Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers
Hand entgegen. »Aber vielleicht möchte deine kleine Schwester ja diesem abscheulichen Lager entfliehen und mit mir. . . «
»Maite geht nirgendwo hin«, fuhr Paira Okowan an. »Wir bleiben zusammen, was auch geschieht.«
»Das werden wir ja sehen!« Blitzschnell schoss Okowans fleischige Hand vor und riss Maite aus Pairas Armen. Das Mädchen kreischte wie von Sinnen und wehrte sich verzweifelt, doch es war zu klein und schmächtig, um sich aus dem Griff zu befreien.
»Du verdammtes Schwein!« Mit bloßen Händen stürzte sich Paira auf Okowan, doch der Angriff scheiterte schon im Ansatz und endete nur wenig Herzschläge später in den massigen Pranken eines Cha-Gurrlins.
»Paira! Hilf mir!« Maite schluchzte verzweifelt auf.
»Maite!« Paira war die Furcht um ihre Schwester deutlich anzusehen.
»Welch eine entzückende Geschwisterliebe«, bemerkte Okowan abfällig. »Vielleicht sollte ich euch beide mitnehmen. Es gibt genug ...«
»Wartet!« Der Magier hatte dem Wortwechsel schweigend gelauscht, doch nun trat er vor, hob Einhalt gebietend die Hand und wandte sich an Okowan. »Ich muss dich sprechen - allein.«
»Wie du wünschst!« Okowan deutete eine Verbeugung an und reichte die verängstigte Maite an einen der schwarzen Krieger weiter. Dann gesellte er sich zu dem Magier, und die beiden entfernten sich ein Stück. Eine Weile unterhielten sie sich angeregt. Der Magier schien einige Mühe zu haben, sein Ansinnen zu erklären, doch schließlich huschte ein breites Grinsen über Okowans Gesicht, und er nickte zustimmend.
»Du bist wirklich ein Glückskind«, wandte er sich mit gekonnt gespieltem Bedauern an Paira, als er zurückkam. »Dein Mut hat großen Eindruck gemacht. Der Meister persönlich beansprucht dich und diese kleine Furie«, er deutete auf Maite, »für sich. Euch ist eine andere Aufgabe zugedacht. Betrachtet euch als Auserwählte.« Schon die Art, wie Okowan das Wort »Auserwählte« betonte, jagte Paira einen eisigen Schauer über den Rücken, doch die Aussicht, diesem widerwärtigen Menschen nicht folgen zu müssen, ließ sie zunächst aufatmen. Okowan war indes noch nicht fertig. Mit einem enttäuschten Ausdruck in den Augen kam er auf sie zu, seufzte und strich ihr mit der fleischigen Hand über die Wange. »Wirklich jammerschade«, sagte er betrübt und ließ den Blick schmachtend über ihren Körper gleiten. Dann straffte er sich und gab ein grunzendes Geräusch von sich, als müsste er sich gewaltsam losreißen. »Jammerschade«, murmelte er noch einmal, wandte sich an die Cha-Gurrlinen und sagte: »Führt sie ab!«
»Ich möchte dich nicht bevormunden, Shari. Ich möchte nur, dass du verstehst, warum ich so kaltherzig und grausam handle, wie du es nennst.« Naemy machte eine Pause und blickte ihre Schwester voller Wärme an. »Dreihundert Sommer lang habe ich mir vorgeworfen, dir nicht ins Grasland gefolgt zu sein, um dich zu beschützen, und jetzt, da mir diese Gnade zuteil wurde, werde ich dein Leben auf keinen Fall noch einmal aufs Spiel setzen. Nicht, weil ich verlange, dass du dich mir unterordnest, sondern weil ich dich liebe.«
»Das hast du mir alles bereits gesagt.« Shari vermied es noch immer, ihre Schwester anzublicken, und schob trotzig das Kinn vor. Seit Naemy gekommen war, um mit ihr zu sprechen, tat sie, als wäre ihre Schwester gar nicht da. Schweigend hatte sie Naemys Worten gelauscht, und erst jetzt, da die Sonne schon hoch am Himmel stand, gab sie eine Antwort.
»Aber hast du es auch verstanden?« Es betrübte Naemy zutiefst, dass sich ihre Schwester so stur zeigte. Wie gern hätte sie Shari in die Arme geschlossen und ihr versichert, dass sich alles zum Guten wenden würde, doch nach der verlorenen Schlacht klangen diese Worte auch in ihren Ohren wie Hohn, und sie wusste, dass Shari ihr nicht glauben würde.
»Verstehen!« Shari schnaubte verächtlich. »Wer kann schon verstehen, dass es nötig ist, das eigene Volk zu verraten.«
»Ich weiß, dass ich viel von dir verlange«, räumte Naemy ein. »Aber es ist wichtig für mich, dass ich dir vertrauen kann, wenn ich nach Nimrod aufbreche. Ich muss wissen, dass du dich an unsere Abmachung hältst, solange ich fort bin, und diese Lichtung nicht verlässt.«
»Glamouron wird schon auf mich Acht geben«, sagte Shari verächtlich. »Keine Sorge, die kleine aufsässige Elfe wird gewiss keine Dummheiten machen, schließlich hat sie ja ein Kindermädchen.«
»Nein, das hat sie nicht. Die große eigensinnige Elfe wird
Weitere Kostenlose Bücher