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Die Saga von Thale 02 - Die Macht des Elfenfeuers

Titel: Die Saga von Thale 02 - Die Macht des Elfenfeuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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»Hier gibt es nichts mehr zu sehen. Es kann noch ewig dauern, bis die Elfe zurückkehrt.«
    »Ich komme gleich. Geh doch schon vor.«
    »Na gut.« Manou seufzte und stieg die steile hölzerne Treppe hinab. »Aber bleib nicht zu lange,
    sonst kriegst du noch Ärger!«
    Und wenn schon, dachte Kiany. Wer weiß, ob ich jemals wieder einen echten Riesenalp zu Gesicht bekomme ? Wie gebannt musterte sie den felsengrauen Vogel. Ihr Blick streifte über die gewaltigen Schwingen und den riesigen Schnabel und blieb schließlich an den halb geschlossenen Augen hängen. Der Riesenalp schien dies zu spüren und hob den Kopf. Blinzelnd öffnete er ein Auge und schaute Kiany an. Sein Blick traf den ihren mit der Wucht eines Hammerschlages und sie erstarrte. Der Vogel hielt ihren Blick gefangen. Kiany hatte keine Möglichkeit, sich der hypnotischen Wirkung zu entziehen. Ihr wurde schwindelig und sie musste sich an der Mauerbrüstung festhalten. Wie in einem Strudel wurde ihr Bewusstsein fortgerissen und in die unendliche Dunkelheit des fremden Augenpaares hineingezogen. Kiany wollte davonlaufen, doch ihre Beine bewegten sich nicht. Sie wollte schreien, doch ihre Stimme gehorchte ihr nicht. Es war, als gebe es auf einmal nur noch ihre Gedanken und dieses dunkle Augenpaar ...
    ... und plötzlich flog sie.
    Eine endlose, grasbewachsene Ebene glitt unter ihr dahin.
    Die langen Halme der Gräser bogen sich unter dem Windzug, den die gewaltigen Schwingen des Riesenalps erzeugten, während sein dunkler Schatten über das Grasland streifte.
    Und Kiany flog mit ihm! Es war, als spüre sie den Wind im Gesicht und das weiche Gefieder an den Beinen und fühlte, wie sich der Leib des Vogels mit jedem Flügelschlag sanft hob und senkte.
    Sie war noch niemals geflogen, aber sie empfand keine Furcht. Der riesige Vogel vermittelte ihr ein Gefühl von Freiheit und Stärke, wie sie es nie zuvor erlebt hatte. Auf seinem Rücken war sie sicher. Sicher und glücklich, denn die Landschaft, die dicht unter ihr dahinzog, war ihr nur allzu gut bekannt sie flog nach Hause!
    Kiany reckte sich und spähte am Kopf des Riesenalps vorbei zum Horizont. Was sie dort erblickte, war nicht mehr als eine Ansammlung dunkler Schatten in der Abendsonne, doch die Schatten reichten aus, um ihr Herz höher schlagen zu lassen: Dort unten lag ihr Heimatdorf!
    Die Schatten wurden rasch größer und teilten sich in Hütten und Viehställe. Bald war sogar der Brunnen zu erkennen und auch die Menschen, die zwischen den Hütten ihrem Tagwerk nachgingen. Sie hoben die Köpfe und winkten Kiany zu, während der Riesenalp im Gleitflug über das Dorf hinweg segelte. Kiany winkte zurück. Sie war so glücklich und wünschte, der Riesenalp möge landen, damit sie die geliebten Menschen begrüßen konnte. Doch da lag das kleine Graslanddorf bereits hinter ihnen und der Vogel gewann mit mächtigen Flügelschlägen an Höhe.
    Die Enttäuschung trieb Kiany Tränen in die Augen und sie hämmerte mit den Fäusten auf das weiche Nackengefieder des Riesenalps ein. Doch die Schläge verpufften wirkungslos. Der Vogel schien sie nicht einmal zu spüren. Unbeirrt setzte er seinen Weg nach Norden fort, wo eine dunkle Linie am Horizont vom Ende des Graslandes kündete.
    Kianys Gedanken gefroren zu Eis, als sie erkannte, dass der Vogel vor dieser Grenze nicht Halt machen würde. Sie rief ihm zu, er solle umkehren, doch der Wind riss ihr die Worte von den Lippen und wenn der Riesenalp sie dennoch gehört haben sollte, so achtete er nicht darauf.
    Unter ihnen gab es jetzt nur noch Felsen, Sand und Steine die Finstermark! Die unwirtliche, lebensfeindliche Gegend erstreckte sich, so weit das Auge reichte, und Kiany fröstelte in der kalten Luft. Sie hatte den Versuch, den Riesenalp zum Umkehren zu bewegen, endgültig aufgegeben und kauerte in gespannter Erwartung auf dessen Rücken.
    Wie aus dem Nichts tauchte vor ihnen eine tiefschwarze Wand auf. Anfangs hielt Kiany sie für eine Wolke, aber schon bald wurde sie eines Besseren belehrt. Aus der brodelnden Schwärze formte sich ein Furcht erregendes Gesicht. Eine schreckliche Fratze dasselbe Gesicht, das sie auch schon auf dem Turm gesehen hatte. Wieder hielten die rot glühenden Augen ihren Blick gefangen, während Kiany spürte, wie das fremde Bewusstsein erneut in ihre Gedanken einzudringen versuchte. Die Berührung war schrecklich. Abgrundtief böse, lähmend und kalt wie Eis . . .
    »Nein!« Der gellende Schrei befreite sie aus den Fängen des

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