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Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers

Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers

Titel: Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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haben, die groß und kräftig genug sind, solche Geschosse zu gebrauchen.«
    »Dann müssen wir sie unverzüglich suchen und mit aller Härte gegen sie vorgehen«, rief einer der Kurierreiter erbittert aus und deutete auf den Leichnam des Riesenalps. »Numairs Tod darf nicht ungestraft bleiben.«
    »Suchen werden wir sie«, erwiderte Artair mit finsterer Miene. »Doch bedenkt, dass wir nicht die nötigen Waffen mit uns führen, um einen Angriff zu wagen. Wir sind Späher, keine Krieger. Sobald wir das Lager der Plünderer ausgemacht haben, werden wir nach Nimrod zurückfliegen und Anthork Bericht erstatten. Ich bin sicher, dass er die nötigen Anweisungen treffen wird, um einen erneuten Überfall zu verhindern.« Unvermittelt wurde seine Stimme sanft, und er sagte mit einem kurzen Seitenblick auf den toten Riesenalp: »Doch zuvor ist es unsere Pflicht, dem armen Numair ein anständiges Begräbnis zu bereiten.«
    Es war ein letzter trauriger Dienst, den die Kuriere und der Druide dem ermordeten Vogel erwiesen. Den ganzen Vormittag suchten sie mithilfe der Riesenalpe in der Steppe nach genügend trockenem Holz, um einen großen Scheiterhaufen über Numairs zerfetztem Körper zu errichten, während Chiriga in tiefem Kummer versunken auf einer Anhöhe hockte und schweigend über ihren toten Sohn wachte.
    Die Arbeit gestaltete sich äußerst mühsam. Da niemand in das zerstörte Dorf zurückkehren wollte, um die Dachbalken der Hütten für den Scheiterhaufen zu verwenden, mussten die Riesenalpe oft weit nach Süden fliegen, um geeignete Äste und Buschwerk zu finden. Zudem machte die Wärme den Männern immer mehr zu schaffen. Je höher die Sonne stieg, desto unerträglicher wurde der Gestank nach Tod und Verwesung, und schließlich sahen sie sich gezwungen, Mund und Nase mit Tüchern vor dem Übelkeit erregenden Aasgeruch zu schützen, der von dem Riesenalpkörper beständig ausging.
    Doch obwohl ihnen die Sonne die Arbeit erschwerte, war Glamouron froh, dass die Wolkenwand im Westen nicht ganz so schnell näher rückte, wie er angenommen hatte. Der Gestank und die Wärme waren zwar nur schwer zu ertragen, doch ein Regenschauer hätte es ihnen vermutlich unmöglich gemacht, den Scheiterhaufen zu entzünden, und die ganze Mühe wäre vergebens gewesen.
    Kurz bevor die Sonne den höchsten Stand erreichte, war Numairs Körper endlich mit einem stattlichen Haufen aus Buschwerk bedeckt, und die Männer machten sich für eine kurze Zeremonie bereit. Während die Riesenalpe Chiriga tröstend in die Mitte nahmen, traten die Kuriere und Artair vor, um Abschied von Numair zu nehmen.
    Wie es bei der Beerdigung eines Kriegers üblich war, kreuzten die Männer die Arme vor der Brust, senkten den Blick und sprachen gemeinsam mit dem Druiden ein kurzes Gebet für den getöteten Vogel, während Glamouron mit der brennenden Fackel daneben stand und wartete. Wenig später gab Artair dem Elfen das Zeichen, die Fackel in das Holz zu werfen, doch Glamouron ließ es sich nicht nehmen, sich auf seine Weise von dem Riesenalp zu verabschieden.
    »Sinya du-n she ed treysa star inro - mögest du das Licht finden, das hinter den Sternen leuchtet!« Mit sanfter, wohlklingender Stimme zitierte er die Stelle aus dem traditionellen Elfengebet zu Ehren der Verstorbenen. Einen Herzschlag lang zögerte er noch und sah zu der gramgebeugten Chiriga hinüber, dann warf er die Fackel mit den Worten »Iunij koku na siq-qasa min tag - wenn wir uns wieder sehen, wird es ein guter Tag sein« in das trockene Stroh am Fuß des Scheiterhaufens.
    Die Flammen verbreiteten sich rasch und griffen gierig auf die dünnen trockenen Aste über, die den toten Numair bedeckten. Und während die anderen Riesenalpe schweigend beobachteten, wie das Feuer immer höher aufloderte und die Flammen Funken sprühend zum Himmel aufstiegen, erklang aus Chirigas Kehle ein trauriger, lang gezogener Laut, der wie ein Klagelied weithin hörbar über die Steppe schallte.
    Als die Glut des Scheiterhaufens am Nachmittag unter den ersten schweren Regentropfen zischend erlosch und in dem bleichen Aschehaufen nichts mehr an den toten Riesenalp erinnerte, gab Artair das Zeichen zum Aufbruch. Der Druide hatte es eilig. Wenn sie der Spur, welche die Mörder und Plünderer hinterlassen hatten, noch folgen wollten, durften sie keine Zeit mehr verlieren. Der unerwartete Fund des toten Kuriervogels und dessen würdiges Begräbnis hatten mehr Zeit in Anspruch genommen, als er vermutet hatte. Jetzt drohte

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