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Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers

Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers

Titel: Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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können. Dann aber sah sie, dass die Rauchsäule immer wieder von grellen, zuckenden Blitzen erhellt wurde, und begriff, dass es sich nicht um ein gewöhnliches Feuer handelte.
    Sie war nicht die Einzige, die das seltsame Schauspiel beobachtete. Als sie das Tor fast erreicht hatten, stockte der Strom der Gefangenen, und die Menschen deuteten ängstlich zum Himmel.
    »Darari! Darrai!« Die Cha-Gurrlinen hatten große Mühe, die widerstrebenden Menschen zum Tor zu treiben. Angesichts der bedrohlichen Rauchsäule weigerten sich die Gefangenen plötzlich, auch nur einen Schritt weiter zu gehen, und selbst die gnadenlosen Hiebe und Tritte der Krieger fruchteten diesmal nur wenig.
    Da es vorn nicht weiterging, wurde es rasch eng in der schmalen Gasse. Das Gedränge wurde so groß, dass Paira kaum noch atmen konnte. Als sie glaubte, es nicht länger ertragen zu können, sah sie, wie unter dem Tor mehr als ein Dutzend Cha-Gurrlinen mit gezogenen Waffen in die Gasse traten, um die Wachen zu unterstützen.
    Entsetzliche Schreie und barsche Befehle wurden laut, dann setzte sich der Strom der Gefangenen wieder in Bewegung, und die Ersten wurden durch das Tor getrieben.
    »Ich dachte schon, ich hätte dich für immer aus den Augen verloren!« Der Klang von Yovans Stimme vertrieb für einen Augenblick die Finsternis aus Pairas Herz.
    »Yovan!« Sie drehte sich um und sah den Geschichtenerzähler an. Am liebsten hätte sie ihn in die Arme geschlossen und noch einmal die tröstliche Nähe seines Körpers gespürt, doch Maite hielt sie weiterhin fest umklammert. »Ich bin so froh, dass du . . . «
    »Schscht!« Yovan legte ihr sanft den Finger auf die Lippen. »Ich weiß, ich sehe es in deinen Augen«, sagte er, während er neben ihr herging. »Aber wir haben nicht mehr viel Zeit.« Mit einem Kopfnicken deutete er auf das große Tor, das sich nun unmittelbar vor ihnen erhob. »Ich habe noch etwas für dich.« Ohne dass Maite es sehen konnte, zog er ein kleines Fläschchen aus einer Tasche am Gürtel und reichte es Paira. »Trink davon«, sagte er leise. »Es wird dir die Furcht nehmen und die Schmerzen lindern.«
    »Eine Droge?« Paira zögerte.
    »Eine Kräutermischung.« Yovan nickte. »Ein Schluck genügt. Du solltest Maite auch etwas davon geben.« Die Augen der jungen Leute trafen sich, und Paira ergriff Yovans Hand. »Danke«, sagte sie mit bebender Stimme, und in ihren Augen schimmerten Tränen.
    »Ich wünschte, ich könnte mehr für euch - für dich - tun«, sagte Yovan kummervoll. »Wünschte, ich wäre der edle Held aus meinen Geschichten, der dich holde Schönheit vor dem grausamen Schicksal bewahrt...  Doch ich bin es nicht. Ich bin nur ein Geschichtenerzähler, der ...«
    In diesem Augenblick traten sie auf den freien Platz hinaus, der sich hinter dem Torbogen auftat, und der Anblick, der sich ihnen hier bot, verschlug ihnen die Sprache. Mitten auf dem Platz hatte man eine gewaltige Grube ausgehoben, aus dessen Mitte die feurige Rauchsäule aufstieg. Darunter glühte es so unheilvoll, als bestünde der Boden der Grube aus geschmolzenem Eisen. Den Grubenrand säumte eine geschlossene Reihe von Cha-Gurrlinen-Kriegern, die nur an einer Stelle unterbrochen war. Dort reichte eine lange hölzerne Rampe weit über die Grube hinaus. Am Ende der Rampe befand sich ein eiserner Käfig, der so groß war, dass zwei Menschen darin Platz fanden. Der Käfig hing an einer Kette, die mit einem langen hölzernen Arm verbunden war, welcher über die Plattform hinausreichte. Vier Cha-Gurrlinen standen am Fuß des Arms bereit, wo sich eine große Seilwinde befand.
    »Yovan!« Pairas Stimme bebte. Furchtsam klammerte sie sich mit einer Hand an den Arm des Geschichtenerzählers, während sie Maite mit der anderen fest an dich drückte. Sie wollte nicht weitergehen, sich dem unheilvollen Ort nicht einen Schritt nähern, doch die nachrückenden Gefangenen schoben sie rücksichtslos voran.
    »Welch ein wunderbares Bild!«
    Paira war so in den Anblick der Grube vertieft, dass sie den hoch gewachsenen Magier in der dunkelblauen Robe gar nicht bemerkte, der die Reihen der Gefangenen langsam und mit prüfendem Blick abschritt. Erst als er unmittelbar vor ihnen stehen blieb und ihr die Sicht auf das feurige Glühen nahm, erwachte sie aus ihrer Starre. »Wirklich sehr passend«, bemerkte er wie ein Künstler, der sich Gedanken über seine neueste Schöpfung machte. »So jung, so unschuldig und so voller Fürsorge für die Kleine hier.« Er lächelte

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