Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers
die Nebelelfen gefangen gehalten werden, muss ich rasch handeln. Die Höhle wird streng bewacht, und ich habe nur einen einzigen Versuch. Shari besitzt nicht die nötige Erfahrung für ein solch gefährliches Unterfangen. Und außerdem«, sie machte eine Pause und blickte voller Wärme zu ihrer Schwester hinüber, die sich auf die Bank vor der Hütte gesetzt hatte und das Gesicht in den Händen verbarg, »liebe ich sie über alles und will nicht Gefahr laufen, sie wieder zu verlieren.«
»Hast du ihr das schon einmal so gesagt?«
»Nein, warum?« Naemy zog erstaunt die Augenbrauen in die Höhe. »Das kann sie sich doch denken. Schließlich habe ich diese ganze Sache letztendlich nur begonnen, weil ich hoffte, sie retten zu können.«
»Ich wäre mir nicht so sicher, ob sie sich dessen wirklich bewusst ist. Vielleicht würde sie die ganze Angelegenheit mit anderen Augen sehen, wenn du offen mit ihr über deine Sorgen sprächest und ihr sagtest, wie sehr du sie liebst.« Glamouron lockerte die Umarmung ein wenig und deutete mit einem Kopfnicken zu Shari hinüber. »Geh zu ihr und sprich mit ihr!«, sagte er leise. »Sie ist traurig und verwirrt und fühlt sich allein gelassen. Sie braucht dich.«
... rings um ihn tobte der Kampf mit grimmiger Verbissenheit, und der Boden erzitterte, wann immer die mächtigen zweischneidigen Streitäxte der schwarzen Krieger die hölzernen Schilde der Verteidiger zersplitterten . . . Es war der grausige Kampf Mann gegen Mann, den Bevan an der Schwelle des Todes noch einmal durchlebte. Die letzten Augenblicke, bevor ihm der wuchtige Hieb eines Streitkolbens das Bewusstsein raubte; Augenblicke, in denen er fassungslos mit ansehen musste, wie die hünenhaften schwarzen Krieger den versprengten Verteidigern nachsetzten und sie gnadenlos niedermetzelten.
... er, Bevan, befand sich mitten dazwischen. Den Bogen gespannt, kauerte er hinter einem Haufen aus Trümmern der Festungsmauer und zielte mit dem letzten Pfeil auf einen Angreifer, der zwanzig Längen entfernt auf einen Kameraden einhieb. Dann aber tauchten immer mehr Kämpfende auf, und aus dem Zweikampf wurde eine undurchdringliche Masse wogender Leiber, in der weder Freund noch Feind auszumachen waren. Bevan zögerte, doch die Kämpfenden strömten stracks auf ihn zu, und so schoss er den letzten Pfeil blindlings in die Menge. Den Bogen aber warf er achtlos fort und blickte sich gehetzt um. Alle Zuversicht, den Kampf noch gewinnen zu können, verließ ihn, und zum ersten Mal dachte er an Flucht. Doch dafür war keine Zeit mehr. Schon hatten die Kämpfenden ihn eingekesselt, und wie in einem Grauen erregenden Albtraum blickte er plötzlich in das entstellte, blutüberströmte Gesicht eines jungen Mannes, der tödlich getroffen vor ihm zu Boden sank . . .
»Bevan!«
12
Für einen Augenblick klärte sich das Bild und wich dem Antlitz von Paira, seiner geliebten Schwester. Ihre Augen waren von tiefer Sorge gezeichnet, und er sah, wie sie die Lippen bewegte. Doch die Worte vermochten den Schlachtlärm, der noch immer in seinen Ohren toste, nicht zu durchdringen.
»Das Schwert... das Schwert... schnell!«, stammelte er mit gebrochener Stimme und tastete mit der Rechten suchend auf dem Boden umher. Warum gab sie ihm kein Schwert? Er musste sie doch verteidigen! Die schwarzen Krieger waren überall. Als er hustete, quoll ihm ein Schwall dunkelroten Blutes über die Lippen, und Pairas Bild verschwamm.
... ein Schwert! Ohne darüber nachzudenken, entriss er dem Getöteten die rötlich schimmernde Klinge und raffte sich auf. Die Waffe war schwer und viel zu groß für ihn, doch sie war alles, was er hatte.
Schon ragte einer der gewaltigen schwarzen Krieger wie ein Todesbote vor ihm auf. Die eberähnliche Grimasse verzog sich zu einem hässlichen Grinsen, und der Schein der brennenden Häuser spiegelte sich auf den gebogenen Hauern, als er mit dem gewaltigen, stachelbewehrten Streitkolben zu einem vernichtenden Schlag ausholte. Bevan warf sich verzweifelt zur Seite, doch es war zu spät. Ein stechender Schmerz schoss ihm in den Arm und durch den ganzen Körper, während er taumelnd zu Boden stürzte. Ein roter Nebel nahm ihm die Sicht, und hinter dem Rauschen des Blutes in den Ohren hörte er, wie sich der Kampf entfernte . . .
»Bevan! O Bevan, was haben sie dir angetan.« Das war Pairas Stimme! Bevan blinzelte, doch der Nebel wollte sich nicht auflösen und verbarg das Gesicht der geliebten Schwester hinter einem
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