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Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers

Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers

Titel: Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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euch ein Versteck zu graben.« Sie warf das Heu in die Box und blickte ihre älteste Tochter an. »Wenn die Mauern fallen und ich nicht bei euch bin«, sagte sie ernst,
    »wirst du deine kleine Schwester an die Hand nehmen und mit ihr hierher flüchten. Ich werde alles so herrichten, dass niemand den Unterschlupf erkennt. Im Innern findet ihr Wasser und Nahrung für ein paar Sonnenläufe und einen weichen Platz zum Schlafen. Verhaltet euch ganz ruhig. Egal, was geschieht.« Sie trat in die Box bückte sich und hob ein breites Brett vom Boden auf. Darunter gähnte eine tiefe Grube, in der zwei Menschen liegen konnten. »Wenn die Kampfgeräusche ganz nahe sind, steigt ihr beide in die Grube«, erklärte sie. »Dort seid ihr sicher.«
    »Und was ist mit dir, Mutter?« Alle Farbe war plötzlich aus Pairas Gesicht gewichen. Wie lange hatte ihre Mutter gebraucht, um die Grube zu graben? Und sie hatte nichts davon bemerkt! War die Lage wirklich so aussichtslos? »Wo rinden wir dich?« Ihre Stimme bebte vor Angst »Ich werde hierher kommen, sobald ich kann«, versicherte die Mutter und zog Paira an sich. »Du weißt, dass auch ich kämpfen werde, wenn man mich ruft. Wie dein Bruder Bevan werde ich die Freiheit Nimrods mit meinem Leben verteidigen, wenn das Horn ertönt, das die Frauen zu den Waffen ruft.«
    »Nein, das wusste ich nicht!« Energisch wand sich Paira aus den Armen der Mutter. »Wenn du kämpfst, dann kämpfe ich auch. Ich kann besser mit dem Bogen umgehen als Bevan und bin nur drei Sommer jünger als er. Wenn die Frauen kämpfen sollen, dann werde ich mitgehen.«
    »Nein, das wirst du nicht!« In der Stimme der Mutter schwang ein strenger und befehlender Ton mit, den Paira noch nie bei ihr gehört hatte. »Du wirst dich um Maite kümmern, wie ich es dir gesagt habe. Sie braucht dich. Sollten dein Bruder und ich im Kampf fallen«, sie blinzelte und schluckte schwer, »wäre Maite ganz allein. Sie braucht dich.«
    »Aber ich will hier nicht untätig herumsitzen. Ich will kämpfen«, begehrte Paira auf. »Ich will...«
    »Du tust, was ich dir sage!« In den Worten lag etwas, das keinen Widerspruch duldete. »Seit fünf Sonnenläufen arbeite ich daran, hier ein Versteck für euch beide zu einzurichten. Wenn die Mauern fallen und die feindlichen Krieger in die Stadt kommen, versteckt ihr euch hier, bis der Kampf in den Straßen vorüber ist. Unter dem Brett wird man euch nicht entdecken.« Unvermittelt wurde ihre Stimme leise. Zärtlich legte sie die schmutzigen Hände an Pairas Wangen, sah ihr tief in die Augen und flüsterte: »Bitte tu, was ich dir sage, Paira. Es ist tröstlich für mich, euch in Sicherheit zu wissen. Ich könnte vor lauter Sorge um euch nicht kämpfen. Versprich mir, dass du dich um Maite kümmern wirst, was auch immer geschieht.«
    »Ich . . . ich verspreche es.« Paira antwortete, ohne zu überlegen. Sie sah die Tränen in den Augen ihrer Mutter und spürte, dass sie es bitterernst meinte. Und noch etwas spürte sie ganz deutlich: Die Zeit der Unbeschwertheit war vorbei. Niemals wieder würde ihr Leben sein wie zuvor. Dabei hatte sie eben noch gedacht, die Sorge um Fedeon sei ihre größte. Sie hatte den Worten der Druiden geglaubt, die immer wieder beteuert hatten, die Mauern seien unbezwingbar und ihr Leben sicher. Sie hatte es geglaubt, ohne weiter nachzufragen, weil sie es hatte glauben wollen. Unerschütterlich hatte sie daran festgehalten, dass alles beim Alten bleiben würde, und die Sorgen ihrer Mutter nicht bemerkt. Doch das war jetzt vorbei. Der Anblick des Unterschlupfs hatte alles wunschbestimmte Denken vertrieben und einer grausamen Wirklichkeit Platz gemacht, der Paira sich nicht gewachsen fühlte. Einer Wirklichkeit voller Furcht und Ungewissheit. Würden Bevan und ihre Mutter sterben? Würden die Krieger in die Stadt gelangen und wie in den alten Geschichten Feuer legen, morden und plündern? Paira spürte, dass sich die Angst wie ein eiserner Ring um ihre Brust legte und ihr den Atem nahm.
    Um den quälenden Gedanken zu entfliehen, ergriff sie zwei der Äpfel, die neben ihr in einem kleinen Korb lagen, steckte sie ein und sagte hastig: »Ich . . . ich bringe Bevan ein paar Äpfel, ja? Er...  er ist sicher hungrig. Das Essen der neuen Rekruten soll sehr dürftig sein.«
    »Ja, geh nur.« Ihre Mutter nickte nachsichtig und griff nach Culvers alter Decke. »Er wird sich freuen, dich zu sehen. Ich habe hier noch einiges zu tun.« Es dauerte lange, bis Paira ihren Bruder

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