Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers
Es gibt keinen anderen neben ihm.
Aber Fedeon ist fort. Vielleicht ist er schon längst tot, erhob sich eine andere Stimme.
Es ist Verrat an Fedeons Liebe. Verrat an allem, was du ihm je in zärtlichen Augenblicken geschworen hast.
Die Stimme des Gewissens blieb hart.
Aber ich werde ihn nie wiedersehen. Ich werde sterben. Dann stirbst du mit reinem Gewissen.
Allein und einsam.
Im Tod ist jeder allein.
... im Tod ist jeder allein. Paira fühlte, wie sich ihre Augen mit Tränen füllten. Es war so schwer, stark zu sein, so unendlich schwer. Sie hatte versprochen, sich um Maite zu kümmern, und versuchte ihr so weit es ging die Ängste zu nehmen. Doch was war mit ihr selbst? War sie wirklich so stark, dass sie die Schulter, die sich ihr anbot, ausschlagen konnte? Würde sie keinen Trost brauchen, wenn es galt, dem Tod ins Auge zu sehen?
Paira wusste, dass sie die Antwort auf diese Fragen bereits kannte. Sie war schon viel zu lange allein.
»Nein, du hast dich nicht getäuscht«, flüsterte sie und lehnte den Kopf schüchtern an Yovans Schulter.
Die Trommeln, welche die Hinrichtung der Druiden wie ein eintöniges Totenlied begleiteten, waren verstummt.
Naemy schob sich vorsichtig an der Wand entlang und spähte um die Ecke. Der Gang vor ihr war schmaler und dunkler als die anderen Korridore der Inneren Festung. Die Wände waren kahl und schmucklos, die Fackeln in den eisernen Haltern erloschen. Nur ganz am Ende wurde der Gang hinter einer Biegung vom flackernden Schein eines Feuers erhellt.
Naemy hielt inne und ging in Gedanken noch einmal alles durch, was sie über den Ort, an dem ihre Brüder und Schwestern gefangen gehalten wurden, hatte in Erfahrung bringen können. Wenn die Erinnerungen sie nicht täuschten, musste sich der gesuchte Raum mit den Nebelelfen hinter ebendieser Biegung befinden. Sie gab Glamouron ein Zeichen, und er schloss geduckt huschend zu ihr auf.
Als sie das Wort an ihn richten wollte, brandeten die Trommelschläge auf dem Platz vor der Inneren Festung erneut auf. Der Lärm hallte unheilvoll durch die Gänge der verlassenen Festungsstadt, und sie hob die Stimme, damit er die Worte verstehen konnte. »Da vorn muss es sein.« Sie deutete auf den schwachen Feuerschein.
»Hast du Wachen gesehen?«, erkundigte sich Glamouron mittels Gedankensprache.
»Nein!« Naemy schüttelte den Kopf. »Aber es sind sicher welche dort. Wir müssen auf der Hut sein.«
»Was hast du vor?«
»Wir müssen Magie anwenden«, erklärte Naemy. Die Trommeln dröhnten inzwischen so laut, dass auch sie auf die Gedankensprache zurückgriff. »Ich weiß, dass es gefährlich ist, aber wir haben . . . « In diesem Augenblick verstummten die Trommelschläge, und eine dünne, brüchige Stimme erhob sich über dem Platz vor der Mauer der Inneren Festung.
Anthork! Naemy erstarrte und lauschte. »Wir müssen uns beeilen, die Hinrichtungen sind bald zu Ende. Mach dich unsichtbar.« Hastig vollführte sie mit der Hand eine verschlungene Bewegung in der Luft und bedeutete Glamouron, es ihr gleichzutun. Dann murmelten sie unhörbar ein paar Worte in der alten Sprache der Elfen, und ihre Gestalten verschmolzen mit den Schatten. Wenige Augenblicke später waren sie nicht mehr zu sehen. Wie Geister huschten die beiden durch den finsteren Gang auf den Feuerschein zu. Obwohl Naemy wusste, dass sie nicht gesehen werden konnte, hielt sie an der letzten Biegung inne und schaute vorsichtig um die Ecke.
Vor einer von vier Fackeln hell erleuchteten Tür standen zwei Cha-Gurrlinen. Die Haltung der beiden ließ jedoch darauf schließen, dass sie die ihnen übertragene Aufgabe nicht wirklich ernst nahmen. Der eine saß mit der zweischneidigen Axt in den Händen auf dem Fußboden und schlief, während der andere neben der Tür an der Wand lehnte und im Takt der Trommeln missmutig mit dem Stiel seiner Axt auf den Boden klopfte.
»Du kümmerst dich um den Schlafenden, ich nehme mir den anderen vor!« Naemy zog ihr Schwert und trat in den Flur hinaus. Noch schützte die Elfenmagie sie vor den Blicken der Krieger, doch sie wusste, dass sie den Zauber während des Kampfes nicht würde aufrechterhalten können. Schon der erste Schwerthieb musste sitzen, wenn nicht. . . Naemy gestattete es sich nicht, den Gedanken zu Ende zu führen. Sie konnte Glamouron nicht sehen, doch die feinen Elfensinne sagten ihr, dass er mit gezogenem Schwert neben ihr stand.
Dann ging alles sehr schnell. Noch während Naemy auf den Cha-Gurrlin zueilte, visierte sie
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