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Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers

Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers

Titel: Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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Bruchteil eines Herzschlags spürte sie die Macht, die sich hinter dem wüsten, verwahrlosten Äußeren des Mannes verbarg.
    »Bei den Toren, die sind wohl verrückt geworden«, hörte sie ihre Mutter erbost ausrufen, als die Männer an ihnen vorüberritten. »Wenn du nicht so schnell gehandelt hättest, hätten sie unseren armen alten Culver glatt über den Haufen geritten.«
    Paira antwortete nicht. Atemlos sah sie den Reitern nach. Obwohl sie die Männer nur kurz gesehen hatte, war sie sicher, zweien von ihnen schon einmal begegnet zu sein. Es waren dieselben Männer, die am Vorabend in die Barriere eingekehrt waren, als sie auf dem Weg zum Haus der Sinne gewesen war. Der Dritte, der sie so unheimlich angeblickt hatte, war ihr fremd, und ein unbestimmtes Gefühl sagte ihr, dass es besser wäre, ihm nie wieder zu begegnen.
    »Wo gehen wir hin?« Es waren die ersten Worte, die Shari an ihre Schwester richtete, seit sie erneut aufgebrochen waren. Längst hatte die Sonne das Antlitz über die Gipfel der Valdor-Berge erhoben, und die morgendliche Wärme ließ dünne Nebelschleier über den taufeuchten Gräsern aufsteigen. Die Strahlen der tief stehenden Sonne tauchten die Steppe in goldenes Licht, das die Vorboten des Herbstes in sich trug, und spiegelten sich in Abermillionen winziger Wassertröpfchen, die funkelnd wie kleine Edelsteine an den langen Halmen hingen.
    Weit entfernt graste träge eine große Steppenbüffelherde. Die Masse der gewaltigen Tiere war nur als Ansammlung wolliger dunkler Häufchen zu erkennen, während sich am Himmel ein junger Temelin-Adler der mutigen Attacken eines halben Dutzends Feldgraulinge erwehrte, die versuchten, diesen gefürchteten Raubvogel aus ihrem Revier zu vertreiben. Das ärgerliche Pfeifen des Greifvogels, der langsam in Richtung der Berge davonflog, wurde leiser und leiser, und bald waren die eilig huschenden Schritte der beiden Elfen das einzige Geräusch, das im Umkreis vieler Längen zu hören war.
    Wenn ich die Gedankensprache schon erlernt hätte, würde ich nicht zögern, alle Bewohner Thaies zu warnen, dachte Shari grimmig. Naemy gegenüber gab sie zwar vor, sich damit abgefunden zu haben, dass sie das Volk der Nebelelfen nicht über die drohende Gefahr unterrichten durften. Doch tief in ihrem Innern gärte es noch immer.
     
     
     

 
5
     
    Naemy fing den Gedanken ihrer Schwester auf, sagte aber nichts. ^Sie kannte Shari gut und wusste, dass sie sich einsichtig zeigen würde, sobald sie ausreichend Zeit hätten, miteinander zu reden. Also tat sie, als hätte sie nichts gehört, und sagte nur: »Nach Süden.«
    »Das sehe ich auch.« Shari gelang es kaum, ihren Unmut zu verbergen. »Aber welches Ziel hast du, wenn du nicht nach Numark gehen willst?«
    »Wir gehen in der Valdor-Berge nahe der Festungsstadt«, erwiderte Naemy, ohne im Laufschritt innezuhalten. »Vor den Toren Nimrods wird es schon bald zur Schlacht kommen und . . . « Sie verstummte mitten im Satz, hielt an und wandte sich nach Osten.
    »Was ist?«, wollte Shari wissen. Ihr Blick folgte dem ihrer Schwester, die gespannt auf eine niedrige Hügelkette starrte. Zunächst konnte sie nichts Ungewöhnliches erkennen, doch dann bemerkte auch sie die feinen Rauchwolken, die hinter den Hügeln aufstiegen. »Ein Lagerfeuer«, stellte sie achselzuckend fest. »Vermutlich Graslandjäger, die auf der Jagd nach Steppenbüffeln sind.«
    Naemy antwortete nicht. Mit ausdrucksloser Miene blickte sie weiter in Richtung der dünnen Rauchschwaden, als versteckte sich in ihnen eine geheime Botschaft.
    Shari tat es ihr gleich, und schließlich erkannte sie den Irrtum. Der aufsteigende Qualm konnte niemals von einem einzigen Lagerfeuer stammen, dafür waren die Feuerstellen zu zahlreich und lagen zu weit auseinander.
    »Das ist kein Lagerfeuer, nicht wahr?«, murmelte sie, ohne ihre Schwester anzusehen.
    »Nein.«
    »Aber was brennt da? Wenn es ein Buschfeuer ist, haben wir Glück. Der Wind . . . «
    »Das ist auch kein Buschfeuer.« Naemy schüttelte den Kopf und deutete auf den wogenden Qualm. »Da brennt ein Dorf.« Sie seufzte bekümmert. »Oder vielmehr das, was sie noch davon übrig gelassen haben.«
    »Ein Graslanddorf? Einfach niedergebrannt? Aber wer ... was?«
    »Cha-Gurrlinen!«, erwiderte Naemy erbittert und fügte leise hinzu: »Also hat es bereits begonnen.«
    »Bei den Toren!« Shari wandte sich um und lief ein paar Schritte auf die Hügelkette zu. »Was stehen wir hier noch herum? Wenn das Dorf überfallen

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