Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers
Bulsaks. Er war müde und erschöpft und spürte, dass er den mörderischen Sturzflug womöglich nicht durchhalten würde. Doch als er schon glaubte, dem Protest der schmerzenden Muskeln nachgeben zu müssen, berührten die Krallen des Bulsaks den schlammigen Boden, und der schreckliche Flug hatte ein Ende. Es folgte ein kurzer holpriger Ritt, der jedem bockenden Pferd zur Ehre gereicht hätte, dann stand der Bulsak still.
Erschöpft strich sich Asco-Bahrran die durchweichte Kapuze aus dem Gesicht und unterzog seinen geschundenen Körper einer kurzen Untersuchung. Gebrochen war nichts, doch er hatte mehrere sehr schmerzhafte Prellungen davongetragen, die ihn wohl noch einige Sonnenläufe an den entsetzlichen Flug erinnern würden. Seufzend erhob er sich und kletterte mit weichen Knien vom Rücken des Bulsaks. Das spärliche Gepäck fest unter den Arm geklemmt, kämpfte er sich durch Sturm und Regen auf die Hütte zu, die noch etwa fünfzig Längen von ihm entfernt war. Der Bulsak folgte ihm wie ein Hund seinem Herrn. Am Boden schien er sich sicher zu fühlen; zumindest kreischte er nicht mehr bei jedem Donnergrollen, sondern trabte stumm hinter dem Magier her. Asco-Bahrran kümmerte sich nicht um ihn. Er wusste, dass der Bulsak so lange an seiner Seite bleiben würde, bis er ihn offiziell aus seinen Diensten entließ. Gleichzeitig würde das riesige Geschöpf, wenn es kein neues Blut zu sich nahm, mit jedem Sonnenlauf, der verstrich, ein wenig schrumpfen und nach einem halben Mondlauf wieder seine anfängliche Größe erreicht haben.
»Du wartest hier draußen!«, befahl Asco-Bahrran, als er die Hütte erreichte. Es schien ziemlich überflüssig, dies zu erwähnen, denn bei der enormen Größe des Bulsaks war es völlig unmöglich, ihn mit in die Hütte zu nehmen. Doch der Magier wusste um das schlichte Gemüt des Wesens und wollte nicht Gefahr laufen, dass es sich vor lauter Anhänglichkeit mit in die Hütte zu zwängen versuchte. Zufrieden beobachtete er, wie sich der Bulsak unmittelbar vor der Tür auf dem durchweichten Boden niederließ, dann hob er die Hand und klopfte heftig an die Tür. Eine warme Mahlzeit, trockene Kleider und ein weiches Bett! Gedanken an Dinge, die für ihn früher selbstverständlich gewesen waren, schwebten wie eine liebliche Verlockung durch sein Bewusstsein, während er der unerwartet schweren Schritte lauschte, die sich von drinnen der Tür näherten.
»Gnerrnor a trotn sorrl« Die hölzerne Tür schlug krachend gegen die Wand der Hütte und gewährte Asco-Bahrran den Blick auf eine hünenhafte, schwarz gepanzerte Gestalt, die geduckt im Türrahmen stand und ihn drohend anknurrte. Auf den wuchtigen breiten Schultern des Ungetüms thronte ein massiger Eberkopf, dessen nach oben gebogene Hauer in den Mundwinkeln nichts Gutes verhießen. Zwei kleine schwarze Augen starrten unter den fleischigen Wülsten der Stirn hervor und funkelten den Magier bösartig an.
»Rren garag n sar ne garrar.« Die gutturalen Laute kamen aus dem Innern der Hütte, wo sich ganz offensichtlich noch weitere der Ungetüme aufhielten.
»Darrar sen retzgar. Serr serr a trirugr!« Der gewaltige Eberkrieger deutete geifernd auf den entgeisterten Magier und fletschte voller Angriffslust die Zähne.
Asco-Bahrran erbleichte. Was waren das für Wesen? Wo steckte der alte Magier? Was ging hier vor? Zum ersten Mal in seinem Leben verspürte Asco-Bahrran so etwas wie Furcht. Er ahnte, dass er den ungeheuren Kräften dieser seltsamen Gestalten nichts entgegenzusetzen hatte, und wollte fliehen. Doch es war zu spät. Der Arm des schwarzen Kriegers schnellte mit einer Geschwindigkeit vor, die Asco-Bahrran ihm nicht zugetraut hätte. Die Faust traf ihn an der Schläfe, und das Letzte, woran er dachte, bevor die Dunkelheit nach ihm griff, war, dass er nun vermutlich als Morgenmahlzeit für diese Bestie enden würde.
»Er hatte mir versprochen, mich einst auf meinem letzten Weg zu begleiten.« Chirigas Stimme schwebte so dünn und traurig durch Letivahrs Gedanken, dass es ihm fast das Herz zerriss.
Die sechs Riesenalpe hatten sich zum Schutz gegen das Unwetter auf der dem Wind abgewandten Seite der Jagdhütte aneinander geschmiegt und warteten mit gleichmütiger Ruhe darauf, dass der Regen nachließ.
Doch das Gewitter schien kein Ende zu nehmen. Obwohl die Nacht längst hereingebrochen war, trommelte der Regen noch immer mit ungebrochener Härte auf das Dach der Hütte und durchnässte das Gefieder der
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