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Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers

Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers

Titel: Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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Naemy schließlich inne und sog die Luft prüfend durch die Nase ein. »Was ist?«, frage Shari leise.
    »Wir sind gleich da«, erwiderte Naemy. »Ich kann die Asche und das verkohlte Holz bereits riechen.«
    »Du hast Recht.« Jetzt bemerkte auch Shari den unverkennbaren Geruch, der sich am Boden der Senke gesammelt hatte. »Nun, worauf warten wir noch?« Sie zog das Messer aus der ledernen Scheide am Gürtel und wollte den Hügel hinauflaufen, doch Naemy hielt sie zurück. »Warte, nicht so hastig«, mahnte sie. »Wir müssen vorsichtig sein. Cha-Gurrlinen stammen zwar aus einer lichtlosen Dimension und meiden das Sonnenlicht, doch darauf möchte ich mich nicht verlassen.« Sie griff nach ihrem Kurzschwert und huschte geduckt den Hügel hinauf. Shari folgte ihr. Lautlos wie Katzen pirschten sie durch das kniehohe Gras. Immer wieder hielt Naemy inne, um zu lauschen, aber nichts deutete daraufhin, dass sich noch Krieger im Dorf befanden. Zwanzig Längen vor der Hügelkuppe kniete sie sich hin und legte die letzten Längen auf allen vieren zurück, bevor sie den Hals reckte und zum Dorf hinunterspähte.
    Das Bild, das sich ihnen dort bot, war Naemy nicht neu. Und obwohl sie in all den vergangenen Sommern entsetzlichere und größere Schlachtfelder gesehen hatte, rührte sie das Trümmerfeld aus fünfzehn ausgebrannten Hütten zu Tränen. Der Atem des Todes schien fast greifbar über dem Dorf zu liegen, und das schaurige Seufzen, mit dem der auflebende Steppenwind durch die verkohlten Ruinen strich, erinnerte an einen wortlosen Grabgesang.
    Wer immer hier gelebt hatte, für keinen hatte es ein Entkommen gegeben. Die Cha-Gurrlinen mussten die Dorfbewohner im Schlaf überrascht haben. Nirgends waren Spuren eines Kampfes zu sehen. Von den runden Bauten war nichts außer den steinernen Grundmauern übrig geblieben, die wie schwarze Steinkreise die Stellen markierten, an denen einst hölzerne, mit Grasbüscheln gedeckte Hütten gestanden hatten. Kaum etwas war dem Wüten der schwarzen Krieger entgangen. Was nicht hatte brennen wollen, war zerstört worden. Der gemauerte Brunnen in der Mitte des Dorfes war eingerissen, und die Zäune, hinter denen das Vieh gehalten wurde, lagen in Trümmern. Unzählige Scherben tönerner Töpfe und Tiegel zeugten von der Wucht, mit der die Cha-Gurrlinen gewütet hatten. Rotbraune Flecken am Boden verrieten, dass hier ein gnadenloses Gemetzel stattgefunden hatte. Doch wie Naemy schon vermutet hatte, war kein einziger Leichnam in den Überresten des Dorfes zu sehen. Die Cha-Gurrlinen hatten alles mitgenommen, was aus Fleisch und Blut war.
    Naemy wagte nicht daran zu denken, welch grausiges Schicksal die Gefangenen erwartete.
    Erschüttert schloss sie die Augen und betete im Stillen darum, dass keiner der Dorfbewohner den Angriff überlebt hatte.
    »Bei den Toren!« Fassungslos starrte Shari auf das Bild der Verwüstung. Sie wollte sich ihre Bestürzung nicht anmerken lassen, doch ihr Gesicht hatte alle Farbe verloren, und sie zitterte am ganzen Körper.
    »Glaubst du mir nun, dass Cha-Gurrlinen keine Verwundeten hinterlassen?«, fragte Naemy matt.
    »Ich . . . ich wusste ja nicht. . . ich konnte doch nicht ahnen, dass. . . dass. . . « Shari verstummte und starrte vollkommen erschüttert auf die schwelenden Überreste und Ruinen dessen, was am Abend zuvor noch ein friedliches Dorf mit mehr als fünfzig Bewohnern gewesen war.
    »Ist schon gut.« Naemy berührte ihre Schwester beruhigend an der Schulter. »Ich kann mir vorstellen, was jetzt in dir vorgeht. Ich selbst habe solche Bilder schon zur Genüge gesehen, doch ich werde mich nie daran gewöhnen können.«
    »Warum?« Shari räusperte sich und bemühte sich um eine feste Stimme. »Warum jagen sie keine Steppenbüffel? Davon gibt es hier doch Tausende.«
    »Weil Steppenbüffel auch nachts wachsam sind. Menschen hingegen . . . «
    »Was müssen das für Bestien sein, die zu so etwas fähig sind?« Shari hieb mit der Faust auf den Boden. »Ich kann einfach nicht glauben . . . «
    Ein leises Wiehern von der anderen Seite des Dorfes ließ sie verstummen.
    »Ein Pferd!«, flüsterte Naemy. Angesichts der Zerstörung hatte sie schon nicht mehr damit gerechnet, dass die Suche erfolgreich verlaufen könnte. Neugierig reckte sie den Kopf und spähte voraus. Tatsächlich. Hinter einem hohen Gebüsch jenseits der Hütten schaute plötzlich ein hellbrauner Pferdekopf hervor. Misstrauisch beäugte das Tier die Überreste des Dorfes. Es schnaubte

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