Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers
doch sie schien keinen Schmerz zu verspüren. In furchtloser Haltung stand sie einem riesigen, Grauen erregenden Dämon gegenüber, über dessen Haupt das Feuer geradewegs vom Himmel herabzustürzen schien. Glutrote Flammen züngelten aus den dunklen Augenhöhlen des Dämons, der sie mit unverhohlenem Hass anstarrte und ihr Blitze aus reiner Energie entgegen schleuderte.
Die Frau wankte nicht. Kein Laut drang über ihre Lippen, als der Strahl reiner Magie mitten durch ihren Körper hindurchfuhr. Die Wut des Dämons steigerte sich zur Raserei. Doch was er auch tat, er konnte sie nicht vernichten . . .
Plötzlich wandelte sich das Bild, und Anthork sah eine junge rothaarige Frau - war es dieselbe wie zuvor? - im schwachen Schein eines Lagerfeuers am Boden liegen.
. . . sie wand sich in Krämpfen und schrie die Schmerzen in die mondhelle Nacht hinaus, dann erschlaffte sie, und der Schrei eines Neugeborenen ertönte. Es lag in den Armen einer Heilerin, die es rasch in eine Decke wickelte und an jemanden weiterreichte, der von der Dunkelheit verhüllt wurde. Dann wanderte der Blick zum Himmel, wo sich die vollen Scheiben der Monde To und Yu nacheinander verdunkelten . . .
Und wieder wandelte sich das Bild.
... schwarze Krieger stürmten brennend und mordend durch die Straßen Nimrods. Ohne Gnade töteten sie die Menschen, plünderten deren Häuser und setzten sie in Brand.
Ein kleines rothaariges Mädchen kauerte inmitten des Chaos weinend im Bett und starrte mit Angst geweiteten Augen zur Zimmerdecke hinauf, wo der Feuerschein unheimliche Figuren auf das dunkle Holz malte . ..
Anthork erkannte es sofort, es war dasselbe Mädchen, das er am Morgen in der Inneren Festung getroffen hatte.
»Rette siel« Die Stimme, die sich über die Vision erhob, besaß etwas Zwingendes und duldete keinen Widerspruch. »Sie darf nicht sterben. Rette siel«, forderte die Stimme noch einmal, dann fühlte Anthork, wie die Visionen ihn freigaben.
»Ist er wohlauf?« Durch die halb geschlossenen Lider sah er eine junge, dunkelhaarige Frau im weißen Gewand der Heilerinnen, die sich besorgt über ihn beugte.
»Er ist bewusstlos«, hörte er Sheridan über das pulsierende Rauschen des Blutes in seinen Ohren hinweg sagen. »Die enorme Anstrengung war vermutlich zu viel für ihn.«
»Hier ist Wasser.« Anthork fühlte, wie ihm ein paar Tropfen des köstlich kühlen Nasses die Lippen benetzten. »Mehr Wasser!« Er hustete. Die Hitze hatte ihm so stark zugesetzt, dass er nur mehr krächzten konnte, doch die Heilerin verstand. Geschickt half sie ihm, sich aufzusetzen, und reichte ihm einen Krug mit Wasser.
Das kühle Nass verfehlte die Wirkung nicht. Noch während er trank, spürte der oberste Druide, wie die Lebensgeister langsam zurückkehrten und der hämmernde Kopfschmerz, den die Visionen hinterlassen hatten, verschwand.
»Der Göttin sei Dank, es geht Euch gut«, hörte er Artair ausrufen. »Wir waren in großer Sorge um Euch und . . . « Er wollte noch etwas hinzufügen, doch eine ungeduldige Handbewegung des obersten Druiden ließ ihn jäh verstummen. Dieser fasste die überraschte Heilerin bei den Schultern, sah sie eindringlich an und fragte: »Wie ist dein Name?«
»Liadana.«
»Kennst du eine Heilerin, deren jüngste Tochter den Namen Ilahja trägt?«, fragte er drängend.
»Ja, ich kenne sie.« Die Heilerin runzelte verwundert die Stirn.
»Weißt du auch, wo sie wohnt?«
»Ja!«
»Gut, Liadana. Dann höre mir jetzt genau zu«, erklärte Anthork mit finsterer Miene. »Du musst sofort zu ihr gehen und sie mit ihren Töchtern aus der Stadt bringen. Führe sie durch die kleine geheime Pforte der Priesterinnen südlich der Inneren Festung in die Valdor-Berge. Dann wendet euch nach Süden. Dorthin sind die schwarzen Krieger bisher nicht vorgedrungen. Die Bewohner der Dörfer werden euch ... «
In diesem Augenblick schlugen die Rufe der Verteidiger auf den Zinnen in nackte Verzweiflung um. Gleich darauf stürzte ein sterbender Riesenalp krachend in die schwelenden Überreste der niedergebrannten Häuser und versank in einer Wolke aus feiner Asche, während ein blutüberströmter Krieger an den Druiden vorbeihastete und wie von Sinnen schrie: »Wir werden alle sterben! Wir werden alle sterben!«
Anthork richtete sich auf und blickte die Heilerin eindringlich an. »Die Zeit drängt. Du weißt, was du zu tun hast«, sagte er ohne eine weitere Erklärung. »Führe die Frau und die beiden Mädchen sofort aus der Stadt. Es darf
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