Die Saga von Thale 02 - Die Macht des Elfenfeuers
Haaren einer toten Elfe verfangen.
Ein Quarlin nur! Chantu überlief es eiskalt. Das war kein Kampf, das war ein Blutbad. Trauer und Verzweiflung überfielen den Riesenalp und paarten sich zu ohnmächtiger Wut. Wie ein Berserker setzte er zu einem Angriff an und vergaß jede Vorsicht. Kreischend stürzte er sich auf die geschlossene Gruppe der Quarline, die die Elfen am Feuer bedrängten, und sein gewaltiger scharfer Schnabel säte Tod und Verderben unter den Angreifern. Bei jedem Flug riss er mindestens eine der getigerten Katzen mit sich, trug sie hoch hinauf und schleuderte sie nach unten, bevor er zu einem neuen Angriff ansetzte. Immer wieder stürzte er sich hinab, während die Zahl der Elfen, die am Feuer verzweifelt um ihr Überleben kämpften, weiter abnahm. Inzwischen standen kaum mehr als zwei Dutzend Elfen einer dreifachen Übermacht von Quarlinen gegenüber, die nur auf einen günstigen Augenblick zum Angriff warteten, denn das Feuer hinter den Elfen war schon fast heruntergebrannt und würde ihnen bald keinen Schutz mehr bieten.
Die fortwährenden Angriffe aus der Luft schienen die Quarline nicht im Geringsten zu beeindrucken. Es war, als würden sie den Riesenalp gar nicht bemerken. Nicht eines der Raubtiere versuchte zu fliehen, wenn er mit seinem todbringenden Schnabel zwischen sie fuhr. Ihre Aufmerksamkeit galt allein den Elfen. Dutzende von Quarlinen fielen dem Riesenalp zum Opfer, ohne dass er selbst eine Verletzung davontrug, doch auch Chantus Kräfte waren nicht unerschöpflich. Die Quarline waren groß und sehr schwer und die kräftezehrenden Angriffe machten ihn allmählich müde. Schließlich beschränkte er sich darauf, die Quarline nur noch mit Schnabelhieben anzugreifen, trug aber keine der Raubkatzen mehr fort. Chantu flog die Angriffe wie im Rausch. Er stürzte sich hinab, hieb und schnappte nach den Quarlinen, nur um wieder aufzusteigen und sich erneut hinabzustürzen. Ohne Rücksicht auf seine körperliche Verfassung flog er Angriff um Angriff und bemerkte dabei nicht, wie still es um ihn geworden war. Erst als er die Flugrichtung ändern musste, weil kein Quarlin mehr vor dem Feuer stand, erkannte er die Veränderung. Die Gruppe der Raubtiere hatte sich zerstreut und auf dem Versammlungsplatz niedergelassen, wo sie sich an den Körpern der Gefallenen gütlich taten.
Nirgends wurde mehr gekämpft die Elfen waren tot.
Fassungslos starrte der Riesenalp von oben auf die Walstatt hinab, die einmal die Hauptstadt der Nebelelfen gewesen war.
Es gab keine Überlebenden.
Die grausame Gewissheit drang wie flüssiges Eis in sein Bewusstsein und vertrieb alle anderen Gedanken. Riesenalpe besaßen nicht die Fähigkeit zu weinen, doch der grauenhafte Anblick des Platzes mit den vielen Raubtieren, die ihren Hunger an den toten Elfen stillten, zerriss ihm fast das Herz. Ein ganze Volk dahingemetzelt! Er vermochte nicht zu sagen, wie viele Nebelelfen dort in ihrem Blut lagen und die Zahl der Quarline hatte nur unwesentlich abgenommen.
In diesem Augenblick verlor Chantu allen Mut. Kummer und Verzweiflung wüteten in seinem Innern und das brennende Gefühl, versagt zu haben, weil er den Elfen nicht hatte helfen können, nährte seine Selbstvorwürfe. Die schrecklichen Bilder der Schlacht verfolgten ihn und in seinem Geist herrschte nichts als dumpfe Leere. Er wusste nicht mehr, warum er an diesem Abend aufgebrochen war, er wusste nur, dass er fort musste. Fort von den toten Elfen, den schrecklichen Quarlinen und dem geisterhaften Klang der Windspiele, deren Melodie wie ein Totenlied durch die leeren Straßen von Caira-Dan tönte.
»Ein Riesenalp! « Entsetzt blickte Methar auf das unglaubliche Schauspiel, welches sich ihm in der schimmernden Kristallkugel seines Meisters bot. »Er tötet die Quarline! « Der Berater Asco-Bahrrans traute seinen Augen nicht. Nie hätte er damit gerechnet, dass es in Thale noch Nachkommen der als ausgestorben geltenden Rasse gab. Und jetzt das! Fassungslos musste Methar mit ansehen, wie der gewaltige Vogel die Quarline ein ums andere Mal aus der Luft angriff und mit seinem scharfen, spitzen Schnabel auf die Raubkatzen ein-hieb. Immer wieder schlug der Riesenalp mit seinen mächtigen Klauen in die dicht gedrängte Menge der Tiere, schnappte sich eine oder gar zwei der großen Raubkatzen und trug sie mit sich fort. »Unglaublich.« Methar fehlten die Worte. Aufgeregt wischte er sich mit der Hand über die schweißnasse Stirn. Wo einer der mächtigen Vögel lebte, gab
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