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Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers

Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers

Titel: Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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fand.
    Mühsam bahnte sie sich einen Weg durch die überfüllten Straßen und Gassen Nimrods zu dem Platz vor der Inneren Festung, wo die Krieger der Stadtwache die eilig einberufenen Männer im Umgang mit Schwert und Bogen unterwiesen und ihnen die wichtigsten Regeln des Zweikampfes erläuterten.
    Der Platz war zum Bersten mit Menschen gefüllt. Überall sah man junge Männer, die sich unbeholfen im Schwertkampf übten oder mit Bögen und Armbrüsten auf Strohballen schössen. Manche trugen die Uniform der Stadtwache, die meisten jedoch die schlichte graue Arbeitskleidung der einfachen Bürger. Hin und wieder erkannte Paira in der Menge auch einen Nebelelfen. Die hoch gewachsenen Krieger in der hellen Lederkleidung waren trotz des Gedränges nicht zu übersehen. Sie hielten sich vor allem bei den Bogenschützen auf, wo sie den ungeschickten Rekruten hilfreiche Ratschläge gaben.
    Auf dem Platz herrschte eine seltsame Atmosphäre. Der Tatendrang und die Entschlossenheit der Verteidiger waren allgegenwärtig, und die feste Überzeugung, die Angreifer vertreiben zu können, hing nahezu greifbar in der Luft. Der bevorstehende Kampf war die größte Herausforderung, die Thale seit Menschengedenken zu bestehen hatte, und die Tatsache, dass sich die Nebelelfen und Riesenalpe in der Stunde der Not ohne Zögern an die Seite der Menschen stellten, erfüllte die jungen Rekruten mit einem solchen Stolz, dass sie glaubten, niemand könne sie bezwingen.
    Je länger Paira über den Platz irrte, desto mehr ergriff das Gefühl der Unbesiegbarkeit auch von ihr Besitz. Nach und nach verdrängte es die trüben Gedanken und nagenden Zweifel und füllte die trostlose Leere in ihrem Innern mit Zuversicht.
    Plötzlich kam ihr der Gedanke, wie stolz sie wäre, Fedeon hier bei den Waffen zu sehen, und sie bedauerte es, dass er nicht kämpfen würde, um sein Leben wie die anderen mutig und entschlossen für die Freiheit Thaies einzusetzen.
    Doch die Möglichkeit, dass er zurückkam, war gering. Die Tore würden am Abend endgültig geschlossen werden, und wenn Fedeon Nimrod bis dahin nicht erreichte, würde er nicht mehr in die Stadt gelangen können. Dann wäre er ganz auf sich gestellt, allein, unbewaffnet und . . .
    Paira erlaubte es sich nicht, weiter darüber nachzudenken. In den Bergen ist Fedeon sicher, dorthin werden die Angreifer gewiss nicht kommen, beruhigte sie sich in Gedanken. Doch auch die vernünftigsten Überlegungen schafften es nicht, die quälende Sorge um ihren Gefährten zu vertreiben.
    »Paira!« Bevan hatte sie entdeckt und zwängte sich durch eine Gruppe von Rekruten auf sie zu. Er trug ein glänzendes Schwert in der Hand und einen hölzernen Schild über dem Arm und lächelte. »Paira, wie schön, dich zu sehen«, sagte er erfreut und schloss sie in die Arme.
    »Ich dachte schon, du wärst nicht hier.« Paira schlang ihm die Arme um den Hals. »Ich suche dich schon eine ganze Weile«, erzählte sie. »Aber hier sind so viele Menschen, dass ich es fast aufgegeben hätte.« Sie wand sich aus seinen Armen, trat einen Schritt zurück und musterte ihn besorgt. Bevans Gewand war staubig und wies unzählige Schnitte auf, deren Ränder an manchen Stellen mit Blut befleckt waren. Paira runzelte die Stirn und zupfte mit den Fingern behutsam an dem zerschnittenen Ärmel.
    »Bist du verletzt?«, fragte sie leise.
    »Alles halb so schlimm.« Bevan lachte und schob den Ärmel in die Höhe. »Siehst du, nur ein paar Kratzer.«
    »Nur ein paar Kratzer?« Paira warf einen entsetzten Blick auf den Unterarm ihres Bruders. Die Wunden waren zwar nicht tief, doch es waren entschieden zu viele, um sie als »nur ein paar Kratzer« abzutun. »Wie konnte das geschehen?«, fragte sie.
    »Nun, die Männer hier sind nicht gerade zimperlich. Da kann es schon mal passieren, dass man den Gegner verletzt«, erklärte Bevan und grinste. Er war schon immer sehr robust gewesen und nahm die Schmerzen gelassen hin. »Die Arme der anderen sehen nicht viel besser aus.« Mit diesen Worten zog er den Ärmel wieder herunter und fragte: »Warum hast du mich gesucht?«
    »Ich wollte dir etwas zu essen bringen, weil . . . weil ich dachte, dass du vielleicht Hunger hast.« Paira griff in die Taschen des Kittels und reichte ihm die Äpfel.
    »Oh, danke. Du hast Recht, ich habe wirklich Hunger.« Bevan biss herzhaft in den Apfel, ließ seine Schwester dabei aber nicht aus den Augen. »Aber das ist nicht der einzige Grund - oder?«, fragte er vorsichtig.
    »Nein.

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