Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers
anschickte, den Raum zu betreten.
Doch kaum hatte sie den ersten Schritt getan, da spürte sie ein seltsames Kribbeln auf der Haut - Magie!
»Baradl« Fluchend wich sie zurück, wobei sie mit Glamouron zusammenstieß, der sich unmittelbar hinter ihr befand.
»Was ist los?«, fragte er.
»Magie!« Naemys Stimme zitterte vor Anspannung. »Hinter der Tür ist eine magische Barriere.«
»Können wir sie überwinden?« Glamouron wollte die Frage mittels Gedankensprache stellen, doch ein unerträglicher Pfeifton in der Sphäre zwang ihn, die Worte laut auszusprechen. »Bei den Toren, was ist das?«, stieß er hervor und hielt sich die Ohren zu.
»Das Geräusch dient dazu, zu verhindern, dass wir Nebelelfen uns mittels Gedankensprache verständigen können«, erklärte Naemy. »Wer immer dieses Gefängnis geschaffen hat, hat große Kenntnis von den Kräften unseres Volkes und an alles gedacht. Die magische Barriere ist nicht errichtet, um jemanden aufzuhalten, doch wenn wir sie durchschreiten, wird ihr Schöpfer spüren, dass das Gefängnis von Unbefugten betreten wurde.«
»Nun, dann müssen wir uns eben beeilen. Komm!« Entschlossen schob sich Glamouron an Naemy vorbei und betrat den Raum. Drinnen empfing sie ein Bild des Schreckens. Überall auf dem Boden lagen gefesselte Elfen. Die Hände und Füße hatte man ihnen mit dicken Stricken hinter dem Rücken so fest zusammengeschnürt, dass sie sich nicht rühren konnten. Die Augen waren verbunden, und die Münder verschlossen breite Knebel.
»Bei den Toren, wie sehr muss er uns fürchten.« Erschüttert blickte Naemy auf die misshandelten Elfen, zog das Messer aus der Scheide am Gürtel und kniete nieder, um die Stricke eines Gefangenen zu durchtrennen.
»Schnell, Glamouron, wir dürfen keine Zeit verlieren! Jeder Augenblick zählt«, mahnte sie, während sie die Klinge gezielt über die Stricke führte. »Wer immer die Magie gewoben hat, weiß jetzt, dass wir hier sind.«
Auf dem Platz vor der Inneren Festung war es totenstill. Nachdem die schwarzen Krieger wahllos einige Männer, Frauen und Kinder aus der Menschenmasse gezerrt und auf das Hinrichtungsgestell geschleppt hatten, wagte keiner mehr, das Wort zu erheben. Allein die sieben Gefangenen stießen noch dumpfe Laute unter den Knebeln hervor, und die Kinder weinten.
»Bürger von Nimrod, Volk von Thale!« Asco-Bahrrans dunkelgrüne Samtrobe bauschte sich, als er zum Rand des hölzernen Podests schritt und in einer beschwörenden Geste die Arme hob. »In dieser Nacht bricht ein neues Zeitalter an!«, verkündete er mit lauter Stimme. »Die Schlacht ist verloren, die Druiden sind tot.« Er machte eine kurze Pause, um Atem zu schöpfen, und fuhr dann fort: »Als neuer Regent und Statthalter von Nimrod kann und werde ich nicht das kleinste Aufbegehren dulden. Jeder, der es wagt, sich mir und meinen Befehlen zu widersetzen, rebellisch zu handeln oder das Wort gegen den allmächtigen An-Rukhbar oder einen seiner Stellvertreter zu erheben, ist des Todes. Damit ihr seht, wie ernst ich es meine, werde ich diese sieben Gefangenen stellvertretend für alle, die gegen den Tod der Druiden aufbegehrt haben, unverzüglich hinrichten lassen. Prägt euch die Bilder gut ein, und denkt immer daran: Jeder von euch könnte der Nächste sein.« Er wandte sich um und gab den Cha-Gurrlinen ein Zeichen, mit den Hinrichtungen zu beginnen.
»Das wird sie lehren, gehorsam zu sein«, sagte er an Okowan gewandt und beobachtete mit zufriedenem Grinsen, wie die erste Frau, die sich wie wild gebärdete, auf das Brett gebunden wurde.
»Furcht ist nicht gerade ein ehrenhaftes, aber ein bewährtes Mittel, um die Massen ruhig zu halten.« Okowan klopfte auf das Holz des Hinrichtungsgestells. »Ich denke, es sollte noch eine Weile stehen bleiben.«
»Das wird es auch.« Asco-Bahrran nickte. »In der ersten Zeit werden wir es sicher noch häufig . . . Bei den Toren!« Er fuhr zusammen, und seine Miene verfinsterte sich.
»Was ist los?«, fragte Okowan verwundert.
»Die Elfen! Jemand ist in das Gefängnis der Elfen eingedrungen, die ich für den Thron des Erhabenen vorgesehen habe.« Asco-Bahrran eilte zur Treppe und schickte sich an, das Podest zu verlassen. »Achte darauf, dass hier alles planmäßig abläuft«, rief er Okowan zu, während er die Treppe hinabstieg. »Ich komme zurück, sobald ich weiß, was vorgefallen ist.«
»Du kannst dich auf mich verlassen«, sagte Okowan. Er fügte noch etwas hinzu, doch die Worte gingen in den
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