Die Saga von Thale 02 - Die Macht des Elfenfeuers
dem Prinzregenten berichten und hoffe, dass er Nimrod schon bald besuchen wird, damit der unselige Streit offiziell beigelegt wird.« Die Nebelelfe seufzte und fuhr mit einem raschen Seitenblick auf Sayen fort: »Obwohl ich nicht an der Richtigkeit von Lya-Numis Worten zweifle, beruhigt es mich zu hören, dass hier offensichtlich keine Anzeichen dunkler Magie beobachtet wurden. Dennoch würde ich mich gern selbst von einigen Dingen überzeugen, bevor ich in meine Heimat zurückkehre.«
»So?« Der Abner zog erstaunt die Augenbrauen in die Höhe. »Wovon denn ? «
»Ich möchte die Höhle der goldenen Krieger sehen und mich davon überzeugen, dass Sunnivahs Amulett noch immer sicher verwahrt wird.«
»Hm.« Der Abner faltete die Hände und tippte sich mit den Zeigefingern nachdenklich gegen die geschürzten Lippen. »Das Amulett der Auserwählten befindet sich an einem Ehrenplatz im Ratssaal. Dort ist es in einer Vitrine aus magischem Kristall sicher aufgehoben. Der andere Ort, den du zu sehen wünschst, liegt in den Katakomben tief unter der Festungsstadt. Es ist streng verboten, sich dem Gewölbe der Statuen zu nähern, denn sowohl die Vitrine als auch das Gewölbe werden durch die mächtigsten Zauber geschützt, die wir Druiden zu vollbringen vermögen.« Er lächelte Naemy viel sagend zu. »Du siehst, wir sind nicht so nachlässig geworden, wie ihr vielleicht vermutet. Dennoch respektiere ich deinen Wunsch. Es soll dir nicht verwehrt sein, dich von den Sicherheitsvorkehrungen zu überzeugen, die wir zum Schutze des Kleinodes und der Statuen getroffen haben.«
»Das ist sehr freundlich von dir«, erwiderte Naemy und senkte zum Dank kurz den Kopf.
»Lya-Numi trug mir auf, mich von der Unversehrtheit der Statuen und des Amuletts zu überzeugen, da beides besonders das Amulett für die dunklen Mächte von großem Wert sein könnte.«
»Die Sorge ist unbegründet«, erklärte Sayen mit fester Stimme. »Nichts in Thale wird in so hohem Maße geschützt wie die Reliquien aus der Zeit der Befreiung. Niemand könnte sich ihnen nähern, ohne dass wir es bemerken würden.«
»Das ist gut zu wissen«, sagte Naemy. »Dennoch sähe ich es gern mit eigenen Augen.«
»Wann?«, wollte der Abner wissen.
»Am besten sofort. Zahir, mein Riesenalp, ist große Städte nicht gewohnt und ich möchte ihn nicht unnötig lange warten lassen.«
»Nun, das ist ein wahrhaft ehrenwerter Grund.« Der Abner erhob sich. »Dann machen wir uns am besten gleich auf den Weg. Priesterinnenmutter, Sayen? Wollt ihr so freundlich sein, uns zu begleiten?« Die Angesprochenen nickten. Es verstand sich von selbst, dass sie dem Wunsch des Abners folgten.
Der Weg vom Audienzzimmer zum Ratssaal war nicht lang. Beide Räume befanden sich auf dem gleichen Flur, wenn auch das Audienzzimmer am Anfang und der Ratssaal ganz am anderen Ende lagen. Naemy runzelte missbilligend die Stirn, als sie erkannte, dass vor der mit kunstvollen Schnitzereien versehenen Flügeltür zum Thronsaal keine Wachtposten standen. Immerhin befand sich im Ratssaal das wertvolle magische Amulett der Auserwählten, ohne dessen Kräfte es ihr nicht gelungen wäre, den finsteren Herrscher aus Thale zu vertreiben.
Die Tür selbst besaß weder Griff noch Riegel, womit sie zu öffnen gewesen wäre. Wie von Geisterhand bewegt, schwang sie geräuschlos auf, als der Abner die Hand flach auf ein geschnitztes Auge legte, dessen Pupille aus einem funkelnden Kristall bestand. »Unsere erste Sicherheitsmaßnahme, um Unbefugten den Zutritt zu verwehren «, erklärte er. »Der magische Kristall in dem Auge erkennt die Ratsmitglieder an den Linien ihrer Handflächen. Nur einem Angehörigen des hohen Rates ist es möglich, die Tür zu öffnen. So können wir also getrost darauf verzichten, Wächter davor aufzustellen.«
Naemy nickte. Es war unumstritten, dass ein magischer Türwächter menschlichen Wachtposten gegenüber große Vorteile besaß. Magie war dauerhaft, unbestechlich und brauchte keinen Schlaf.
Dennoch gab es für nahezu jeden Zauber einen Gegenzauber und selbst magische Wächter konnten bezwungen werden. Eine Bemerkung hierzu behielt sie aber für sich, denn in diesem Augenblick betraten die vier den Ratssaal, in dem der hohe Rat der Fünf alle sieben Sonnenläufe zusammenkam, um über die Geschicke des Landes zu beraten oder in sehr seltenen Fällen Gericht zu halten. Obwohl heute nichts mehr an die düstere Vergangenheit erinnerte, erkannte Naemy sofort, dass es sich um denselben
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