Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers

Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers

Titel: Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
Vom Netzwerk:
herangeflogen sind, besteht kein Zweifel daran, dass ein ganzes Heer dieser Furcht erregenden Krieger sich bereits im nördlichen Grasland aufhält.« Er machte eine kurze Pause und erhob sich. »Wenn wir noch die geringste Aussicht auf Gegenwehr haben wollen, dürfen wir keine Zeit mehr vergeuden. Ich bitte euch, verliert nicht noch mehr Zeit mit sinnlosen Debatten. Vernünftiger wäre es, alles für die Verteidigung Nimrods vorzubereiten und die Kornspeicher der Stadt zu füllen. Sobald sich die Nachricht von dem nahenden Heer herumgesprochen hat, werden Tausende von Flüchtlingen aus dem Norden nach Nimrod strömen.« Er nahm drei Pfeile zur Hand und wickelte sie wieder in das Tuch. »Ich zweifle nicht an eurer Entschlossenheit, doch ich kann nicht bleiben, um eure Entscheidung abzuwarten. Letivahr und ich reisen noch heute Nacht weiter in die Sümpfe von Numark. Das feindliche Heer bedroht auch mein Volk, und dort muss man gleichermaßen für einen Kampf gerüstet sein. Sobald der König seine Entscheidungen getroffen hat, kehre ich zurück und teile sie euch mit.« Mit diesen Worten nahm er die Pfeile zur Hand, verneigte sich kurz und verließ den Raum, ohne sich noch einmal umzublicken.
    Als der Klang seiner Schritte verhallt war, nahm Sheridan den schwarzen Pfeil erneut in die Hand und betrachtete ihn eingehend. Alle Farbe war aus seinem Gesicht gewichen, und auf der Stirn zeigte sich eine tiefe senkrechte Falte.
    »Welch eine Waffe«, murmelte er fassungslos. Und während er mit dem Finger vorsichtig über die geschliffene Spitze fuhr, wich das Bild des tödlichen Metalls langsam dem Grauen erregenden Anblick einer fürchterlichen Schlacht. . .
    Hünenhafte schwarze Krieger stürmten Äxte schwingend durch die Straßen der Festungsstadt und mähten Männer, Frauen und Kinder rücksichtslos nieder. Auf dem Pflaster türmten sich die Leiher der Gefallenen, und die wenigen Überlebenden hasteten auf der Suche nach einer Fluchtmöglichkeit in blinder Panik umher. Doch die schmalen Gassen Nimrods waren unpassierbar. Überall standen die Häuser in Flammen. Der Feuersturm toste mit langen, glutheißen Zungen aus den Fenstern und an den Hauswänden empor und spie den Wolken einen glühenden Funkenregen entgegen. Es war Nacht, doch es war nicht dunkel. Der verhangene Himmel über der Festungsstadt wurde von den blutroten Flammen Hunderter Feuer erhellt, und die Schreie der Sterbenden mischten sich mit dem berstenden Krachen einstürzender Dächer, während das Siegesgeheul der Angreifer unheimlich durch die Straßen scholl. Die einst so prächtige Stadt war zu einem gewaltigen Scheiterhaufen geworden und bildete für jene, die hinter den Mauern Schutz gesucht hatten, eine tödliche Falle . . .
    »Sheridan!« Anthork legte dem Druiden sanft eine Hand auf die Schulter und holte ihn damit langsam in die Wirklichkeit zurück. Sheridan zitterte am ganzen Körper. Auf seiner Stirn glänzten Schweißperlen, und obgleich die Vision nur sehr kurz gewesen war, dauerte es lange, bis er sich beruhigt hatte. Anthork drängte ihn nicht und wartete geduldig, bis der Atem des Druiden wieder ruhig und regelmäßig ging. Erst dann stellte er die Frage, die sie alle beschäftigte. »Nun, was hast du gesehen?«
    »Ich sah die Zukunft.« Sheridan erschauerte, als die Bilder der Vision noch einmal vor seinem geistigen Auge auftauchten. »Die Zukunft Nimrods. Ich sah Häuser brennen und Menschen sterben, und ich sah die schwarzen Krieger, von denen Glamouron berichtet hat, siegreich durch die Straßen ziehen.«
    »Und was bedeutet das?«, fragte ein sehr junger Druide. »Zeigt uns die Vision die Zukunft, die uns bevorsteht, wenn wir nicht auf Glamourons und Artairs Worte hören, oder ist es das Schicksal, das uns erwartet, auch wenn wir alles tun, um Nimrod zu verteidigen?«
    Alle starrten Sheridan an, der das Gesicht hinter den Händen verborgen hielt. Müdigkeit und Spott waren verschwunden. Nach den jüngsten Ereignissen zweifelte niemand mehr an der Richtigkeit dessen, was Artair und der Elf gesehen hatten. Der junge Druide hatte ausgesprochen, was alle bewegte: Würden sie Nimrod erfolgreich verteidigen können, wenn es zu einem Angriff käme?
    »Ich weiß es nicht«, meinte Sheridan schließlich mit matter Stimme. »Die Vision war nicht eindeutig. Wie so viele Visionen zeigt sie uns nur eine mögliche Folge des Handelns, ohne zu sagen, wie es so weit kommen konnte.« Er straffte sich und nahm auch die anderen zwei Pfeile an sich.

Weitere Kostenlose Bücher