erwiderte Naemy kühl. »Dennoch ! Auch ihr wisst: Eine Gefahr zu missachten kann möglicherweise tödlich enden!«
    Der Druide seufzte. »Ja, das wissen wir. Doch für heute wollen wir die alten Meinungsverschiedenheiten ruhen lassen«, lenkte er ein. Er trat einige Schritte vor, schaute bewundernd auf den Riesenalp und wechselte das Thema. »Ich habe es bisher nicht glauben wollen«, sagte er in einem Ton, der nichts Förmliches mehr hatte. »Schon seit einigen Sommern erhalte ich immer wieder Berichte von Bauern aus dem Ylmazur-Gebirge, die dort angeblich Riesenalpe gesehen haben.«
    »Zahir und Chantu haben dort vor zwei Sommern ihre Schlafhöhlen bezogen, als es ihnen in den Vorbergen der Sümpfe von Numark zu eng wurde.« Naemy strich dem gewaltigen Vogel zärtlich über das Brustgefieder. »Leilith, ihre Schwester, ist noch nicht ganz so weit.«
    »So sind die herrlichen Vögel also doch nicht ausgestorben«, sagte der Druide erfreut. »Wo hast du sie entdeckt?«
    »Das ist eine lange Geschichte!« Naemy lächelte kurz, wurde aber gleich wieder ernst und warf einen missbilligenden Blick auf die vielen Menschen. »Auch der Grund meines Kommens ist nicht so schnell erläutert.«
    »Dann sollten wir hineingehen und alles in Ruhe besprechen«, erwiderte der Druide, dem Naemys Blick nicht entgangen war.
    »Komm!« Er wies mit der Hand auf das Tor zur Inneren Festung und bedeutete Naemy, ihm zu folgen. »Können wir etwas für den Riesenalp tun?«, erkundigte er sich, während sie den Platz verließen. Naemy schüttelte den Kopf. »Seine Jagd am Morgen war erfolgreich«, erklärte sie.
    »Aber sorgt bitte dafür, dass die Menschen ihm nicht zu nahe kommen. Zahir ist nicht daran gewöhnt.«
    Der Abner nickte. Er trat zu den vier Wächtern, die an diesem Morgen vor dem Tor zur Inneren Festung postiert waren, und erteilte ihnen leise Befehle. Die Wächter salutierten stramm. Drei von ihnen machten sich sofort auf den Weg zu dem Riesenalp, während der vierte im Innern der Festung verschwand, um Verstärkung zu holen.
    Nachdem der Abner und die Nebelelfe den Platz verlassen hatten, kam auch in die Menschenmenge rund um den Platz und oben auf den Zinnen Bewegung und sie zerstreute sich langsam.
    »Komm!« Manou zog sanft an Kianys Gewand.
    »Gleich!« Mit einem Ruck befreite sich Kiany aus Manous Griff und betrachtete den Riesenalp voller Bewunderung. Der große Vogel hatte sich auf den Boden gesetzt und beobachtete die Wachen, die sich in respektvollem Abstand um ihn herum aufgestellt hatten, aus halb geschlossenen Augen. »Kiany, wir müssen wieder an die Arbeit!«, drängte Manou.

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