Die Saga von Thale 03 - Die Hüterin des Elfenfeuers
festzustellen, ob sich dort Einheiten der schwarzen Krieger befinden. Sie sind von dem kleinen Tor im Süden aufgebrochen und sollten über den geheimen Pfad zurückkehren, um zu sehen, wo dieser mündet.«
»Ein geheimer Pfad?« Davon hatte Chiriga noch nie etwas gehört.
»Das ist ein Fluchttunnel, der von der Festungsstadt aus durch den Berg verlaufen und weiter östlich in den Valdor-Bergen enden soll«, erklärte Glamouron. »Du kennst doch sicher die Jagdhütte oben am Gießbach. Glaubt man den alten Schriften, so endet der Fluchttunnel dort ganz in der Nähe. Es heißt, dass er in den Fels getrieben wurde, als man die Festungsstadt erbaute, doch er ist auf keiner Karte verzeichnet, und niemand weiß, wo er beginnt. Der Spähtrupp sollte ...« Er brach ab, weil Chiriga in diesem Augenblick nach Westen schwenkte und ihm die Möglichkeit gab, die Wälder von Daran bis zum Horizont zu überblicken. Es war eine Aussicht, die er stets genossen hatte, doch nun hatte sie etwas Unheimliches und Bedrohliches an sich. Irgendwo unter dem dichten Blätterdach der Bäume lagerte das Heer der schwarzen Krieger und wartete auf den Befehl zum Angriff. Niemand wusste, wie groß es wirklich war, doch es gab Berichte von kleineren Trupps, die aus dem Nichts kommend das Grasland durchquerten, um sich dem Heer anzuschließen.
Glamouron ahnte, dass es ein gewaltiges Heer sein musste, und jetzt, da er Nimrod hinter sich gelassen hatte, spürte er wieder die beklemmende Furcht vor dem, was kommen mochte.
In Nimrod war das anders gewesen. Um die Bevölkerung ruhig zu halten und zu verhindern, dass die eilig rekrutierten Bürger desertierten, hatten die Druiden ein feines Gespinst aus Magie über den Stadtkern der Festung gelegt. Diese Magie vermittelte den Menschen Zuversicht und das Gefühl, die bevorstehende Schlacht gewinnen zu können, während sie gleichzeitig alle Furcht und Zweifel unterdrückte.
Nebelelfen waren zwar nicht so leicht zu beeinflussen wie Menschen, doch Glamouron hatte festgestellt, dass auch er dazu neigte, die Lage als nicht ganz so hoffnungslos anzusehen, solange er sich in Nimrod aufhielt.
»Also zum Gießbach«, schlussfolgerte Chiriga in die Gedanken des Elfen hinein.
»Nein.« Glamouron schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Ahnung, wie weit der Spähtrupp in die Berge vorgedrungen ist. Am besten, wir beginnen die Suche am Südtor und fliegen entlang der Strecke, die sie vermutlich genommen haben. Die Ebene vor den Toren können wir auslassen. Ein Posten auf den Zinnen hat gesehen, dass die Krieger die Vorberge unbehelligt erreicht haben.«
»Verstanden.« Chiriga schwenkte nach links und nahm Kurs auf die Berge südlich der Festungsstadt.
Der erste Gedanke, der Okowan kam, als er das hässliche vogelähnliche Geschöpf mitten auf seinem Schreibtisch entdeckte, war, dass einer der unzähligen Bittsteller in seiner Abwesenheit mit einer abscheulichen Skulptur zu ihm gekommen sei, um Lebensmittel oder Ähnliches einzutauschen. Vermutlich hatten ihm die Wachen vor der Tür das Gebilde abgenommen und es hier auf den Tisch gestellt, während sie dem armen Teufel gesagt hatten, er möge später noch einmal wiederkommen.
6
Okowan schnaubte verärgert und trat vor den Tisch, um die seltsame Vogelstatue näher zu betrachten. Hatte er den Wachen nicht ausdrücklich befohlen, jeden abzuweisen, der Plunder, Gerumpel oder wertlosen Tand mit sich führte? Was sollte die scheußliche Skulptur hier? Sie war zweifellos filigran gearbeitet und zeugte von großem handwerklichen Geschick, aber sie war so hässlich, dass Okowan bezweifelte, sie jemals wieder loszuwerden.
»Verdammte Trottel«, murmelte er ärgerlich und wandte sich um, um die Wachtposten hereinzurufen, da bemerkte er aus den Augenwinkeln eine winzige Bewegung und stutzte. Die Vogelstatue hatte geblinzelt!
Wie war das möglich? Verdutzt setzte sich Okowan auf den pompösen Stuhl vor dem Tisch und betrachtete die abstoßende Kreatur mit unverhohlener Neugier. Hatte sie wirklich geblinzelt? Doch das eichhörnchengroße, federlose Wesen mit dem bemerkenswerten roten gebogenen Schnabel und Flügeln, die an eine Fledermaus erinnerten, hockte nach wie vor auf den Hinterläufen und bewegte sich nicht.
»Ich arbeite einfach zu viel!«, seufzte Okowan und schüttelte verdrießlich den Kopf. Dennoch, die seltsame Skulptur hatte seine Aufmerksamkeit geweckt, und er griff danach, um sie sich aus der Nähe anzusehen.
Zu spät bemerkte er das
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