Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers
Wege in die Stadt als das große Flügeltor?«, fragte An-Rukhbar, ohne auf den Vorschlag des Magiers einzugehen.
»Es gibt noch zwei kleinere Tore in unmittelbarer Nähe der Felswände«, erklärte der Magier.
»Doch es ist fast unmöglich, von außen dort hindurchzukommen.« Es schüttelte bedauernd den Kopf. »Diese Tore werden gut bewacht. Sollten die Cha-Gurrlinen versuchen, dort einzudringen, würden sie sofort bemerkt werden. Außerdem sind die Tore so klein, dass nur ein Cha-Gurrlin auf einmal hindurchpassen würde, und daher leicht zu verteidigen. Es sei d e n n . . . « , plötzlich hellte sich sein Gesicht auf, » . . . jemand macht uns den Weg frei und öffnet das Tor von innen.«
»Kennst du dort jemanden, der das tun würde?«
»Vielleicht. Ja. Ich . . . ich bin mir nicht sicher. Es gibt da einen guten Freund. Einen Kaufmann, der zu fast allem bereit ist, wenn es ihm nur einen Vorteil bringt. Für diesen Verrat müsste man ihm allerdings ein außergewöhnlich gutes Angebot unterbreiten.« Asco-Bahrran runzelte nachdenklich die Stirn.
»Dann finde heraus, was er verlangt«, sagte An-Rukhbar und fügte etwas leiser hinzu: »Es darf nicht sein, dass dieser Krieg das Land entvölkert. Ich will viele Gefangene. Nur lebend haben die Menschen einen Wert für mich.«
»Mutter!« Mit wehenden Haaren stürzte Paira in den kleinen dunklen Raum, der noch vor einem Mondlauf als Pferdestall und Vorratslager für das Gemüse gedient hatte.
Er war wie leer gefegt. Kein einziger Kohlkopf lagerte mehr in den Holzregalen an den Wänden, und die großen Kisten, in denen sich vor kurzem noch Kartoffeln und Rüben befunden hatten, standen nutzlos herum. Vor fünf Sonnenläufen waren sie das letzte Mal auf dem Markt gewesen, um Gemüse zu verkaufen. Zu jener Zeit hatte sich die Nachricht vom nahenden Heer schon überall herumgesprochen. Die Leute hatten ihnen den Kohl, den wenige Sonnenläufe zuvor kaum jemand hatte haben wollen, schon auf dem Weg zum Markt gierig vom Wagen gerissen, während Paira und ihre Mutter alle Mühe gehabt hatten, die aufgeregte Menge zu bedienen. Noch bevor die Sonne den höchsten Stand erreicht hatte, war nichts mehr übrig gewesen.
Jetzt lagerte nur mehr ein magerer Vorrat für die Familie im Schuppen. Ein Korb voller Apfel, ein Dutzend Kohlköpfe sowie je eine Kiste mit Kartoffeln und Rüben. In der Futterkrippe lag noch etwas Heu.
Der Anblick stimmte Paira traurig. Culver, das alte Steppenpony, das der Familie viele Sommer lang treu gedient hatte und das sie so sehr ins Herz geschlossen hatte, war einen Sonnenlauf zuvor von der Stadtwache beschlagnahmt worden. Niemand sprach es aus, doch alle ahnten, dass er geschlachtet worden war. Fleisch war knapp, und die überfüllte Stadt hungerte.
»Mutter?« Paira trat in den kühlen Raum und blinzelte in die Dunkelheit hinein. »Mutter, bist du da?«
»Ich bin hier hinten«, ertönte eine Stimme aus Culvers Box.
»Mutter, die Leute sagen, dass das Heer bald angreifen wird«, berichtete Paira aufgeregt, während sie durch den Vorratskeller hastete. »Sie sagen, die Krieger seien nur einen Sonnenlauf entfernt in den Wäldern von Daran. Es sollen Tausende sein. O Mutter, ich mache mir solche Sorgen um Fedeon. Er ist noch immer nicht zurückgekehrt. Was ist, wenn er. . . «
5
Paira stockte und blickte verwundert auf ihre Mutter, die gerade das Heu aus Culvers Futterkrippe nahm und es über das frische Stroh in der Box streute. »Was machst du da?«, fragte sie.
»Ich habe gehört, was die Leute reden, und bereite mich vor.«
»Worauf?«
»Darauf, dass feindliche Krieger in Nimrod einfallen.«
»Aber Mutter, wie kannst du nur so etwas denken. Nimrod kann nicht erobert werden, das haben die Druiden doch gesagt. Die Mauern sind dick und standhaft und so hoch, dass sie niemand bezwingen kann. Außerdem sind die Nebelelfen und die Riesenalpe gekommen, um uns zur Seite zu stehen. Und alle Männer Nimrods kämpfen . . . «
»Die Gütige Göttin gebe, dass du Recht behältst«, sagte Pairas Mutter, ohne in ihrem Tun innezuhalten. »Aber für den Fall, dass es anders kommt, werde ich uns hier eine Zuflucht einrichten, in der die Krieger uns nicht so schnell finden werden. Der Kesselflicker von nebenan gräbt auch einen Unterschlupf für seine Kinder. Du weißt, dass sein Bruder ein Seher ist. Er scheint böse Vorzeichen gesehen zu haben. Jedenfalls rechnet der Kesselflicker mit dem Schlimmsten und hat mir dringend geraten, auch für
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