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Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers

Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers

Titel: Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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und Übelkeit auf die unerwartete Flut an Reizen antworteten. Bunte Lichtflecken tanzten vor ihren Augen, und ihr dröhnte der Kopf. Unfähig, sich zu bewegen, lag sie in gekrümmter Haltung am Boden und zitterte am ganzen Körper. Es dauerte eine Weile, bis sie die Muskeln ihres Körpers wieder beherrschte und aus dem panikartigen Zustand herausfand, doch am Ende siegte die Erfahrung über die Furcht.
    Das Erste, was ihr auffiel, war die lastende Stille, die sich über das Heerlager in der Finstermark gesenkt hatte - und der beißende, schwefelartige Geruch, der ihre Nase peinigte. Es war kalt geworden. Mit der seltsamen Himmelserscheinung war die milde Luft des späten Sommers schlagartig auf winterliche Temperaturen abgekühlt; Naemy sah den eigenen Atem in kleinen weißen Wölkchen vor sich aufsteigen. Fröstelnd schlang sie die Arme um die Schultern. Die dünne Lederkleidung bot ihr kaum Schutz vor solcher Kälte, und sie konnte nur hoffen, dass sie nicht lange anhielte. Mit steifen Gliedern schob sie sich langsam voran, spähte in die Finstermark hinunter und sah - nichts. Ein dichter Nebel, den selbst die Lichter der Lagerfeuer nicht zu durchdringen vermochten, hatte sich dick und dämpfend über die Ebene gebreitet und verbarg das Geschehen im Heerlager vor ihren Blicken.
    »Also gut!« Entschlossen drehte sich Naemy um und ließ den Blick über die dicht bewaldete Hügelkette schweifen, die sich am Rand der Finstermark dahinzog. Irgendwo in diesen Hügeln befand sich Shari. Ein unbestimmtes Gefühl drängte Naemy zur Eile und flüsterte ihr zu, dass sie ihre Schwester so schnell wie möglich finden musste, denn sie war nie in die Sümpfe von Numark zurückgekehrt, und das konnte nur eines bedeuten.
    Als sich die Sonne dem Horizont zuneigte, machte sich Paira mit einem flauen Gefühl in der Magengegend auf den Weg durch die engen Gassen der Festungsstadt. Es gab tausend Dinge, die sie in diesem Augenblick lieber getan hätte, doch die vierundzwanzig Eier und fünf Äpfel, die sie unter schützendem Stroh verborgen in dem Weidenkorb mit sich führte, mussten dem rechtmäßigen Besitzer gebracht werden, um den Schaden, den sie am Morgen angerichtet hatte, zu begleichen.
    Paira kniff die Lippen zusammen und zwang sich weiterzugehen. Ohne auf die Auslagen der Händler zu achten, die ihre Waren noch immer auf hölzernen Tischen vor den Häusern feilboten, hastete sie durch die Straßen Nimrods. Am liebsten wäre sie umgekehrt, doch das durfte sie nicht, und so beeilte sie sich, um die unangenehme Angelegenheit so schnell wie möglich hinter sich zu bringen. Voll Widerwillen dachte sie an den Ort, an den sie die Waren liefern sollte, ein verrufenes Haus in einer schmalen, schmutzigen Gasse, die sie nie zuvor betreten hatte.
    Das Haus der Sinne befand sich im »Sumpf«, einer der übelsten Gegenden der Festungsstadt, die zu betreten jedem anständigen Mädchen streng verboten war. Dort, so hieß es, wimmle es nur von Dieben, Straßenräubern und Huren, die ihre sündigen und zweifelhaften Dienste anboten. Allein das Haus der Sinne beherbergte über zwanzig Frauen, die ihren Körper gegen Bezahlung an Männer verkauften. Der Gedanke ließ Paira trotz der milden Abendluft frösteln. Zu gern hätte sie ihren drei Jahre älteren Bruder Bevan gebeten, si e zu begleiten, doch der musste ein Rad am Marktkarren reparieren. Ihre zaghaften Versuche, ihn zu überreden, waren kläglich gescheitert; zudem hatte sie niemandem verraten wollen, wohin sie gehen musste. Ihre Mutter wusste zwar von dem Schaden, den sie angerichtet hatte, und auch, dass sie die Entschädigung bis Sonnenuntergang zu begleichen hatte, doch aus Scham hatte Paira ihr verschwiegen, wohin sie die Sachen bringen sollte.
    Es war schon ärgerlich genug, dass sie den gesamten Lohn der vergangenen zwei Sonnenläufe dafür verwenden musste, die Apfel und Eier zu bezahlen; da wollte sie sich wenigstens die Rügen und Ermahnungen der Mutter ersparen, weil sie in das verbotene Viertel ging.
    Bis zuletzt hatte Paira gehofft, dass Fedeon, der sie am Abend besuchen wollte, früher kommen werde, doch vergebens. So hatte sie sich gezwungen gesehen, allein zu gehen.
    Viel schneller, als ihr lieb war, näherte sie sich dem Ziel. Die Sonne war im Westen bereits hinter den hohen Häusern der Stadt verschwunden, und die düsteren Schatten der hoch aufragenden Fassaden hatten von den Straßen und Gassen Besitz ergriffen, weil die Öllampen im Freien noch nicht entzündet

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