Die Saga von Thale 02 - Die Macht des Elfenfeuers
es womöglich auch noch mehr seiner Art. Sollten diese ebenfalls in den Kampf eingreifen, bestand die Gefahr, dass der ausgeklügelte Plan des Meisters scheiterte. Wieder sah Methar den Riesenalp wie einen Berserker unter den Quarlinen wüten, aber als er diesmal davonflog, waren seine Klauen leer. »Meister, der Riesenalp . . . « , begann Methar, doch ein Wink Asco-Bahrrans brachte ihn zum Schweigen.
Der Meistermagier saß auf seinem Thron und beobachtete das Geschehen in den Sümpfen von Numark mit kaltblütiger Ruhe. Seine skelettartige Hand ruhte auf dem kahl rasierten Schädel eines bewusstlosen jungen Grasländers, der längst unter der enormen mentalen Belastung zusammengebrochen war. Die linke Hand hatte der Meistermagier auf die große Kristallkugel gelegt, die unmittelbar vor seinem Thron in einem hölzernen Gestell ruhte. So verharrte er schon seit geraumer Zeit und verfolgte gemeinsam mit seinem engsten Berater den Fortgang der Ereignisse. Im Gegensatz zu Methar schien Asco-Bahrran nicht den geringsten Zweifel daran zu hegen, dass sein Plan aufging. Nicht einmal das überraschende Auftauchen des Riesenalps konnte ihn aus der Ruhe bringen. Nach dem letzten Angriff des Vogels drang sogar ein leise krächzendes Geräusch, das entfernt an ein Lachen erinnerte, aus den wallenden Nebeln unter der rubinroten Kapuze. »Meister?«, fragte Methar verwundert, der sich beim besten Willen nicht vorstellen konnte, was es angesichts der unglücklichen Wendung zu lachen geben könnte. »Der Riesenalp kämpft für die Elfen«, versuchte er erneut seinem Unbehagen Luft zu machen. »Wenn noch weitere dieser Vögel auftauchen, könnte das... «
»Es werden keine weiteren Vögel auftauchen«, erwiderte Asco-Bahrran knapp.
»Wieso seid Ihr Euch da so sicher? Bisher wussten wir ja nicht einmal, dass es noch lebende Riesenalpe gibt.«
»Wir? « Asco-Bahrrans Stimme durchschnitt das Schweigen wie ein eisiges Messer. »Du wusstest es nicht.«
»Dann war Euch bekannt, dass es einen Riesenalp gibt?« Trotz größter Mühe misslang es Methar, gelassen zu klingen. Anstelle einer Antwort drang erneut ein hässliches Krächzen unter der Kapuze hervor.
In der Kristallkugel hatte der Riesenalp soeben einen neuen Angriff geflogen und auch diesmal keinen Quarlin davongetragen. »Er wird müde«, stellte der Meister zufrieden fest.
»Aber er tötet die Quarline noch immer, und wenn weitere ... «
»Schweig! Es werden keine mehr kommen«, herrschte Asco-Bahrran seinen Berater an. Methar zuckte zusammen, als hätte ihm jemand einen Hieb versetzt, biss sich auf die Lippen und schwieg. In der Kugel hatten sich die überlebenden Elfen inzwischen dicht um das Feuer geschart und bedrohten die Quarline mit glühenden Asten, die sie aus den Flammen gezogen hatten. Auf ihren Gesichtern war deutlich zu erkennen, dass sie um ihren nahen Tod wussten, doch sie verteidigten sich verbissen, entschlossen, sich nicht kampflos in ihr unausweichliches Schicksal zu fügen. Die kurzen Stöcke reichten bei weitem nicht aus, um sich die Quarline wirklich vom Leib zu halten, und Methar ertappte sich dabei, wie er die Elfen für ihren Mut bewunderte. Er sah, wie eine junge Elfe von dem Prankenhieb eines Quarlins getroffen wurde und zu Boden stürzte. Dann war die Raubkatze über ihr. Ein einziger Biss der starken Kiefer genügte, um ihr das Genick zu brechen. Ihre zur Abwehr erhobenen Arme erschlafften und sanken kraftlos zu Boden. Es folgte ein kurzer, heftiger Streit mit zwei anderen Quarlinen, die dem erfolgreichen Jäger die Beute streitig machten. Dann packte der Quarlin die Elfe am Arm und schleppte sie fauchend mit sich fort. Methar erschauerte, unterdrückte aber den Impuls, den Blick von dem grausigen Schauspiel abzuwenden. Er war kein Krieger und solche Szenen nicht gewohnt, wollte sich aber im Beisein seines Meisters keine Schwäche erlauben.
Die Zahl der Elfen um das Feuer war inzwischen drastisch geschrumpft. Nicht einmal zwei Dutzend waren es, die sich noch auf den Beinen halten konnten, um sich der erdrückenden Übermacht entgegenzustellen. Der Riesenalp flog erneut einen Angriff, der so gut gezielt war, dass er einem Quarlin fast den Kopf abriss, doch Methar wusste, dass den Elfen nicht mehr zu helfen war. Das Feuer war zu einem schwelenden Gluthaufen zusammengebrochen, in dem es kaum noch Stöcke in ausreichender Länge gab, und die Zahl der Überlebenden schrumpfte weiter. Bevor der Riesenalp wieder auftauchte, setzten die Quarline zu
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